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Ehrenamt hinter Gittern:Der Katholische Gefängnisverein in Düsseldorf setzt sich für Inhaftierte ein

Gefängnisflur
Datum:
19. Dez. 2024
Von:
Newsdesk/jst
Wer in der JVA Düsseldorf einsitzt, kann auf die Unterstützung von Ehrenamtlichen zählen: Engagierte des Katholischen Gefängnisvereins begleiten inhaftierte Menschen, schenken zum Beispiel Zeit für Gespräche oder bieten die Möglichkeit, mit im Chor zu singen.

Es ist ein Verein mit einer langen Geschichte: Bereits 1893 gründeten Engagierte in Düsseldorf den katholischen Gefängnisverein e.V., dessen Zielrichtung es war, auch in Gefängnissen menschenwürdige Zustände herbeizuführen. Grundlage dafür war das christliche Menschenbild, das auch heute noch maßgeblich ist – es geht den mittlerweile drei Haupt- und über 50 Ehrenamtlichen allerdings nicht um die Mission, sondern um das Angebot einer Unterstützung, wenn sie gebraucht oder gewünscht wird. Sie sind da und haben ein Ohr für Menschen, die straffällig wurden und sich jetzt innerhalb einer Justizvollzugsanstalt (JVA) und damit außerhalb der Gesellschaft vorfinden – und in Not sind.

In der aktuellen Situation nicht allein lassen

Wie sich die Ehrenamtlichen einbringen, ist sehr individuell. Birgitta Horster etwa, die bereits seit 28 Jahren dabei ist, hat sich es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen in der aktuellen Situation der Inhaftierung zu begleiten, und den Fokus weniger auf die Zukunft zu legen. Sie schenkt Zeit und Aufmerksamkeit. Und das wird gebraucht: Einige Inhaftierte haben wenige Kontakte, sind möglicherweise ohne Familie und – vielleicht auch unter einer harten Schale verborgen – sehr einsam.

Birgitta Horster entschied sich für das Ehrenamt, als sie auf den Einführungskurs aufmerksam wurde, den der Verein jedes Jahr anbietet. Da die JVA zu dem Zeitpunkt örtlich nahgelegen war, war dieses Thema für sie sehr präsent und das Interesse geweckt.

Schenkt Zeit für Gespräche: Birgitta Horster

Neben dem Einführungskurs bietet der Verein auch den regelmäßigen Austausch unter den Ehrenamtlichen an. Wer sich in der JVA engagiert, sollte mit beiden Beinen im Leben stehen und über ein robusteres Naturell verfügen. Um mit den manchmal fordernden oder auch belastenden Situationen besser umzugehen, helfe es, auch unter den Ehrenamtlichem im Gespräch zu bleiben, betont die Düsseldorferin. Zudem gibt es die Möglichkeit, mit Experten aus anderen Kontexten zu sprechen, beispielsweise mit Fachleuten aus der JVA, Mitarbeitern des Sozialdienstes Katholischer Männer oder von der Schuldnerberatung.

Einzelbegleitung – oft über Jahre

Birgitta Horster begleitet immer einen Inhaftierten. Wie lange ist abhängig von vielen Faktoren, etwa, wie lange jemand in der Haftanstalt einsitzt, ob er in eine andere Haftanstalt verlegt wird oder seine Haftstrafe abgesessen hat. Und wie lange auch das Interesse besteht.

Besuch-Besuchsraum-Stufe1

Alle drei Wochen kommt Birgitta Horster in die JVA und trifft sich zur Besuchszeit mit ihrem jeweiligen Gesprächspartner. Die längste Begleitung lief über zehn Jahre – von der U-Haft über den Prozess und während der Zeit der Haft. Sie schreckt nicht davor zurück, wenn es schwierig wird, und zeigt ihrem Gegenüber, dass auf sie Verlass ist. Das Vertrauen des Inhaftierten muss in vielen Fällen erst aufgebaut werden, so auch im Fall der langjährigen Begleitung. Der Inhaftierte war zunächst selbst eher zurückhaltend und misstrauisch. Auch, wer vielleicht einsam ist, muss Kontakt erst einmal zulassen können.

Birgitta Horster übt ihr Ehrenamt mit Überzeugung aus, es ist ihr ans Herz gewachsen, wie sie sagt. Und sie sieht nach wie vor den Bedarf – von mehr als einer Seite übrigens: „Die Gesellschaft sollte die Inhaftierten als Teil der Gesellschaft betrachten. Keiner kann von sich behaupten, das passiert ihm niemals.“

40 Jahre ehrenamtliches Engagement im Chor

Ebenfalls schon sehr lange aus Überzeugung dabei ist Lioba Lichtschlag, die in diesem Jahr auf 40 Jahre im Ehrenamt zurückblickt.

Lioba Lichtschlag vor der JVA Düsseldorf

Auch sie war auf den Kurs aufmerksam geworden, in dem es um „gefangene Mitbürger“ ging, wie sie betont. Der Gefängnisgeistliche bat sie um Unterstützung bei der Vorbereitung des Gottesdienstes, eine Aufgabe, die ihr sehr am Herzen lag.

Der Chor, der bei den Gottesdiensten sang, wurde zu diesem Zeitpunkt von Häftlingen geleitet. Schnell stellte sich aber heraus, dass Lioba Lichtschlag aus einer sehr musikalischen Familie stammt und ein gewisses Talent mitbrachte. Sie spielt neben Klavier unter anderem auch Bratsche und hatte sich neben dem Gesangsunterricht schon früh in Chorleitung weitergebildet – und so wurde ihr die Leitung des Chores angeboten. Sie hat sie bis heute inne.

Viele Sprachen und Stimmen

Jeden Samstag wird geprobt, die von ihr ausgesuchten Lieder werden dann im Gottesdienst gesungen. Die Fähigkeiten der Teilnehmer sind sehr unterschiedlich, aber jeder findet seinen Platz, es geht in erster Linie um das Gemeinsame. „Die Menschen geben sich in dem Chor so, wie sie sind“, sagt Lioba Lichtschlag. Das gefällt ihr. Während der Probe gibt es immer auch eine Pause, in der man ins Gespräch kommen kann. Und man merke, wenn der Text einem Menschen zusagt: „Dann ist das Herz schon mit dabei.“

Lioba Lichtschlag hat es im Laufe der Zeit mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Ländern zu tun gehabt. Neben den üblichen Liederbüchern, wie etwa dem Gotteslob, „Kommt und singt“ und „Unterwegs“ hat sie mittlerweile auch eine eigene Sammlung. Denn nach Möglichkeit versuchte sie stets, Lieder in der jeweiligen Sprache ihrer Chormitglieder zu finden.

Breit gefächert sind auch die Bildungsschichten, das Spektrum reicht vom Analphabeten bis zu Arzt. Jeder von ihnen trägt mit seiner Stimme zum Gefangenenchor und so zur musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes bei – was Lioba Lichtschlag auch nach 40 Jahren ein Anliegen ist.

Ehrenamt

Birgitta Horster und Lioba Lichtschlag sind zwei von derzeit über 50 Ehrenamtlichen, die ihre Zeit und ihre Fähigkeiten und Kenntnisse einsetzen für mehr Menschlichkeit innerhalb der Gefängnismauern, um Inhaftierte nicht allein zu lassen.

Der Verein freut sich nach wie vor über weitere Interessierte, die sich für solche Menschen einbringen, die in der Gesellschaft kaum eine Lobby haben. Der nächste Einführungskurs beginnt am 20. Januar 2025.

Übrigens ist die Situation von Gefangenen auch Papst Franziskus ein Anliegen. Er hat dies in der Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr 2025 erwähnt, denn Zeichen der Hoffnung solle es auch für die Gefangenen geben.

Katholischer Gefängnisverein Düsseldorf e.V.

1893 in Düsseldorf gegründet, wollte der katholischen Gefängnisverein e.V. auch in Gefängnissen menschenwürdige Zustände herbeiführen. Grundlage dafür war das christliche Menschenbild.

Zu den wesentlichen Elementen der ehrenamtlichen Arbeit gehören Gespräche mit Inhaftierten, Gruppenarbeiten (etwa im Freizeit- und Kulturbereich), die Vermittlung von Betreuungsangeboten oder Fachberatung, die Beratung und Begleitung für Familienangehörige und letztendlich auch die Entlassungsvorbereitung und Hilfe bei der Wohnungssuche.

Heute sind in dem Verein drei Hauptamtliche und über 50 Ehrenamtliche aktiv.

Weitere Informationen zum Katholischen Gefängnisverein Düsseldorf e.V., zur Spendenmöglichkeit und für am Ehrenamt Interessierte unter:

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