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Service

Teresa von Avila - 4. Stichwort: Weisheit

Datum:
10. Apr. 2020
Anregungen in Coronazeiten – für Frauen – aber nicht nur … - gestaltet als Biographiearbeit

von Dr. Hedwig Lamberty, Referentin für Frauen, Singles und alleinerziehende Männer und Frauen

Teresa von Avila

In diesen Tagen – geprägt vom Coronavirus - begegnete mir erneut die große Heilige des 16. Jahrhunderts: Teresa von Avila.  

Warum gerade sie? Weil just ihr Geburtstag war (28. März), und weil sie uns durchaus für heute ein paar Anregungen geben kann. 

Teresa von Avila war in ihrem Denken und Handeln eine sehr starke, mutige, kreative und eigenständige Persönlichkeit und hat nicht umsonst eine nachhaltige Wirkung hinterlassen.

Folge 4 - Weisheit

„Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheiten erscheint es mir ja schade, sie nicht weiterzugeben - aber Du verstehst, o Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte“, schreibt Teresa von Avila.

Selbstkritisch und ironisch im Hinblick auf ihre eigene Person, das konnte sie sein und gleichzeitig zeigt Teresa damit schon eine Menge (echter) Weisheit, weil sie unterscheiden kann, weil sie im Laufe ihres Lebens zu unterscheiden gelernt hat, was und wem sie etwas sagen kann (auch kritisch) und wem auch nicht. Eine erwähnenswerte Haltung – damals und heute.

Aber nicht nur darin zeigt sich die überzeitliche Weisheit einer Ordensfrau aus dem 16. Jh., die als Frau zu ihrer Zeit im Grunde nichts zu sagen hatte und von Klerikern oftmals als „dummes Weib“ abgekanzelt wurde. 

Ausschnitthaft anhand ihrer Biographie seien hier einige Aspekte genannt:
Teresa war trotz immer wiederkehrender Krankheiten eine ehrgeizige Frau und wollte unter allen Umständen nach dem Eintritt ins Kloster eine gute Nonne werden. Eine gute Klosterschwester zu sein beinhaltete damals mitunter ein körperschädigendes Fasten, Schlafentzug und Selbstgeißelung. Dagegen jedoch hat sich Teresa immer gewandt, derlei Bußübungen lehnte sie kategorisch ab - für sich selbst und in ihrer Funktion als Priorin und Ordensgründerin für ihre Mitschwestern. Ein Leben lang hat sie vor damals gängigem Rigorismus gewarnt und stattdessen Sanftheit (suavidad) gepredigt. Dazu gehört auch ihr berühmt gewordener Satz: „Tue deinem Leib etwas Gutes, damit die Seele Lust hat darin zu wohnen.“ Von Sanftheit sollte sowohl die Beziehung zu Gott wie zu den Mitmenschen geprägt sein, weil nur dadurch der Mensch zu seiner gottgewollten Entfaltung komme. 

Damit einher ging ihr Bestreben, die eigene Wahrheit und Individualität zu entdecken: Wer ist Gott für mich, und wer bin ich? Nüchterne Selbsterkenntnis zeichnet sie aus und lässt sie ihre Stärken und Schwächen erkennen. Und aus ihrer tiefen Gottesbeziehung heraus, die immer an erster Stelle steht, kann sie sich gut auf andere Menschen einstellen, ohne sich selbst zu verlieren. 

Als sie 1571 – gegen ihren und den Willen der Mitschwestern – Oberin des Klosters wird, in das sie 1535 eingetreten ist, signalisiert sie, dass sie ihr Amt nicht als Machtposition versteht. Im Gegenteil: Hatten die Nonnen befürchtet, ungewollte Veränderungen akzeptieren zu müssen, so ist nun jede eingeladen, Teresa selbst zu belehren. Damit begegnet sie den Mitschwestern auf Augenhöhe und wird so jeder einzelnen gerecht

Nicht zu vergessen als ein Weisheitsaspekt in Teresas Leben sei ihr Humor:
Ob es das Gebet vom Älterwerden ist, das mit den Zeilen beginnt:
„Oh Herr, Du weißt besser als ich, dass ich
von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde.
Bewahre mich vor der Einbildung, 
bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema
etwas sagen zu müssen“ …
oder das am Ende ihres Lebens:
Teresa lag auf dem Sterbebett, die Schwestern bereiteten alles vor, unter anderem ein geweihte Kerze und einen Ständer. Teresa lachte: „Wenn der Herr mich holt, werdet ihr mir die Kerze mitgeben, aber bitte nicht den Ständer, er ist zu hässlich …“

Anregungen

Dies folgenden Fragen können Sie für sich ein wenig meditieren – so, wie es für Sie passend ist, und vielleicht rufen Sie eine gute Freundin hat, wenn Sie den Wunsch verspüren, mit jemand darüber zu sprechen. 

Impulse zum Nachdenken und Nachspüren

Im Text sind die Aspekte von Teresas Lebens-Weisheiten  kursiv gedruckt. Wie denken Sie darüber? Was sind Ihre Lebens-Weisheiten?

Wenn Sie einen Film über Ihr Leben drehen würden, wie wäre der Titel – wie der Untertitel? Welche Einzelheiten aus Ihrem Leben kämen vor?

Welche „Weisheit(en)“ ziehen Sie aus der derzeitigen Coronakrise? Welche menschlichen Haltungen sollten diese Zeit überdauern?

Zum Schluss

Das bekannte Gebet Teresas, das man nach ihrem Tod in ihrem Brevier gefunden hat:

Nichts soll dich verstören nichts dich erschrecken,
alles vergeht.
Gott ändert sich nicht. Geduld erlangt alles;
wer Gott hat, dem fehlt nichts.
Gott nur genügt.