Mit Beginn der kommunistischen Diktatur Ende 1944, die Albanien zum "ersten atheistischen Land der Welt" machen wollte, wurde es gefährlich für die wenigen Christen. Dennoch entschied Marxen, im Land zu bleiben. Zweimal wurde er inhaftiert und schließlich am 16. November 1946 nachts in einem Wald nahe Tirana erschossen. Ein Mithäftling zitiert die Abschiedsworte des damals 40-Jährigen: "Ich bin glücklich. Ich werde nun sterben, und man wird sich in Albanien daran erinnern, dass ich ein Zeuge für Christus war."
"Als junges Mädchen habe ich nach allen Geschwistern meiner Großeltern gefragt, von Onkel Josef wusste aber niemand Genaueres", berichtet Cäcilia Giebermann. So kennt die Familie nicht einmal sein Grab. Inzwischen ist auch der jüngste Bruder Alfons hochbetagt gestorben. "Aber zum Glück hat er noch mitbekommen, dass Josef seliggesprochen werden sollte."
Die Initiative dazu ging 2002 vom Erzbischof von Shkoder, Angelo Massafra, aus. Auch ihn hat die Rheinländerin in Albanien getroffen. "Einige Leute dort haben sich praktisch bei mir für den Tod meines Onkels entschuldigt", zeigt sich die 45-Jährige beeindruckt. "Sonst sind wir Deutsche ja eher in der Rolle der Täter." Besonders nachhaltig war die Begegnung mit einer Familie, die heute im früheren Pfarrhaus von Marxen lebt. "Am Anfang waren die Leute sehr scheu und wussten nicht so recht, was sie mit mir anfangen sollten", erinnert sich die Autorin. Doch sie hielt Kontakt zu den Eltern, zu den Kindern Pashke, Kristian und Gjergj.