Der Ablass geht auf die Unterscheidung zwischen Sünde und Strafe für die Sünde zurück. Als Sünde gilt das Sich-Entfernen von Gott. Jedem Menschen, der dies bereut und um Vergebung bittet, schenkt Gott von neuem seine Nähe, mit anderen Worten: vergibt die Sünde. Doch das sich Entfernen und erneute Annähern an Gott sind auch umfassende innere Prozesse. Das Durchschreiten der Heiligen Pforte kann als Sinnbild dieses Prozesses verstanden werden.
Der Ablass befasst sich mit dem Prozess der Umkehr, der erneuten Annäherung: Sein Leben neu auf Gott auszurichten, ist kein simples „Schwamm drüber“ und „Vergessen“, sondern bedeutet Lebensänderung und Arbeit an sich selber und an der Begegnung mit dem Nächsten.
Genau in diesem Zusammenhang sind auch die Auflagen zu verstehen, die zur Erlangung eines Ablasses führen. Im Jahr der Barmherzigkeit sind dies: Der Gang durch die Heilige Pforte, das Sakrament der Versöhnung, die Feier der Eucharistie, Reflexion über die Barmherzigkeit, das Sprechen des Glaubensbekenntnisses sowie ein Gebet für den Papst und dessen Anliegen zum Wohl der Kirche und der ganzen Welt.
Mit diesen Elementen soll nicht etwa etwas „abgeleistet“ werden, sondern sie sind als kirchliche Hilfsmittel bei der Neuausrichtung des Einzelnen gedacht. Der Ablass wird damit zu einem Mittel der Heiligung und Läuterung , dessen Gebrauch aber der Entscheidung des einzelnen Christen anheimgestellt ist.
In der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln vom 8. Januar 2015 vermittelt S. Haverkamp in dem Beitrag "Meine guten Werke können mithelfen" den Sinn der kirchlichen Ablasstradition. In dem Artikel wird auch die historische Entwicklung beschrieben, genauso wie der Missbrauch im Mittelalter.
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