Als Erzieherin erlebe ich ganz unterschiedliche und oft unterschwellige Formen von religiösen Gesten bei jungen Eltern und Großeltern, vor allem beim Sich-Verabschieden. Großmütter geben ihren Enkeln einen Kuss, Großväter streicheln ihnen über den Kopf und sagen etwa: Pfüat di! Oder: Mach’s gut!
Auch bei Eltern, die ich ansonsten nicht als „religiös“ erlebe, spüre ich dabei oft eine tiefere Bewegung; bei diesem Abschied wird ihnen bewusst, dass sie ihre Kinder nicht alleine hüten können und sie jemand anderem anvertrauen müssen – und damit meinen sie nicht nur uns Erzieherinnen. Die einen machen den Kleinen ausdrücklich ein Kreuzzeichen auf die Stirn, die anderen wuscheln ihnen durch die Haare; aber gemeint ist wohl dasselbe.
Katharina, 35