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Vorlesegeschichte: Eine biblische Erzählung zu Ostern

Datum:
18. März 2024
Was ist mit Jesus vor über 2000 Jahren im heutigen Israel ge­schehen? Das erzählt die Vorlese­geschichte für Kinder nach den biblischen Erzählungen von Pal­msonntag bis Ostern.

Liebe Kinder, liebe Eltern,

die Oster-Vorlesegeschichte eignet sich besonders zum gemeinsamen Lesen – entweder am Stück oder verteilt auf mehrere Tage.

Die Vorlesezeit pro Kapitel beträgt in etwa 5-7 Minuten. Zu Gründonnerstag gibt es zwei Kapitel. Die beiden Teile zu Ostern könnt ihr auf Ostersonntag und Ostermontag aufteilen.

Die Bilder der Geschichte könnt ihr euch hier als Ausmalbilder herunterladen.

Einführung: Israel und das Pessachfest

Zwischen Israel und Deutsch­land liegen ca. 4000 km. Das ist eine weite Ent­fernung. Trotzdem spielt dieses Land eine wichtige Rolle für das Christentum, weil vor über 2000 Jahren Jesus dort gelebt hat.

Die Menschen zur Zeit von Jesus haben andere Feste ge­feiert als wir heute. Das liegt daran, dass viele Menschen in Israel zum Judentum gehörten und jüdische Feiertage begangen haben. Ein Fest, das in Israel besonders wichtig ist, nennt sich Pessach. Das Wort hast Du wahrschein­lich noch nie gehört, aber Du kennst ein anderes Fest, das mit dem Pessach­fest verbunden ist: Ostern.

An Ostern feiern wir die Liebe, die Jesus Chris­tus zu allen Menschen hat. Jesus Christus wurde ermordet, ist gestorben, wurde begraben und ist dann für uns von den Toten auferstanden. Die Auf­erstehung bedeutet, dass wir Freiheit geschenkt bekommen: Freiheit von der Sünde. Sünde meint die Trennung von Gott.

Das Pessach­fest erinnert ebenfalls an ein Ereignis, das mit Befreiung zu tun hat: Zur Zeit Jesu er­innerten sich die jüdischen Menschen an die Israeliten, die vor ihnen gelebt hatten. Diese Vorfahren sind damals aus Ägypten ausgezogen und haben damit die Sklaverei hinter sich gelassen. Nach dem Auszug aus Ägypten konnten sie in Freiheit leben. Das ist für die jüdischen Menschen bis heute Grund zur Freude und zum Feiern.

Vorlesegeschichte: Lea, Ruth und Onkel Tobias erleben das Osterereignis

Das Pessach­fest spielt auch in der folgen­den Geschichte eine wich­tige Rolle, in der euch Lea, Ruth und Onkel Tobias mit­nehmen in die Zeit Jesu. Sie sind als Augen- und Ohren­zeugen bei allem dabei, was damals in Jeru­salem passiert ist.

Die Schwestern Lea und Ruth besuchen oft ihren Onkel Tobias und lauschen seinen Geschich­ten, in denen er meist von Jesus und seiner Menschen­freund­lich­keit erzählt. Aus Menschen­freund­lich­keit hat Jesus getröstet, geheilt und Wunder voll­bracht. Das wichtigste Anliegen von Jesus war es, den Men­schen zu er­zählen und sie spüren zu lassen, dass Gott immer bei den Menschen sein will und sie liebt.

Jetzt geht es aber los mit der Geschichte. Sie beginnt an dem Tag, den wir heute Palm­sonntag nennen.

Palmsonntag: Jesus zieht in Jerusalem ein

Teaser Bilder Osterweg

An einem heißen Tag machen sich die Schwestern Lea und Ruth auf den Weg zu ihrem Onkel Tobias. Sie lieben es, im Schatten unter den Bäumen zu sitzen und seinen Geschichten zu lauschen.

Heute schaut Onkel Tobias allerdings nicht so begeistert. Seine Stimmung schwankt zwischen Sorge und Verzweiflung und das bemerken auch Lea und Ruth.

"Was ist los?", fragt Lea.
"Ich habe Euch doch von Jesus erzählt“, antwortet Onkel Tobias.

„Er predigt immer wieder darüber, dass Gott bei jedem Menschen ist und es gut mit den Menschen meint. Das gilt für Dich, liebe Lea, für Dich, liebe Ruth, und auch für mich.“ Ihr Onkel macht eine Pause und zeigt auf jede der anwesenden Personen. Dann fährt er fort.

„Man sollte meinen, dass jemand, der nur das Gute im Sinn hat, beliebt ist und alle Menschen Jesus wertschätzen, aber leider ist das nicht der Fall. Wer weiß, wie das noch endet...“ Tobias seufzt und Ruth bietet ihm Wasser an. Onkel Tobias nimmt das Wasser dankbar entgegen und fährt fort.

„Wisst ihr, wer gerade in Israel die Macht hat, und das Land regiert?“ Beide nicken.
„Klar, wissen wir das: die Römer!“, antwortet Lea. „Die sind nicht gerade beliebt, weil sie Steuern erheben und eigene Gesetze festgelegt haben. Zu Hause ärgern sich Mama und Papa oft darüber. Draußen ist es aber nicht ratsam, Kritik an den Römern zu üben. Das haben wir schon gelernt.“

Ruth stimmt ihrer Schwester zu. „In Rom herrscht der Kaiser und weil der nicht überall sein kann, hat er einen Stellvertreter in Israel eingesetzt, der uns das Leben schwermacht.“

Jetzt seufzen beide Schwestern. So richtig gut kennen sie sich als Kinder noch nicht mit Politik aus. Aber sie haben ein feines Gespür dafür, was die Erwachsenen beschäftigt. Sie versuchen, ein wenig zu verstehen, was das alles bedeutet – selbst, wenn das manchmal ein bisschen kompliziert ist.

Tobias schaut die beiden erfreut an und lächelt. „Dann wisst ihr sicher, was die Menschen in Israel sich anstelle der Römer für eine Regierung wünschen?“
„Einen König!“, rufen Lea und Ruth wie aus einem Mund.

Das wissen die beiden aus dem Gottesdienst. Dort hat es der Prediger erklärt. In den Heiligen Schriften steht, dass Gott einen Messias schicken wird. Es gibt nur einen einzigen Messias, den Gott den Menschen als Retter schickt.

Das ist ein einmaliges Ereignis. Da dieser Retter aus dem Königsgeschlecht Davids stammt, hoffen die Menschen in Israel, dass dieser Messias als König die Herrschaft der Römer beendet.

Die Predigt über den Messias neulich war lang. Lea und Ruth finden lange Predigten manchmal ziemlich langweilig, aber an dem Tag ging es gerade noch mit der Langeweile. Deshalb erinnern sie sich, dass die Ankündigung, Gott habe einen Retter geschickt, ein Problem mit sich bringt.

Viele Männer in Israel laufen als Wanderprediger durch die Gegend und möchten die Menschen davon überzeugen, dass sie der einmalige Messias sind, der in den Heiligen Schriften erwähnt wird. Das finden Lea und Ruth etwas verwirrend. Sie haben noch nicht so ganz genau verstanden, wer denn der einmalige einzige Messias sein soll und woran man ihn erkennt.

Onkel Tobias erklärt es ihnen. „Die Menschen in Israel wünschen sich einen König. Sie sind sich allerdings nicht einig, wie dieser Messias regieren wird. Die einen denken, der neue König möchte, dass die Menschen mit Waffen gegen die Römer kämpfen und sie aus dem Land vertreiben. Das möchten die Römer um jeden Preis verhindern.

Die anderen denken, der neue König möchte, dass wir ohne Sünde leben und unser Leben nach Gottes Geboten führen. Wenn wir das tun, leben wir in Liebe und Freiheit. Und die Römer verlassen unser Land ohne Kampf. So predigen es die Hohepriester und lehnen deshalb einen bewaffneten Kampf gegen die Römer ab. Die Hohepriester glauben nicht, dass ein Kampf dem Willen Gottes entspricht.“

Aufmerksam hören Lea und Ruth ihrem Onkel zu. Ruth brennt eine Frage unter den Nägeln und sie ist schon ganz unruhig, bis sie endlich ihre Frage stellen kann. „Gibt es unter den Wanderpredigern jemanden, den Du für den Messias hältst?“

Insgeheim kann sich Ruth schon denken, dass die Antwort „Jesus“ lautet, aber trotzdem möchte sie es von Onkel Tobias selbst hören. „Und woran erkennen wir den Messias?“, ergänzt Lea.

„Ich glaube, dass Gott will, dass wir ohne Sünde und in Liebe mit unseren Freunden und mit unseren Feinden zusammenleben sollen“, antwortet ihr Onkel. „Das ist im Alltag nicht immer einfach, weil manche Menschen ganz schön nervig sind und die Römer uns schwere Lasten aufbürden. Trotzdem erscheint mir Liebe als der einzige Weg zu Frieden und Gerechtigkeit. Deshalb glaube ich…“

Weiter kommt er nicht, denn in diesem Moment kommt der Nachbarsjunge Daniel aufgeregt angelaufen. „Schnell, schnell, kommt mit!“, ruft er vor Begeisterung. „Was ist passiert?“, fragt Tobias. Aber Daniel hält sich nicht mit einer Erklärung auf und rennt weiter. Aus Neugier laufen Tobias, Lea und Ruth ihm nach.

Die Straßen sind sehr staubig und voller Menschen, weil das Pessachfest unmittelbar bevorsteht. Viele Menschen möchten das Fest in Jerusalem feiern. Und neben den Bewohnern kommen auch viele Menschen von außerhalb in die Stadt. Sie kommen extra in die Stadt Jerusalem, um dort das Pessachfest zu feiern. Dazu gehören auch Jesus und seine Freunde.

Während Jesus auf einem Esel in die Stadt reitet, laufen seine Freunde zu Fuß. In den Heiligen Schriften steht, dass der Messias auf einem Esel nach Jerusalem reitet. Das ist ein äußeres Erkennungszeichen, dass es wirklich der Messias ist.

Ruth erinnert sich, was Onkel Tobias ihr mal erklärt hat: „Normalerweise reiten wichtige Menschen auf Pferden, denn Pferde sind größer als Esel. Damit erscheint der Reiter noch wichtiger. Ein Esel wird meist eher für Lasten und Gepäck benutzt. Nur einfache Leute reiten auf Eseln. Auch Leute, die gar nicht wichtig sind aber wichtig aussehen wollen, reiten lieber auf Pferden. Der echte Messias hat das aber nicht nötig."

Jesus predigt Nächstenliebe und Feindesliebe sowie die Nähe Gottes. Darum denken sich einige Menschen schon, dass Jesus wohl der Messias ist. Jetzt kommt das äußere Zeichen hinzu und die Menschen, die Jesus auf dem Esel bemerken, sind außer sich vor Freude. Sie sind live dabei, als der Messias in Jerusalem einzieht! Voller Freude begrüßen sie ihn mit Palmenzweigen und legen Kleidungsstücke auf die Straße. So erweisen sie Jesus eine besondere Ehre.

Inzwischen sind auch Ruth, Lea, Onkel Tobias und Daniel an der Straße angekommen, auf der Jesus nach Jerusalem einzieht. Spontan nimmt Onkel Tobias seinen Umhang ab und legt ihn Jesus zu Füßen.

Ein bisschen ratlos und verlegen schauen sich Ruth, Lea und Daniel an und tuscheln miteinander. Bei dem heißen Wetter haben sie nur die nötigsten Kleidungsstücke an. Sie haben nichts, was sie auf die Straße legen können. Schließlich können sie dem Messias ja nicht nackt die Ehre erweisen.

Die Frau neben ihnen bemerkt das und schenkt jedem der Dreien einen Palmenzweig. Außerdem holt sie die Kinder nach vorne in die erste Reihe, damit sie besser sehen können. Begeistert schwenken Lea, Ruth und Daniel ihre Zweige und freuen sich, dass sie so hautnah dabei sind.

Von der Begeisterung und Freude der umstehenden Menschen lassen sie sich anstecken. Mit ihrer Freude zeigen die Menschen, dass sie Jesus für den versprochenen und einmaligen Messias halten.

Schnell ist alles wieder vorbei. Jesus ist an ihnen vorbeigeritten. Immer noch ganz begeistert fragt Ruth ihre Schwester: „Meinst du, wir sehen Jesus nochmal wieder?" Lea ist sich sicher: „Ganz bestimmt!"

 

Eine Erzählung von Judith Göd in Anlehnung an das Markusevangelium (Mk 11,1-10).

Gründonnerstag (Teil 1): Jesus und seine Freunde feiern Abendmahl

Teaser Bilder Osterweg

Auch ein paar Tage nachdem sie Jesus auf dem Esel gesehen hatten, sind Lea und Ruth noch ziemlich aufgeregt. „Gestern Abend habe ich gehört, dass Jesus heute mit seinen Freunden ein gemeinsames Abendessen plant“, erzählt Lea. „Oh, da wäre ich ja gerne mit dabei“, meint Ruth. Aufgeregt antwortet Lea: „Ich weiß, wo das Abendessen sein wird. Komm, wir verstecken uns da. Vielleicht haben wir Glück und wir können Jesus nochmal sehen.“

Als sie vor dem Haus stehen, in dem Jesus mit seinen Freunden essen will, überlegen Ruth und Lea, wie sie da reinkommen. Zufällig entdeckt Ruth ein offenes Fenster und schnell klettern beide rein. Sie stehen in einem Raum mit einem großen Tisch und vielen Stühlen. Der Tisch ist schon gedeckt. Ruth und Lea sind sich sicher: Hier wird Jesus zu Abend essen.

In einer Ecke des Raums stehen ein paar Kisten, die mit Decken abgedeckt sind. Dahinter verstecken sich Ruth und Lea. Doch bei jeder Bewegung machen sie Geräusche. Unter ihren Sandalen knirscht der Sand, den sie von der staubigen Straße mit reingebracht haben. Schnell ziehen die beiden ihre Sandalen aus und versuchen mit den Händen, den Sand vom Boden zur Seite zu wischen und die Füße etwas sauber zu bekommen. In diesem Moment kommt Jesus mit seinen Freunden rein.

Die beiden Schwestern merken schnell: Alle freuen sich auf das gemeinsame Abendessen. Doch bevor das beginnt, passiert etwas Seltsames. Jesus holt eine Schüssel mit Wasser und bindet sich eine Schürze um. Dann möchte er seinen Freunden die Füße waschen. „Das ist ja merkwürdig“, flüstert Ruth ihrer Schwester zu. „Entweder wäscht man sich selbst die Füße oder ein Diener macht das. Dass man seinen Freunden die Füße wäscht, habe ich noch nicht gehört."

Petrus, einer der Freunde, will nicht, dass Jesus ihm die Füße wäscht und sagt: „Jesus, das ist nicht deine Aufgabe. Du bist schließlich der Retter und der neue König. Und zum Retter- und König-Sein passt eine solche Aufgabe nicht.“

Jesus hört Petrus aufmerksam zu. Und erklärt ihm und den anderen anwesenden Freunden: „Ich kann nicht von Euch erwarten, dass ihr einander und den anderen Menschen Gutes tut, wenn ich nicht selbst mit gutem Beispiel vorangehe. Deshalb möchte ich Euch ein Vorbild sein. In Erinnerung an mein Handeln achtet bitte aufeinander und sorgt füreinander.“ Petrus nickt.

Lea und Ruth hören, wie Petrus einem der anderen Freunde zuflüstert: „Jesus beeindruckt mich immer wieder.“

Während Petrus einsieht, dass Dienen der richtige Weg für ein gutes Zusammenleben ist, wird ein anderer Freund von Jesus – er heißt Judas – richtig sauer und ruft: „Ich will nicht Andere bedienen, sondern kämpfen! Ich will die Römer aus dem Land werfen und so Israel befreien. Jesus, ich dachte, Du bist unser Anführer und König und hilfst uns dabei!“

Wütend geht Judas aus dem Saal, aber außer Ruth und Lea bekommt es niemand mit. Aller unterhalten sich und genießen das gute Essen und den Wein.

Ruth und Lea bemerken, dass Jesus dieses Abendessen sehr wichtig ist. Jesus betont, dass sich seine Freunde immer an ihn erinnern sollen, wenn sie von dem Brot essen und vom Wein trinken.

Nach dem Essen wollen Jesus und seine Freunde ein bisschen frische Luft schnappen und gehen deshalb gemeinsam raus in einen Garten.

Draußen ist es inzwischen dunkel. „Es ist schon richtig spät geworden“, flüstert Lea ihrer Schwester zu. „Wir müssen dringend nach Hause, sonst bekommen wir Ärger.“ Ruth nickt. Beide schnappen sich ihre Sandalen und schleichen sich aus dem Haus.

Auf dem Heimweg sprechen Lea und Ruth über das Erlebte. Als sie im Bett liegen, können sie lange nicht einschlafen. Zu sehr überlegen sie, was Judas wohl gemacht hat, nachdem er weggegangen ist.

 

Eine Erzählung von Judith Göd in Anlehnung an das Johannesevangelium (Joh 13,1-15).

Gründonnerstag (Teil 2): Jesus wird verhaftet und verhört

Teaser Bilder Osterweg

Morgens sind Ruth und Lea früh wach. Nach einem kurzen Frühstück schickt ihre Mutter sie zu Onkel Aaron. Er hat ein Geschäft, in dem er Wein und Lebensmittel verkauft. Sie sollen bei ihm noch ein paar Kleinigkeiten für die bevorstehenden Feiertage einkaufen.

Onkel Aaron nimmt sich gerne Zeit für seine Kunden und redet mit ihnen. Jetzt vor dem Pessachfest hat er alle Hände voll zu tun. Als Ruth und Lea das Geschäft betreten, bedient ihr Onkel gerade einen Kunden. Also warten sie, bis sie an der Reihe sind.

Und so bekommen sie mit, worüber Aaron und der Mann sich unterhalten. Er scheint sehr aufgeregt zu sein. In seiner Hand hält er einen leeren Weinkrug, den er Onkel Aaron zurückgeben möchte. „Der Wein war wirklich sehr lecker. Ich könnte Dir viel über unser gemeinsames Abendessen erzählen, aber danach haben sich die Ereignisse überschlagen“, berichtet er.

„Den Mann kenne ich doch“, sagt Ruth leise zu Lea. „Das ist einer von den Freunden von Jesus, der gestern auch mit dabei war.“ Lea nickt. „Stimmt, du hast Recht“, flüstert sie. Die Schwestern schauen sich an und hoffen, jetzt mehr zu erfahren, wie es gestern Abend weitergegangen ist.

Der Mann erzählt Onkel Aaron: „Nach dem Abendessen sind Jesus und wir in den Garten gegangen. Einer von uns, Judas, ist gestern Abend plötzlich verschwunden. Und kurze Zeit später tauchte er zusammen mit einigen Soldaten und Gerichtsdienern im Garten auf. Er wollte sich wohl bei Jesus rächen, weil der nicht gegen die Römer kämpfen will.

Die Soldaten fragten, wer von den Leuten hier Jesus sei. Nachdem der sich gemeldet hatte, haben sie ihn festgenommen. Wir haben so schnell gar nicht verstanden, was da abläuft. Ich habe dann die Soldaten und Gerichtsdiener gefragt, warum sie Jesus verhaften wollen.

Daraufhin hat es uns einer der Gerichtsdiener erklärt: Die römischen Besatzer haben Angst, dass Jesus zum Kampf gegen sie aufruft. Jesus ist inzwischen sehr beliebt. Da viele Menschen denken, dass er der von Gott gesandte Retter ist, unterstellen sie, dass Jesus König von Israel werden und die Macht an sich reißen wird. Das finden die Römer gefährlich.“

Lea und Ruth starren den Mann mit großen Augen an. Sie können nicht glauben, dass Jesus verhaftet worden ist. Onkel Aaron hat so konzentriert zugehört, dass er seine Nichten jetzt erst entdeckt. Er holt sie zu sich und stellt sie kurz vor. Dann fragt er den Freund von Jesus: „Das kann ich mir so gar nicht vorstellen. Was ist denn dann passiert?“

„Wir waren gegenüber den Soldaten und Gerichtsdienern machtlos und mussten zulassen, dass Jesus mitgehen muss. Mit etwas Abstand sind wir dann den Soldaten und Gerichtsdienern gefolgt. Wir haben gehofft, dass wir Jesus schnell wieder mit in den Garten nehmen und unser Gespräch fortsetzen können“, erzählt der Freund Jesu weiter.

„Die Soldaten und Gerichtsdiener haben Jesus zum Haus des Hohepriesters gebracht der entscheiden soll, wie es weitergeht. Diese Entscheidung kann er treffen, weil er die Heiligen Schriften sehr gut kennt und deshalb prüft er, ob Jesus der erwartete Retter und König ist. Außerdem kann er herausfinden, ob Jesus den Menschen Frieden und Gerechtigkeit bringt oder sie beim bewaffneten Kampf gegen die Römer anführt.“

Doch als Freunde Jesu durften sie nicht mit den Soldaten und Gerichtsdienern in das Haus des Hohepriesters gehen. Und so hatte sich der kleinste von ihnen unbemerkt unter eines der offenen Fenster geduckt und später erzählt, was im Haus des Hohepriesters vor sich gegangen war.

Der Hohepriester hatte Jesus gefragt: "Was sagst du den Menschen?" Er wollte wissen, ob Jesus die Menschen zum Waffenkampf gegen die Römer aufgerufen hatte.
„Ich habe nichts Geheimes gesagt“, hatte Jesus geantwortet. „Ich habe offen und für alle gesprochen, in der Synagoge und im Tempel. Du kannst die Menschen fragen. Sie wissen, was ich geredet habe."

Der Hohepriester hatte trotzdem Sorge. Wollte Jesus die Menschen zum Kampf gegen die Römer aufrufen? Im Kampf würden viele Menschen sterben! Er dachte, es ist besser, wenn es keinen Kampf und Aufstand gibt. Wenn Jesus verhaftet oder hingerichtet wird, dann kommt es nicht zum Kampf.

Als Israelit kann ein Hohepriester nicht entscheiden, ob Jesus in Haft bleiben oder hingerichtet werden soll. Das kann nur ein römischer Beamter. Deshalb hat der Hohepriester Jesus zu Pontius Pilatus bringen lassen. Pontius Pilatus regiert als Stellvertreter des römischen Kaisers in Israel. Er ist oberster Richter und kann über Leben und Tod entscheiden.

Das Haus von Pontius Pilatus war nicht weit vom Haus des Hohepriesters entfernt. Die Freunde Jesu folgten den Soldaten und Gerichtsdienern wieder mit einigem Abstand, als sie Jesus zum Haus von Pontius Pilatus brachten. Vielleicht können wir auch hier wieder lauschen und mitbekommen, was passiert, dachten sie.

Und wieder hatten sie Glück. Der kleinste von ihnen hatte sich unbemerkt unter eines der offenen Fenster geduckt und seinen Freunden später berichtet, was im Haus des Pontius Pilatus vor sich gegangen war.

„Bist du der König der Juden?", hatte Pontius Pilatus Jesus gefragt. Er wollte herausfinden, ob Jesus einen bewaffneten Kampf gegen die Römer plante.
„Mein Königtum ist nicht von dieser Welt,“ hatte Jesus ihm geantwortet. „Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen. Mein Königtum ist anders, als ihr es denkt."
Da hatte Pilatus erneut gefragt: „Also bist du doch ein König?"
Und Jesus hatte geantwortet: „Ich bin ein König."

Nach dieser Antwort hatte Pontius Pilatus sich eine Meinung gebildet und kam aus dem Haus. Draußen standen die Soldaten und Gerichtsdiener, die Freunde Jesu und andere Menschen. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Begegnung im Haus des Hohepriesters und sein Verweis auf Pontius Pilatus rumgesprochen.

Kurze Zeit später verkündete Pilatus vor der Menge öffentlich: „Ich finde keine Schuld an Jesus." Einige widersprachen Pontius Pilatus und forderten die Kreuzigung Jesu.

„Diese Rufe haben uns, den Freunden Jesu, Angst gemacht“, erzählt der Kunde. „Deshalb sind wir gegangen, bevor der Zorn der Menge sich gegen uns richtet.“ Traurig und verstört hatten sie beschlossen, zum Saal zurückzugehen, aufzuräumen und am nächsten Tag zu schauen, ob sich noch etwas machen ließe.

„Deshalb bin ich jetzt hier und bringe den Krug zurück, damit er gespült und weiterverwendet werden kann“, beendet der Freund Jesu seine Geschichte. „Und gleich treffe ich mich den anderen.“

Onkel Aaron, Ruth und Lea sind betroffen von den Ereignissen. Sie fragen sich, wie sie Jesus helfen können. Lea und Ruth wollen jetzt schnell nach Hause und ihren Eltern erzählen, was sie gehört hatten.

 

Eine Erzählung von Judith Göd in Anlehnung an das Johannesevangelium (Joh 18,1–19,3).

Karfreitag: Jesus wird verhöhnt, verurteilt und gekreuzigt

Teaser Bilder Osterweg

Als Ruth und Lea vom Einkauf zurückkommen, erzählen sie ihren Eltern, was sie gerade im Geschäft von Onkel Aaron gehört hatten. Als sie gerade fertig erzählt haben, kommt der Nachbarsjunge Daniel angerannt.

„Habt ihr schon gehört?", ruft Daniel ganz atemlos. „Das von gestern? Das wissen wir schon“, meint Ruth.

Daniel ist wieder ein bisschen zu Atem gekommen und schüttelt den Kopf. „Nein, nicht das von gestern. Es gibt schreckliche Neuigkeiten. Pontius Pilatus hat Jesus zum Tod am Kreuz verurteilt und noch heute wird die Kreuzigung stattfinden."

Die ganze Familie ist entsetzt. Alle wissen vom Hörensagen, dass Kreuzigung eine schreckliche und grausame Tötungsart ist. „Woher weißt Du das?", fragt der Vater Daniel. In der Nachbarschaft verbreiten sich sowohl Wahrheiten als auch falsche Gerüchte und deshalb möchte er der Sache auf den Grund gehen.

Daniel weiß nicht, woher die Neuigkeit ursprünglich stammt. Er hat sie aufgeschnappt und weil er gerade keine andere Aufgabe hat, läuft er durch die Gegend und erzählt davon. Der Vater bedankt sich bei dem Jungen und verabschiedet ihn. Er beschließt, selbst zu Onkel Aaron zu gehen und ihn zu fragen. Vielleicht haben Ruth, Lea und Daniel ja doch irgendetwas falsch verstanden.

Ruth und Lea möchten unbedingt mitkommen, aber das erlaubt der Vater ihnen nicht. Allerdings verspricht er seinen beiden Töchtern einen ausführlichen Bericht, sobald er mehr erfahren hat. Enttäuscht geben Ruth und Lea nach, bleiben zu Hause und verbringen ihre Zeit mit Spielen und bereiten die Feiertage vor.

Im Geschäft von Onkel Aaron angekommen, fragt der Vater nach der Verhaftung und der Kreuzigung. „Ja, es stimmt! Der Freund Jesu, der mir heute morgen die Kanne zurückgebracht hat, kam eben aufgelöst und traurig vorbei und hat es mir erzählt.“, bestätigt Onkel Aaron.

Ruth und Leas Vater ist ratlos. „Was machen wir jetzt?"
„Wir sagen Tobias Bescheid,“ findet Onkel Aaron. „Tobias ist so begeistert von Jesus und wenn er das hört, ist er bestimmt sehr traurig. Daher ist es gut, wenn wir ihm beistehen. Falls Tobias bei der Kreuzigung dabei sein möchte, dann begleiten wir ihn. Als Familie unterstützen wir uns gegenseitig.“
Gemeinsam machen sich die beiden Männer auf den Weg zu Tobias.

Der freut sich über den Besuch. Aaron erzählt Tobias von der bevorstehenden Kreuzigung Jesu. Tobias ist entsetzt und fängt an zu weinen. Die beiden Männer versuchen, Tobias zu trösten. Das gelingt nicht gut, denn einen Menschen zu verlieren, den man sehr verehrt oder sogar geliebt hat, ist eine sehr schwerwiegende Erfahrung von Ohnmacht.

Die drei Männer stehen einander bei und eine Weile sagt niemand etwas. Schließlich bricht Tobias das Schweigen. "Könnt ihr mich bitte begleiten? Es fällt mir sehr schwer, aber für mich fühlt es sich richtig an, dass ich dabei bin, wenn Jesus stirbt." Und so gehen die drei Männer los zum Richtplatz.

Auf dem Weg und vor Ort erfahren sie weitere Einzelheiten über die Verhaftung, die Verurteilung und den Umgang mit Jesus. Pontius Pilatus hat Jesus zum Tod am Kreuz verurteilt. Die Soldaten sollen das Urteil vollstrecken. Für die Vollstreckung des Urteils führen sie Jesus zum Richtplatz. Den schweren Kreuzbalken muss Jesus selbst dorthin tragen.

Vor der Kreuzigung muss sich Jesus ausziehen. Die Kleider dürfen die Soldaten behalten und teilen sie unter sich auf. Ein Kleidungsstück bleibt über, es ist ein besonders schönes Untergewand. Aber statt es in vier Teile zu zerschneiden, verlosen sie das Kleidungsstück, damit es einer allein bekommt.

Am Richtplatz werden außer Jesus noch zwei andere Männer gekreuzigt. In der Mitte steht das Kreuz von Jesus, rechts und links die anderen beiden Kreuze.

Neben der schaulustigen Menge, die dankbar ist, dass Pontius Pilatus Jesus verurteilt hat, sind auch Freundinnen und Freude von Jesus gekommen. Viel mehr als zusammen mit ihm im Saal und im Garten gegessen und geredet haben.

Auch Jesus Mutter Maria ist da, um in dieser schwierigen Stunde bei ihrem Sohn zu sein. Die letzten Worte richtet Jesus an seine Mutter und seinen Freund.
„Sieh, dein Sohn!“, sagt Jesus zu seiner Mutter und schaut von ihr zu dem Freund.
„Sieh, deine Mutter!“, spricht Jesus zu seinem Freund und schaut dabei von ihm zu seiner Mutter.

Nach einer kurzen Pause sagt er: „Es ist vollbracht!“. Danach stirbt Jesus am Kreuz und ist tot.

Nach und nach löst sich die schaulustige Menge auf und die Menschen gehen nach Hause. Ruth und Leas Vater, Onkel Aaron und Onkel Tobias bleiben noch etwas. Und so bekommen sie mit, wie die Freunde von Jesus mit Pontius Pilatus reden.

Da die Feiertage bevorstehen, wollen sie nicht, dass Jesus am Kreuz hängen bleibt. „Dürfen wir den Körper von Jesus nehmen und wegbringen?“ fragen sie Pontius Pilatus, der das erlaubt. Zwei von den Freunden, sie heißen Josef und Nikodemus, nehmen gut riechende Salbe und Leinentücher und wickeln den toten Jesus darin ein.

Dann legen sie ihn auf eine Steinliege in einer leeren Höhle im Felsen. Als sie rausgehen, rollen sie einen schweren Stein vor den Eingang und verschließen das Grab. Nach den Feiertagen wollen sie wiederkommen und Jesus richtig beerdigen, sagen sie.

Auf dem Weg vom Richtplatz zurück nach Hause unterhalten sich der Vater von Ruth und Lea, Onkel Aaron und Onkel Tobias. Im Gespräch entstehen immer wieder Pausen, in denen sie in Stille über das Erlebte und Gehörte nachdenken. An einer Wegkreuzung verabschieden sich die drei Männer und gehen jeweils nach Hause.

Ruth und Lea warten schon auf ihren Vater. Sie möchten unbedingt wissen, was passiert ist. Der Vater nimmt seine Töchter lange in den Arm und schaut sie liebevoll an. Dann erzählt er, was geschehen ist.

Ruth und Lea fangen an zu weinen. Der Vater drückt beide fest an sich und spricht beruhigend auf sie ein. Nach einer Weile löst er die Umarmung und umarmt seine Frau, die mittlerweile dazu gekommen ist. Jetzt wissen alle Bescheid und sie setzen sich zusammen, um zu reden, zu schweigen, und füreinander da zu sein.

 

Eine Erzählung von Judith Göd in Anlehnung an das Johannesevangelium (Joh 19,1-42).

Ostern (Teil 1): Das Grab ist leer

Teaser Bilder Osterweg

Drei Tage später beschäftigt der Tod Jesu Ruth und Lea immer noch. Sie haben die drei Tage seit der Kreuzigung mit gemischten Gefühlen erlebt.

Zum einen sind sie sehr traurig über den Tod von Jesus und merken, dass sein Tod die Erwachsenen beschäftigt. Zum anderen waren aber auch die Feiertage und Ruth und Lea lieben Feiertage. Sie tragen dann feierliche Kleidung und das Essen schmeckt einfach so lecker.

Am Nachmittag kommt Onkel Aaron zu Besuch. Darüber freuen sich alle. Meistens bringt Onkel Aaron den Kindern etwas Leckeres aus seinem Geschäft mit und außerdem ist er immer bestens informiert, was gerade in der Stadt los ist.

Heute kommt er nicht allein, eine alte Bekannte ist mit dabei: Maria von Magdala. Sie war eine gute Freundin von Jesus. Ruth und Lea haben sie schon mal im Geschäft ihres Onkels gesehen, aber gesprochen haben sie noch nicht mit ihr. Deshalb sind sie sehr gespannt, was sie zu erzählen hat.

Lange müssen die Kinder ihre Neugierde nicht beherrschen, denn schon sprudelt es aus Maria von Magdala heraus. „Onkel Aaron meinte, ihr mögt Jesus und Euer Vater war bei der Kreuzigung dabei." Die Schwestern nicken.

"Deshalb erzähle ich Euch, was mir heute passiert ist“, fährt Maria von Magdala fort. „Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, könnte ich es selbst nicht glauben.

Ich bin heute zum Felsengrab gegangen und wollte mich um den toten Jesus kümmern. Vor den Feiertagen musste alles sehr schnell gehen und heute wollte ich den Leichnam für die richtige Beerdigung fertigmachen.

Ich bin zum Grab gelaufen und dann habe mich fürchterlich erschrocken. Das Felsengrab wurde vor drei Tagen mit einem schweren Stein verschlossen. Aber heute war der Stein weggerollt und das Grab war offen! Der Leichnam von Jesus ist nicht mehr da!“

Daraufhin war Maria ganz durcheinander zu Petrus und Johannes gelaufen, zwei Freunden von Jesus. Sie hat ihnen berichtet, dass sie beim Grab war, und hat die Freunde gefragt, ob Petrus und Johannes wissen, warum das Grab leer ist. Sie wussten es nicht und wollten sich selbst ein Bild machen. Deshalb sind sie zu dritt zum Grab gelaufen.

Vor Ort haben Petrus und Johannes dieselbe Erfahrung gemacht wie Maria von Magdala. Das Grab war leer und der Leichnam von Jesus war nirgends zu sehen. Auffällig war jedoch, dass die Leinentücher, in die man Jesus nach seinem Tod gewickelt hatte, immer noch da waren. Ordentlich zusammengefaltet lagen sie neben dem Tuch, mit dem man sein Gesicht bedeckt hatte.

„Was soll das alles bedeuten?" rufen Ruth und Lea und schauen fragend Maria von Magdala und Onkel Aaron an. Auch die beiden können sich das nicht erklären. Alle wüssten gerne, wo Jesus ist!

Abends können Ruth und Lea nicht einschlafen und tuscheln noch lange auf ihren Schlaflagern. Das war alles viel zu aufregend. Wo ist wohl der Leichnam von Jesus? Wie geht es jetzt weiter mit seiner Botschaft von Liebe, Frieden und Gerechtigkeit?

 

Eine Erzählung von Judith Göd in Anlehnung an das Johannesevangelium (Joh 20,1–9).

Ostern (Teil 2): Jesus ist auferstanden

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Den nächsten Tag verbringen die Schwestern draußen mit ihren Freunden. Mit manchen können sie über Jesus sprechen, andere interessieren sich nicht für ihn. Und doch fragen sich alle wo der Leichnam von Jesus ist. Auch die Eltern ihrer Freunde haben keine Lösung.

Als Ruth und Lea nach dem Abendessen noch etwas länger mit ihren Eltern am Tisch sitzen, klopft es plötzlich an der Tür. Sie schauen sich fragend an. Wer kommt so spät noch zu Besuch?

Die Eltern lassen einen Mann hinein und er begrüßt die Familie. Ruth und Lea wissen nicht, wer der fremde Mann ist. Ihre Eltern kennen ihn nur flüchtig. Sie wissen jedoch, dass er zu den Freunden von Jesus gehört, und deshalb vertrauen sie ihm. Der Mann setzt sich zu der Familie an den Tisch. Gemeinsam trinken sie Tee und unterhalten sich.

Der Freund von Jesus erzählt von seinem heutigen Tag, der so ganz anderes verlaufen war als er sich das jemals gedacht hätte und auch so ganz anders als der Tag von Ruth und Lea.

Er war mit einem anderen Freund von Jesus von Jerusalem nach Emmaus gelaufen. Beide sahen keinen Grund in Jerusalem zu bleiben. Zu Fuß dauert es mehrere Stunden von Jerusalem nach Emmaus. Sie dachten sich, dass sie so Zeit hätten, sich zu unterhalten und zu überlegen, wie es jetzt weitergehen könnte. Ihre Hoffnung auf einen Retter und König schien sich für den Moment nicht erfüllt zu haben.

Auf dem Weg hatten sie dann einen Mann getroffen. Der hatte sofort gemerkt, dass die beiden Reisenden traurig und verzweifelt waren. Als er sie nach dem Grund dafür fragte, erzählten sie ihm, dass Jesus hingerichtet worden war, sein Leichnam verschwunden und das Grab nun leer ist.

Der unbekannte Mann hatte aufmerksam zugehört, Fragen gestellt und dann angefangen über die Heiligen Schriften zu sprechen. Er erklärte, dass das, was sie in den letzten Tagen erlebt hätten, genau das sei, was in den Heiligen Schriften beschrieben wurde.

„Der Retter, der von Gott gesandte neue König, muss leiden und sterben. Der Tod hat aber nicht das letzte Wort. Das Leben siegt und der Retter wird auferstehen“, hatte der unbekannte Mann gesagt.

Die drei Männer waren gemeinsam weiter nach Emmaus gegangen und hatten sich auf dem Weg angeregt unterhalten. In Emmaus angekommen wollte der unbekannte Mann die beiden Reisenden verlassen. Doch sie überredeten ihn, zusammen mit ihnen zu essen und luden ihn an ihren Tisch ein.

Ruth und Lea lauschen gespannt der Erzählung und lassen den Gast ihrer Eltern nicht aus den Augen. Als er berichtet, wie der unbekannte Mann Brot und Wein genommen, Gott dafür gedankt und alles mit ihm und seinem Freund geteilt hatte, lächelt er plötzlich.

„Und da ist uns aufgefallen: Das kennen wir doch! Das ist genauso wie beim letzten gemeinsamen Mahl mit Jesus in Jerusalem. Da hat Jesus Brot genommen, es geteilt und gesagt: nehmt und esst! Wenn ihr das tut, dann bin ich bei euch.“

In dem unbekannten Mann hatten sie ihren Freund und Retter Jesus erkannt. „Jesus ist von den Toten auferstanden, er lebt und er ist bei uns“, ruft der Mann voll Freude. „Plötzlich ergibt alles, was Jesus auf dem Weg nach Emmaus gesagt hat, Sinn. Er hat uns mit den Heiligen Schriften erklärt, wer er ist und dass die Verheißungen über ihn Wirklichkeit geworden sind. Jesus ist doch der neue König, der erwartete Retter!“.

Aber es war anders gekommen als sie erwartet hatten. So unerwartet, wie Jesus ihnen auf dem Weg Gesellschaft geleistet hatte, so unerwartet hatte er sie auch wieder verlassen. Gerne hätten sie sich weiter mit ihm unterhalten, aber er war nicht mehr zu sehen.

Für die beiden Männer gab es keinen Grund mehr, in Emmaus zu bleiben. Auch wenn es mehrere Stunden dauerte, waren sie sofort voller Freude zurück nach Jerusalem gelaufen. Dort wollten sie mit allen Menschen die frohe Botschaft teilen, dass Jesus, der Retter und König ist und dass er von den Toten auferstanden ist und lebt!

„Nachdem ich es den Freunden Jesu erzählt hatte, habe ich bei Euch noch Licht gesehen. Deshalb habe ich mir trotz der späten Stunde erlaubt, Euch diese Botschaft zu bringen", beendet der späte Gast seinen Bericht. Die Eltern, Ruth und Lea sind begeistert. Sie bedanken sich überschwänglich und der Freund Jesu verabschiedet sich.

Es gäbe noch viele Fragen, aber inzwischen ist es so spät geworden, dass alle müde ins Bett gehen. Jetzt wo sie wissen, dass Jesus lebt, können sie alle gut einschlafen und träumen von einem Leben in Liebe, Frieden und Gerechtigkeit.

 

Eine Erzählung von Judith Göd in Anlehnung an das Lukasevangelium (Lk 24,13 – 35).

Die Vorlesegeschichte "Eine biblische Erzählung zu Ostern" von Judith Göd (Familienpastoral im Erzbistum Köln) ist angelehnt an das Markus-, Johannes- und Lukasevangelium.

Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln

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