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Sankt Martin: Bräuche zum Martinsfest mit Laternen, Liedern und Gänsen

Datum:
29. Okt. 2024
Am 11. November besingen Kinder und Erwachsene den Heiligen Martin. Doch wie wurde der römische Soldat zum Bischof und Heiligen?

Der heilige Martin war römischer Soldat

Martinszug in Bonn mit vielen gebastelten Laternen

Martin von Tours wurde 316/317 in Ungarn geboren und wuchs in Italien auf. Als Sohn eines römischen Offiziers trat Martin mit 15 Jahren in die römische Armee ein.

Der Soldat Martin teilt seinen Mantel mit einem Bettler

Während seiner Stationierung in Amiens um das Jahr 331 fand das Ereignis statt, das ihn zu einem der populärsten Heiligen der Katholischen Kirche machte: Mitten im kalten Winter trifft er vor den Toren Amiens auf einen unbekleideten Bettler. Martin, selbst nur mit Schwert und Mantel bekleidet, teilt diesen mit dem Armen.

Im Traum erschien ihm in der folgenden Nacht Christus mit dessen Mantel bekleidet. Zu der Zeit war Martin noch nicht getauft und auch vom Christentum wusste er nichts.

Der heilige Martin als beliebter Seelsorger und Bischof

Martin, der sich während seiner Zeit als Soldat auf die Taufe vorbereitet hatte, ließ sich Jahre später taufen. Missionierungsversuche in seiner Heimat scheiterten und so er zog sich in die Nähe von Tours zurück. Als dort ein neuer Bischof gesucht wurde, fiel die Wahl – maßgeblich von der Bevölkerung gewollt – auf Martin.

Obwohl zum Bischof ernannt, lehnte Martin jegliche Machtinsignien ab und zog es vor, in der Gemeinschaft seiner Brüder zu leben. Sein Bischofsthron war ein einfacher Hocker, seine Residenz eine karge Klosterzelle. Den Menschen zu dienen und ein wahrer Seelsorger zu sein, lag ihm als Bischof am Herzen. Das brachte ihm schon zu Lebzeiten Bekanntheit und Verehrung ein.

Kita-Kinder singen das Martinslied.

Video: Kita-Kinder singen das Martinslied

St. Martin

Zwei Legenden berichten von der Bischofswahl Martins

Über seine Wahl zum Bischof berichten zwei Legenden. Bescheiden wie Martin war, hielt er sich für zu unwürdig für ein so hohes Amt. Er habe er sich vor der Wahl in einem Gänsestall versteckt. Diese fingen an zu schnattern und verrieten Martin.

Einer zweiten Legende zufolge versteckte sich Martin vor den Bürgern – aber nicht in einem Gänsestall. Seine Anhänger bleiben beharrlich. Sie schicken seinen Freund zu Martin. Martin solle noch mit der sterbenskranken Frau des Freundes sprechen. Sofort verlässt er sein Versteck, wird von den Bürgern gesehen und zum Bischof gewählt.

Diese sogenannten Sekundärlegenden sind im 16. Jahrhundert entstanden. Mit ihnen wurde versucht, das Brauchtum im Nachhinein zu erklären. In diesem Fall stellen sie eine Verbindung zwischen dem heiligen Martin und den Gänsen dar.

Am Martinstag werden Gänse gegessen

Die Verbindung von St. Martin mit den Gänsen wird durch den Martinstag als ursprünglichen Abschlusstag des Geschäftsjahres deutlicher und glaubhafter. Die Gans als Naturalie diente im Mittelalter zur Begleichung der Pacht. Doch nicht nur das Federvieh wurde am Vorabend zu Martini geschlachtet. Das bäuerliche Wirtschaftsjahr dauerte sozusagen von St. Martin bis St. Martin.

Außerdem markierte der Gedenktag des heiligen Martin den Beginn der (früher sechs Wochen langen) Adventszeit als vorweihnachtlicher Fastenzeit. Der Sommer wurde verabschiedet und die Ergebnisse der Ernte genossen.

Martin von Tours, lateinisch Martinus (* um 316/317 in Savaria, römische Provinz Pannonia prima, heute Szombathely, Ungarn; † 8. November 397 in Candes bei Tours in Frankreich), war der Begründer des abendländischen Mönchtums und der dritte Bischof von Tours.  Er ist einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche und der erste, dem sie diese Würde nicht als Märtyrer, sondern als Bekenner zugesprochen hat.  Er wird auch in der orthodoxen, anglikanischen und evangelischen Kirche als Heiliger verehrt. Ex-Bild-DB-ID: 28803
Sankt Martin Gans als Laterne

Um 1900 wird der Martinsbrauch wiederbelebt

Ab 1900 verlor der Tag seine ökonomische Bedeutung. Die Besinnung auf den Namenspatron belebte das Brauchtum vom Niederrhein her neu. Üblich waren verschiedene Bräuche an diesem Tag. Gleichzeitig bekam er eine schulorientierte Prägung. Im Mittelpunkt standen nunmehr die Mantelteilung und damit der Heilige als Vorbild in der Nächstenliebe für die Kinder.

Im Zentrum stehen seitdem die Mantelteilung sowie die Martinsfeuer. Das Martinsfeuer oder auch Martinslicht zeigt symbolisch, wie Martins gute Tat Gottes Erbarmen in die Dunkelheit brachte. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich aus dem Brauch der Martinsfeuer der Brauch der Martinszüge. Häufig führt ein als römischer Soldat verkleideter Reiter den Martinszug an; Kinder mit selbstgebastelten Martinslaternen folgen. Dabei werden Martinslieder gesungen, die die Geschichte des Heiligen erzählen. Das mitmenschliche Helfen steht im Zentrum der Martinszüge. Martin wird als „Ikone der Nächstenliebe“ verehrt.

Nach 1945 verstärkte sich die soziale Komponente des Martinsbrauchs. Ein Beispiel ist der „Stille Martinszug der Caritas“: Vom 11. bis 19. November legten Gemeindemitglieder Martinstüten der Martinsstatue zu Füßen, die anschließend an Bedürftige verteilt wurden. Damit kam zum Martinsbrauchtum der pädagogische Aspekt hinzu.

Spiegel der Zeit: Martinszug in Düsseldorf

Archivmaterial aus den 1950er-Jahren: "Spiegel der Zeit: Martinszug in Düsseldorf", Ein Beitrag vom Katholischen Filmwerk in Rottenburg.

Martinsritt

Archivmaterial aus den frühen 1950er-Jahren: "Spiegel der Zeit: Martinsritt", Ein schöner Brauch, der vor allem im ländlichen Bereich bis heute gepflegt wird, ist der Martinsritt. Der Martinszug der Kinder ist eine Sitte, die zum Teil auch in den Städten noch geübt wird. Ein Beitrag vom Katholischen Filmwerk in Rottenburg.

Martin ist Schutzpatron von Ländern, Städten und Personengruppen

Seine Biographie machte Martin schon früh zum Nationalheiligen des Franken­reiches und seiner Könige. Heute ist er Schutz­patron Frank­reichs und der Slowakei. Die Stadt Mainz und das Umland haben Martin als ihren Patron gewählt. Er ist ebenso Patron des Mainzer Doms. Auf Martin beruft sich die gleichnamige Priester­gemeins­chaft, die heute überwiegend in Frankreich wirkt.

Martin ist unter anderem auch Patron der

  • Reisenden
  • Armen und Bettler
  • Reiter
  • Soldaten

Martin und Severin: Eine Beziehung ins Erzbistum Köln

Das Erzbistum Köln hat eine besondere Beziehung zum heiligen Martin. Severin, der dritte bekannte Erzbischof von Köln, soll durch den Gesang von Engeln erfahren haben, dass sein Freund Martin bei Tours gestorben war. Severins Vertrauter, der Archi­diakon, merkte sich Tag und Stunde und erfuhr später, dass Martin tatsäch­lich um diese Zeit gestorben war.

Diese Legende könnte auch darauf hindeuten, dass der heilige Severin ähnlich sozial-karitativ engagiert war wie der heilige Martin.

Zudem könnte es sich bei Severin um einen Schüler Martins gehandelt haben, finden sich doch im ausgehenden 4. und beginnenden 5. Jahr­hundert auf mehreren gallischen Bischofs­stühlen Amts­inhaber, die aus den beiden von Martin gegründeten Klöstern Ligugé (bei Poitiers) und Marmoutier (bei Tours) hervor­gegangen sind.

Martinszüge 2024

Ein bis heute erhaltener Brauch ist es, mit selbstgebastelten Laternen durch die dunklen Straßen zu ziehen. Auch hier ist der Hintergrund nicht genau überliefert. Der Ursprung liegt wahrscheinlich in der Überführung seines Leichnams. Auf dem Fluss wurde dieser im Boot von Laternenlicht begleitet.

Seit dem 14. Jahrhundert erklingen bei den Martins- oder Laternenzügen auch die bekannten Martinslieder, die auch vielen Erwachsenen noch auf den Lippen liegen. Sie greifen das Leben des Heiligen und die Mantelteilung als besonderes Merkmal auf.

Auch im Erzbistum Köln finden jedes Jahr zahlreiche Martinszüge statt, so zum Beispiel in Wuppertal, Bonn, Köln und Düsseldorf.

Bonn

Am Mittwoch, 6. November 2024 lädt das Bonner Stadtdekanat zum 102. Mal zum großen Martinszug durch die Bonner Innenstadt ein. In diesem Jahr treffen sich die Teilnehmer um 16.30 Uhr auf dem Münsterplatz zur Aufstellung, bevor sich der Tross dann um 17.15 Uhr langsam in Bewegung setzt.

Der Zugweg verläuft über die Remigiusstraße, die Acherstraße, die Straße Dreieck, den Münsterplatz und die Vivatsgasse zum Sterntor, wo die Spielszene stattfindet. Danach geht es weiter über die Sternstraße zum großen Martinsfeuer auf dem Marktplatz.

Eine digitale Karte mit allen Martinszügen in Bonn finden Sie auf www.bonn.de.

Düsseldorf

Am Sonntag, 10. November startet um 17 Uhr der zentrale Martinszug durch die Düsseldorfer Altstadt. Zur Einstimmung wird bereits ab 17 Uhr vor dem Rathaus die Geschichte von Sankt Martin verlesen. Vom Stiftsplatz zieht der Martinszug über Lambertusstraße und Mühlenstraße zum Marktplatz. Gegen 17.30 Uhr ist dort die erste Mantelteilung zu erleben. Danach geht es rund um den Carlsplatz und über die Mittelstraße und "Rheinort" weiter zum Burgplatz, wo gegen 18 Uhr die zweite Mantelteilung stattfinden wird. 

1886 wurde dieser Zug erstmals organisiert.

Köln

Mit einem Wortgottesdienst im Kölner Dom beginnt am Sonntag, 10. November 2024 um 17.00 Uhr der diesjährige Martinszug durch die Kölner Altstadt, zu dem Kinder und Erwachsene besonders auch unserer ausländischen Missionen herzlich eingeladen sind.
Unser Fackelzug zieht dann durch die historischen Gassen Kölns zum Martins-Viertel.
An der Kirche Groß St. Martin wird der abschließende Segen gespendet und 'St. Martin' verteilt die traditionellen Weckmänner.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. 

Auch in vielen Kölner Stadtteilen finden zu St. Martin kleinere Laternenumzüge von Kindergärten, Schulen und Vereinen statt. Eine aktuelle Übersicht aller Martinszüge in Köln finden Sie auf www.koeln.de

Wuppertal

Am Sonntag, 10. November 2024, beginnt um 17 Uhr der 16. Wuppertaler Martinszug. Start- und Endpunkt ist der Laurentiusplatz, wo Martinsspiel und Martinsfeuer stattfinden. Der Zugweg geht über die Friedrich-Ebert-Str., die Sophienstraße, die Luisenstraße, der Erholungsstr. über die Herzogstraße, den Kasinokreisel und die Friedrich-Ebert-Str. zurück zum Laurentiusplatz. Zum Abschluss erhält jedes Kind einen Weckmann, die von den Bäckern der IG Friedrich-Ebert-Str. gestiftet werden.

Der ambulante Kinderhospizdienst des Caritasverbandes wird gegen eine Spende heiße Getränke ausgeben.

Wie im letzten Jahr wird eine Gebärdendolmetscherin den Wuppertaler Martinszug begleiten und so Familien mit gehörlosen Kindern unterstützen.

St. Martin in der Familie feiern

Auf www.familien234.de bietet die Familienpastoral des Erzbistums Köln verschiedene Spiel- und Bastelideen für Familien mit Kindern an.

Das Portal hält viele Materialien bereit, um sich mit dem Heiligen und seiner Geschichte spielerisch auseinanderzusetzen. Unter anderem gibt es eine Materialmappe sowie eine Bastel-Mitmachgeschichte zum kostenlosen Download.

Das Martinssingen

In einigen Regionen ziehen traditionell am 10. November Kinder durch die Straßen und singen Martinslieder. Dafür erhalten sie Süßigkeiten. Das Martinssingen ist weit verbreitet, allerdings unter unterschiedlichen Namen. Im Bergischen Land spricht man vom Mätensingen, in Bonn vom Schnörzen.

Impuls

St. Martin

bis ich den Himmel seh
ist die halbe Zeit herum
wer teilt das Grau
und wer das Licht
alles ist so leicht
alles ist so schwer
wem kann ich
meine Hälfte geben
für wen will ich erfrieren
wer wartet auf mich

(Michael Lehmler)

Martinszug Bonn 2015

Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln

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