Pastoralreferenten: Berufen für den Dienst in der Gemeinde
Am 2. September 2023 ist es soweit. In einer feierlichen Messe im Hohen Dom zu Köln wird Weihbischof Ansgar Puff vier Frauen und einen Mann zum Dienst als Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten beauftragen.
Ingalisa Bornefeld ist eine davon. Die 28-Jährige kommt aus der Gemeinde St. Michael und Apollinaris in Wermelskirchen und wird als Pastoralreferentin in den Sendungsraum Hilden und Haan entsandt. Im Interview erzählt sie, warum sie ausgerechnet diesen Berufsweg einschlägt und was sie als angehende Pastoralreferentin besonders begeistert.
Was ist eigentlich eine Pastoralreferentin?
Als Pastoralreferentin arbeite ich in der Kirchengemeinde vor Ort. Ich begleite Menschen jeden Alters mit Gesprächen und Gottesdienstangeboten und gehe darüber hinaus dem christlichen Bildungsauftrag nach. Mehrmals die Woche feiere ich Schulgottesdienste mit bis zu 150 Kindern in der Kirche, abends wirke ich häufig an Planungstreffen mit und am Wochenende sind Angebote für die Erstkommunionkinder auf dem Programm.
Dazwischen liegen dann viele unregelmäßige Termine wie: eine Kirchenführung für Schulklassen, ein Besuch im Nachbarschaftszentrum bei den Senioren oder ein seelsorgliches Gespräch auf der Parkbank. Nicht zu vergessen sind die Vorbereitungszeiten, zum Beispiel für Gottesdienste oder kleine Vorträge. Es ist wirklich ein abwechslungsreicher Beruf und es kommt keine Langeweile auf.
Ich höre gerne anderen zu, bewundere das Engagement der vielen Menschen in der Kirche und unterstütze gerne, wo Hilfe benötigt wird.
Warum möchten Sie Pastoralreferentin werden? Was ist Ihre Motivation?
Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, Pastoralreferentin zu werden. Vor fünf Jahren habe ich dann ein Praktikum gemacht und einen Pastoralreferenten in seiner täglichen Arbeit erlebt. Seine Zugewandtheit zu den Menschen in der Gemeinde hat mich beeindruckt und da habe ich bemerkt: Genau das will ich auch! Also bewarb ich mich beim Bistum.
Diese Einstellung ist geblieben: ich höre gerne anderen zu, bewundere das Engagement der vielen Menschen in der Kirche und unterstütze gerne, wo Hilfe benötigt wird. Zudem habe ich in den Schulgottesdiensten gelernt, dass es mir Spaß macht, den Kindern vom Glauben zu erzählen. Es erscheint mir mehr und mehr sinnvoll, ihnen sowohl eine Idee von der christlichen Hoffnung zu geben, als auch zu erklären, warum sie Weihnachts- und Osterferien haben.
Ihr Praktikum hat Sie darin bestärkt, Pastoralreferentin zu werden. Wie sieht die Ausbildung denn aus?
Direkt nach dem Abitur habe ich Katholische Theologie studiert, mit dem Abschluss: Magistra Theologiae. Mit diesem Abschluss konnte ich mich für die dreijährige Berufseinführung bewerben, in der man den Titel Pastoralassistentin bzw. Pastoralassistent trägt.
Das erste Jahr verbringt man überplanmäßig. Ich hatte die Gelegenheit, neben der vorgesehenen Ausbildung zur Religionslehrerin, mir die verschiedensten Bereiche der Gemeinde anzusehen und erste Veranstaltungen selbst zu gestalten. Danach wechselt man den Einsatzort und erhält eine Planstelle in einem Pastoralteam, wo man konkrete Arbeitsgebiete und Zuständigkeiten übernimmt. Dementsprechend bin ich die letzten zwei Jahre vor allem für die Durchführung und Koordinierung der Schulgottesdienste sowie als Ansprechpartnerin für das ehrenamtliche Leitungsteam der Erstkommunion in Hilden zuständig gewesen.
Die Berufseinführung ist in Vollzeit angelegt und erfordert durch viele Ausbildungswochen, Prüfungen und Qualifikationen auch viel Aufmerksamkeit. Nachdem ich alle meine Prüfungen erfolgreich abgeschlossen hatte, erhielt ich mein Zeugnis mit dem Hinweis, dass ich nun berechtigt sei, die offizielle Berufsbezeichnung „Pastoralreferentin“ zu tragen.
Nach dieser verwaltungsmäßigen Mitteilung erfolgt nun die bischöfliche Beauftragung, den Dienst als Pastoralreferentin im Erzbistum Köln auszuüben. Mit der Beauftragung wird man schließlich unbefristet in den pastoralen Dienst übernommen.
Die Ausbildung bot viele Möglichkeiten, sich selbst und ebenso Methoden und eigene Ideen auszuprobieren.
Das hört sich nach einer abwechslungsreichen Zeit an. Was gefiel Ihnen während der Ausbildung am besten?
Am besten gefallen haben mir mein Ausbildungskurs und unsere Kursbegleiter. Gerade beim Stellenwechsel auf die Planstelle gab es an meinem neuen Einsatzort erhebliche Umbrüche. In der Zeit hat sich neben meinem Mann auch der Kurs sehr viel angehört und mich ge- und ertragen.
Davon abgesehen bot die Ausbildung wirklich viele Möglichkeiten, sich selbst und ebenso Methoden und eigene Ideen auszuprobieren. Für mich war die Ausbildung genau das Richtige. Recht oft stellte ich fest, dass die thematischen Einheiten genau zu meinen aktuellen Fragestellungen passten. In den letzten Monaten habe ich es sehr genossen, dass sich auch gute Routinen entwickelten, die den abwechslungsreichen Alltag etwas entlasteten.
Wissen Sie schon, wo Ihr erster Einsatzort sein wird?
Ich weiß nicht nur wo er sein wird, sondern ich kenne ihn auch schon ziemlich gut! Es ist nämlich üblich für laienpastorale Dienste nach der Beauftragung an dem aktuellen Einsatzort noch für ein paar Jahre zu bleiben. Für mich bedeutet es, dass ich mit meinem Mann erst einmal in Hilden wohnen bleiben kann und meinen Dienst als Pastoralreferentin in den Gemeinden von Hilden und Haan ausübe.
Von der Pastoralassistentin zur Patoralreferentin: Worauf freuen Sie sich am meisten?
Nach neun intensiven Jahren in Studium und Berufseinführung freue ich mich am meisten auf eine Zeit ohne Prüfungsleistungen und Zusatztermine. Wenn Zeit übrig ist, würde ich gerne noch die ein oder andere kreative Idee in der Gemeinde umsetzen, aber ich freue mich auch auf die freien Zeiten, ohne dass unerledigte Ausbildungsaufgaben mich ablenken.
Die katholische Kirche befindet sich zurzeit im Umbruch. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihre angehende Tätigkeit?
Es ist nicht wegzureden, dass viele Menschen aus der Kirche austreten und viele auch dem Glauben immer weniger Wert beimessen. Dadurch stehen Veränderungen an. Für mich ist die größte Herausforderung, in all den Veränderungsvorgängen, nicht die Freude am Zusammensein mit den Menschen zu vergessen und die Motivation zu behalten. Ich bin aber auch neugierig, wohin wir uns verändern.
Nehmen Sie persönlich etwas aus der Ausbildung mit, was Sie im Alltag begleitet und stärkt?
An vielen Stellen vertraue ich nun mehr meinen eigenen Fähigkeiten und meinem Gespür. Das merke ich besonders bei Gesprächen oder auch beim Feiern der Gottesdienste. Etwas scherzhaft habe ich auch den Satz mitgenommen: „Lieber nachher um Verzeihung bitten, als vorher um Erlaubnis“. Der Satz hilft mir zumindest, neue Ideen erst einmal frei zu entwickeln ohne direkt einschränkende Bedenken zu haben.
Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln
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