Leibliche und geistige Werke der Barmherzigkeit
Inhalt des Artikels
Die Werke der Barmherzigkeit führen zur Mitte des christlichen Glaubens. Barmherziges Handeln ist dabei aus zwei Perspektiven zu verstehen: Wer sich ganz von Gottes entgegenkommender Barmherzigkeit angenommen weiß, der kann ebenso handeln. In der christlichen Tradition werden leibliche und geistige Werke der Barmherzigkeit unterschieden.
Das Evangelium antwortet eindeutig auf die Frage, wie Menschen Christus nachfolgen können: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Damit ist Barmherzigkeit die Bedingung unseres Heils. Die Barmherzigkeit ruht im Herzen eines jeden Menschen und sie bestimmt, wie wir aufrichtig für alle Anderen offen sind und auf sie zugehen.
Barmherzigkeit nimmt den Mitmenschen unmittelbar wahr und wendet sich ihm konkret zu – ganz gleich, ob Hilfe in physischer oder geistiger Notlage nötig ist.
Im "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit" (2015/16) hat Papst Franziskus die Werke der Barmherzigkeit besonders in den Fokus gerückt.
Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit
Die Schriften des Evangeliums beschreiben an vielen Stellen, wie das Gebot der Barmherzigkeit konkret gelebt werden soll.
Am deutlichsten beschreibt das Matthäus-Evangelium (Mt 25,35 ff), was unter barmherzigen Werken zu verstehen ist:
„Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mir Kleider gegeben. Ich war krank, und ihr habt mich besucht. Ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.“
Die leiblichen Werke sind:
Die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit
Die Barmherzigkeit wendet sich dem ganzen Menschen zu, den leiblichen und den seelischen Nöten. Die geistigen Werke richten unsere Aufmerksamkeit auf die geistige und geistliche Armut, in der viele Menschen unserer Zeit nach Zuspruch, Nähe und Verständnis suchen.
Die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit sind:
- Unwissende lehren
- Zweifelnde beraten
- Trauernde trösten
- Sünder zurechtweisen
- Beleidigern gern verzeihen
- Lästige geduldig ertragen
- Für Lebende und Verstorbene beten
Alle Werke der Barmherzigkeit haben gesellschaftliche, politische und öffentliche Dimensionen, jedoch wird in den geistigen Werken das darüber hinaus gehende seelische und geistige Heil angesprochen, das oftmals nötiger als eine materielle Unterstützung ist. Eine rein materielle Barmherzigkeit allein wird der mitmenschlichen Erwartung nicht gerecht, ebenso wenig wie eine Gerechtigkeit, die ohne Barmherzigkeit auszukommen meint.
Die geistigen Werke verweisen auch auf die Herausforderungen, denen sich ein „barmherziges“ Leben ausgesetzt sieht. Die Menschlichkeit, die in den Werken der Barmherzigkeit beschrieben wird, geht über unsere menschlichen Kräfte hinaus. Ohne die Barmherzigkeit Gottes gerät unsere menschliche Barmherzigkeit schnell an Grenzen.
In der Ankündigung des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit (2015/2016) schrieb Papst Franziskus deshalb: „Öffnen wir unsere Herzen füreinander und für Gottes Barmherzigkeit“. Weiter er wendet sich an die Kirche selbst: „Öffnet die Türen. Lasst die Menschen hinein, damit sie Gottes Liebe erfahren können!“
Warum 7?
Die Zahl 7 jeweils für die leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit hat sich im Leben der Kirche herausgebildet, als Ausdruck eines Lebens das der von Gott bereits geschenkten Barmherzigkeit folgt und die empfangene Liebe an die Mitmenschen weitergibt.
In der Zahlensymbolik steht die Zahl 3 für das Göttliche (Dreifaltigkeit) und die Zahl 4 für das Menschliche (vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten, vier Elemente). Da 3+4 = 7 kommen hier Göttliches und Menschliches zusammen. Damit gilt die 7 als Heilige Zahl der Begegnung Gottes. (In der Bibel z.B. die 7 Schöpfungstage, das Buch mit 7 Siegeln in der Offenbarung des Johannes)
Daneben gilt ebenso die Zahl 12 (= 3x4) als Heilige Zahl der Begegnung Gottes (in der Bibel z.B. 12 Stämme Israels, 12 Apostel, das himmlische Jerusalem soll 12 Tore haben).
Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln
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