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Karneval: Ursprung, Bedeutung und Brauchtum des Karnevals

Datum:
30. Jan. 2024
Ab dem 11.11. um 11.11 Uhr beginnt sie: die närrische Zeit. Doch welchen Ursprung haben Karneval und Fastnacht? Welches Brauchtum steckt hinter den tollen Tagen Weiberfastnacht, Rosenmontag und Veilchendienstag?
Kirche und Karneval: Die Ursprünge des jecken Treibens

Karneval oder Fastnacht heißt die Zeit vor der Fasten­zeit. Der Begriff „Karneval“ wird vor allem im Rhein­land verwendet.

In anderen Teilen Deutsch­lands sind die Bezeich­nungen Fasching oder Fast­nacht verbreiteter. Besonders in Baden-Württemberg wird bis heute zwischen Karneval und schwäbisch-alemannischer Fast­nacht unterschieden.

Die „Fünfte Jahreszeit“ beginnt in Deutschland traditionell am 11. November um 11.11 Uhr und endet mit dem Ascher­mitt­woch. Dazwischen wird sie in der Weih­nachts­zeit vom 1. Advent bis zum 6. Januar unterbrochen.

Anfänge des Karnevals vor 5.000 Jahren in Mesopotamien

Vorläufer des Karnevals wurden bereits vor rund 5.000 Jahren in Meso­potamien gefeiert. Schon damals gab es die Idee des Gleich­heits­prin­zips während der Feier­lich­keiten. Arbeiter und Herrscher standen für kurze Zeit auf einer Stufe – dieses Prin­zip ist bis heute Teil des Karne­vals. Im Mittel­alter, etwa vom 12. bis zum 16. Jahr­hundert, feierte man um den 6. Januar Narren­feste, in deren Rahmen auch kirch­liche Rituale parodiert wurden.

„Karneval“ heißt übersetzt „Fleisch – lebe wohl“

Die älteste bekannte literarische Erwähnung der „fasnaht“ findet sich in Wolf­ram von Eschen­bachs „Parzival“. Auch der Begriff „Vaschanc“ taucht im 13. Jahr­hundert in Süd­deutsch­land und im bayrisch-österreich­ischen Raum auf.

Seit dem 17. Jahrhundert ist „Karne­val“ bezeugt, doch dessen Wort­geschichte bleibt unklar. Die heute geläu­figste Erklärung nimmt Bezug auf die Fasten­zeit als fleisch­lose Zeit und sieht die Ursprünge des Begriffs Karne­val im latei­nischen „carne vale“ („Fleisch – lebe wohl“).

In der Fastenzeit auf Alkohol und Süßes verzichten

An Karneval nehmen die Menschen Ab­schied vom Fleisch, weil früher in den 40 Tagen der Fasten­zeit auf Fleisch ver­zichtet wurde. Auch heute nehmen sich einer Studie einer Kranken­kasse zufolge die Hälfte der Deutschen vor, auf Genuss­mittel zu ver­zichten. Viele Men­schen lassen 40 Tage ihr Auto stehen, ver­zichten auf soziale Medien oder Plastik.

Das erste Kölner Dreigestirn gibt es 1870

Das Kölner Dreigestirn von 1907
Das Kölner Dreigestirn der Session 2022/23 bei der Prinzenproklamation

„Fastelovend“ ist zum 1. Mal im soge­nannten Eid­buch der Stadt Köln aus dem Jahr 1341 doku­mentiert. 1422 wird erstmals der Kölner Bauer in einem Gedicht erwähnt. Als Ver­körperung der Stadt­gründerin Agrippina ist die Kölner Jung­frau erstmals 1570 an der Seite des Bauern dokumentiert. 

Seit 1823 steht der soge­nannte "Held Carneval" an der Spitze des Kölner Karne­vals. Ab 1871 wurde aus dem Hel­den der Prinz Karneval. Damit war das Kölner Drei­ge­stirn komplett. Als Einheit tritt das Trio ab 1883 auf. Offiziell "Drei­gestirn" hieß es zum ersten Mal 1937. 

Das Kölner Dreigestirn wird traditionell von Männern dargestellt, auch die Rolle der Jungfrau. Ausnahmen waren die Jahre 1938 und 1939, als auf Grund eines Erlasses durch die NSDAP sämtliche Frauenrollen im Karneval durch Frauen darzustellen oder abzuschaffen waren.

Im Versuch, die öffent­liche Ordnung zu wahren, wurden im Laufe der Jahr­hunderte die Karnevals-Feier­lichkeiten in Köln mehr­mals verboten. Auch die Refor­mation stand der vor­österlichen Fasten­zeit kritisch gegen­über. Dadurch gerieten viele Bräuche in protes­tan­tischen Regionen zum Teil in Vergessen­heit.

Karneval blüht im 19. Jahrhundert auf

Das Logo des Festkomitees Kölner Karneval von 1823 e.V.

Nach dem Einmarsch franzö­sischer Truppen unter­sagten die Besatzer den Kölnern 1795 das Feiern. 1804 waren Karne­val und Masken­bälle zwar wieder er­laubt, der Straßen­karne­val war aber nahezu ausge­storben. Nach dem Ab­zug der Fran­zosen gehörte Köln zu Preußen. In dieser Zeit wurde der Kölner Karne­val wieder neu belebt, unter anderem durch die Grün­dung des „Fest­ordnenden Comitees“ (heute: Fest­komitee des Kölner Karnevals) im Jahr 1823.

Karnevalsgottesdienst – Hillije Mess op kölsch

Kirche und Karneval sind untrennbar miteinander verbunden. Das zeigt sich auch daran, dass in der närrischen Zeit Gottesdienste in der kölschen Sprache gefeiert werden.

Traditionen und Brauchtum weiterzugeben, auch das haben sich Karnevalsvereine auf die Fahne geschrieben. Dazu gehört auch, den Heimatdialekt zu pflegen und den Glauben auf Kölsch zu feiern. So feiert zum Beispiel der Felddekan Monsignore Teller als „Weihrauchspitter“ die Feldmessen für Opladener Narren.

Audio-Beitrag von Annemarie Habermann, ausgestrahlt in "Himmel und Erde" am 16.02.2020 bei Radio Leverkusen

Weiberfastnacht: Die Beueler Wäscherinnen

Wäscherin Linda, Franzi I., Wäscheprinzessin 2018, Wäscherin Ariane (v.l.n.r.) und Beueler Stadtsoldaten am 21. Januar 2018 beim Empfang in der Pfarrei Sankt Josef und Paulus, Bonn-Beuel. Ganz rechts (mit Mikrofon) die Beueler 'Obermöhn' Ina Harder.  Die Wäscheprinzessin ist seit 1958 Herrin im Beueler Karneval

Mit der Weiberfastnacht am Donnerstag beginnt der Straßenkarneval.

An Weiberfastnacht gibt es einen besonderen Brauch in Bonn-Beuel: Vor mehr als 180 Jahren entstand in Beuel der Brauch der Wäscherinnen, am Donnerstag vor Karneval nicht die Wäsche, sondern die Männer „in die Mangel zu nehmen“.

Die Beueler Wäscherinnen und Bleicherinnen wehrten sich damit gegen die unzumutbaren körperlichen und seelischen Belastungen. Sie trafen sich zum Kaffeeklatsch mit klaren Regeln: Die Frauen mussten über eheliche Treue und Alkoholexzesse ihrer Männer berichten. Männer waren in dieser Runde nicht erlaubt.

Der Brauch der Wäscherinnen besteht ungebrochen bis heute. Seit 1958 benennen die Beueler Weiber alljährlich eine Repräsentantin aus ihren eigenen Reihen, die sogenannte „Wäscherprinzessin“. Diese zieht am Karnevalsdonnerstag zum Sturm auf das rechtsrheinische Beueler Rathaus, das vom Bonner Oberbürgermeister verteidigt wird.

Karnevalssonntag: Loss Jon im Kölner Dom

Karnevalssonntag: Loss Jon im Kölner Dom

Besonders der Kölner Dom wird zur Karnevalshochburg, wenn dort um 10 Uhr ein Pontifikalamt gefeiert und im Anschluss ein besonderer Registerzug der Schwalbennest-Orgel gezogen wird. Sobald „Loss Jon“ der Orgel gezogen ist, wird automatisch „Mer losse dr Dom in Kölle“ gespielt und unter der Orgel kommt ein Jeck hinter einer Klappe zum Vorschein.

Als 1998 die Orgel gebaut wurde, erdachten sich die Orgelbauer diese kölsche Besonderheit. Die Figur ähnelt dem damaligen Dompropst Bernard Henrichs. Nur zweimal im Jahr wird das Register gezogen: Beim Karnevalisten-Gottesdienst im Januar und am Karnevalssonntag.

Rosenmontag: Ein Feiertag für die Jecken

Am Rosenmontag zieht der Rosenmontagszug durch die Straßen vieler Städte im Rheinland und anderer Karnevalshochburgen. Er bildet traditionell den Höhepunkt des jecken Treibens im Straßenkarneval.

Nach den napoleonischen Kriegen gründete sich in Köln 1823 das „festordnende Comitee“. Dessen jährliche Hauptversammlung fand am Montag nach dem 4. Fastensonntag – dem Laetare-Sonntag, statt. Dieser heißt seit dem 11. Jahrhundert auch Rosensonntag. Hintergrund des Namens: An diesem Tag verleiht der Papst verdienten Persönlichkeiten, Städten oder Staaten eine goldene Rose. Seit Papst Paul VI. (1963-1978) verleiht der Papst diese Rose nur noch an Wallfahrtsorte.

Karnevalistinnen

Veilchendienstag: Nubbelverbrennung als Abschluss des Karnevals

Veilchen- oder Fastnachtsdienstag heißt der Tag zwischen Rosenmontag und Aschermittwoch. Der größte Karnevalsumzug an Veilchendienstag findet in Mönchengladbach statt. In Köln ziehen kleinere Umzüge durch die Straßen der Veedel.

Abends und mitternachts kommen die Kölner für die sogenannte Nubbelverbrennung zusammen. Der sogenannte Nubbel ist eine lebensgroße Strohpuppe und Sündenbock im rheinischen Karneval. Er wird an Weiberfastnacht aufgehängt und hängt während der Tage über den Kneipen.

In einer symbolischen Gerichtsverhandlung am Karnevalsdienstag wird er zum Tode verurteilt, weil der Nubbel daran schuld sei, dass beispielsweise die Feiernden ihr ganzes Geld „versoffen“ haben. Mit dem Nubbel werden gleichzeitig auch alle Sünden und Verfehlungen verbrannt. Um 24 Uhr wird er in einem Leichenzug durch die Stadt getragen und verbrannt. Damit endet symbolisch der Karneval.

Der Veilchendienstag kann frühestens auf den 3. Februar, spätestens auf den 9. März fallen. 2024 ist Aschermittwoch am 14. Februar. Der wechselnde Termin hängt mit dem Osterfest zusammen. Wie er sich errechnet, erfahren Sie in unserem Magazin-Artikel über katholische bewegliche Feiertage und Hochfeste.

Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln

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