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Service

Karfreitag feiern: Hintergründe, Anregungen und Materialien

Kreuz aus St. Gertrud in Morsbach
Datum:
20. März 2024
Vom biblischen Hintergrund bis zu liturgischen Texten – Anregungen zur Gestaltung des Karfreitags zu Hause und Angebot für Familien.
Infografik Karfreitag

Nach dem biblischen Zeugnis wird Jesus nach seiner Gefangennahme vor den Statthalter Pontius Pilatus gebracht. Als Statthalter der Besetzungsmacht Rom ist Pilatus die wichtigste weltliche Machtinstanz in Jerusalem. Er soll über Jesus richten. Die Pharisäer schaffen es, die Menschen gegen Jesus aufzustacheln. So fordert die Menge schließlich seinen Tod und Pilatus spricht sein Urteil: Der Sohn Gottes wird gegeißelt und muss sein Kreuz selbst auf den Hügel Golgotha tragen.

Dort wird er ans Kreuz genagelt. Kurz bevor er um die 9. Stunde (das ist um 15 Uhr) stirbt, ruft Jesus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Mit seinem Sterben, das er als bewusste Lebenshingabe vollzieht, löst er ein, was er beim Abendmahlssaal vorweggenommen hat: Er gibt seinen Leib für uns, und er vergießt sein Blut für uns. Jesus wird in einer Höhle beigesetzt.

Liturgie am Karfreitag

Am Karfreitag kennt die Kirche keine Messfeier. Der Altar ist abgeräumt, die Glocken schweigen, der Tabernakel ist leer – die Kirche gedenkt des Leidens und Sterbens Jesu. 

  • In vielen Gemeinden findet vormittags eine Kreuzwegandacht statt. Dies entspricht etwa der Tageszeit, in der Jesus sein Kreuz durch Jerusalem hinauf nach Golgotha, auf deutsch Schädelhöhe, getragen hat.
  • Nachmittags etwa um 15 Uhr wird zur Todesstunde Jesu die große Karfreitagsliturgie (Feier vom Leiden und Sterben Christi) gefeiert. Einem Brauch nach rufen in vielen Orten anstelle der Glocken Ministranten mit Ratschen oder Kleppern die Gemeinde zur Feier der Liturgie zusammen.
    Die Karfreitagsliturgie setzt die Feier des letzten Abendmahls vom Gründonnerstag fort. Der inhaltliche Zusammenhang der einzelnen Feste der Karwoche mit dem Ostergeschehen wird auch liturgisch sichtbar: So beginnt der Karfreitagsgottesdienst in derselben Stille, in der am Gründonnerstag geendet wurde. Die Liturgie endet auch in Stille ohne Entlassungsruf.

Die Karfreitagsliturgie besteht aus drei großen Teilen:

Der Wortgottesdienst beginnt mit einem Einzug in Stille. Vor dem Altar angekommen legen sich der Priester bzw. alle liturgischen Dienste auf die Erde; alle anderen knien nieder und verharren zur Todesstunde Jesu eine Weile im stillen Gebet. Danach folgt ohne Begrüßung oder liturgische Eröffnung das Tagesgebet. Es folgen die Lesungen und die Passion. > mehr s.u.

Die Passion im Johannesevangelium zeigt noch deutlicher als die anderen Evangelien, dass Jesus sich mit vollem Bewusstsein freiwillig dem Tod ausgeliefert hat. Niemand kann ihm das Leben entreißen, er selbst gibt es hin. So wird die biblische Botschaft vom Tod Jesu zur Zusage Gottes, dass das Kreuz kein Scheitern bedeutet, sondern dass letztlich in ihm das Heil liegt. Unter diese Zusage stellen sich die Gläubigen am Karfreitag.

In den Großen Fürbitten wird für die Anliegen der Kirche, für die Regierenden sowie für die Notleidenden und das Heil der Welt gebetet. In der Regel sind es 10 Fürbitten, 2022 wurde als vorletzte Bitte zusätzlich eine Fürbitte anlässlich des Krieges in der Ukraine eingefügt.
Jede Fürbitte besteht aus drei Teilen:

  • Zunächst wird die Gemeinde eingeladen, in einem bestimmten Anliegen zu beten.
  • Es folgt Stille, die eigentliche Zeit des Betens: Eingeleitet wird das meist mit dem Aufruf "Beuget die Knie", beendet mit "Erhebet euch".
  • Anschließend wird die Bitte in einem laut gesprochenen Gebet zusammengefasst.

Seit jeher sind diese Fürbitten fester Bestandteil der Karfreitagsliturgie. Selbst in der Zeit, in der die Fürbitten in anderen Gottesdiensten völlig vergessen waren, haben sie sich doch am Karfreitag erhalten und sind zum Vorbild für die Fürbitten in den heutigen Messfeiern geworden.

Auch wenn der Karfreitagsgottesdienst keine Messe ist, wird so doch deutlich, was im Zentrum eines jeden Gottesdienstes steht: Gott spricht den Gläubigen in den biblischen Lesungen sein Heil zu, und die Gläubigen machen sich im Gebet diese Heilszusage zueigen.

Auf den Wortgottesdienst folgt die feierliche Kreuzerhebung, in der den Gläubigen das Kreuz gezeigt wird. Der Priester und die Messdiener gehen in einer Prozession durch die Kirche und tragen das verhüllte Kreuz.

An drei Stationen ruft oder singt der Priester auf Latein „Ecce lignum crucis, in quo salus mundi pependit“, die Antwort der Gemeinde lautet „Venite adoremus“. Alternativ kann auch die deutsche Übersetzung verwendet werden: „Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen.“– „Kommt, lasset uns anbeten.“ (siehe im Gotteslob Nr. 308, 2+3). Bei jeder Station wird das Kreuz ein Stück enthüllt, bis es nach der letzten Station ganz zu sehen ist.

In der anschließenden Kreuzverehrung bekunden die Gläubigen ihre Verbundenheit mit dem Herrn und beten den an, der den Tod überwunden hat. Dabei kommt die Gemeinde (ähnlich wie beim Kommuniongang) nach vorne und kniet kurz vor dem Kreuz nieder. Viele Gläubige berühren dabei das Kreuz, manche küssen es auch.

Am Karfreitag wird keine hl. Messe gefeiert, eine Wandlung von Brot und Wein findet nicht statt. Zur Stärkung in der Trauer des Karfreitags wird heutzutage aber eine Kommunionfeier mit den in der Abendmahlsmesse konsekrierten Hostien an den Wortgottesdienst mit Kreuzverehrung angefügt.

Die Hostien werden in der Regel in einer kurzen Prozession von einem Seitenaltar oder aus der Sakristei geholt. Denn der eigentliche Tabernakel ist vom Ende Gründonnerstagsfeier an leer und offen. Begleitet wird die Prozession häufig von Klappern oder Ratschen.

Es folgt das Vaterunser und die Kommunionspendung.

Nach dem Segen endet die Liturgie ohne eine Entlassung. Dies und der stille Auszug zeigen an, dass der Gottesdienst erneut nicht zu Ende ist, sondern er nur unterbrochen wird bis zur Feier der Auferstehung. Gemeinsam bilden die drei Gottesdienste den Dreiklang des christlichen Glaubens: nach „Liebe“ (am Gründonnerstag) und „Hoffnung“ (Karfreitag) wird in vielen Riten und Symbolen in der Osternacht der „Glauben“ gefeiert.

Lesungstexte an Karfreitag

Alle Lesungstexte der Karfreitagsliturgie nehmen Bezug auf das Leiden und Sterben Jesu Christi.

  • Die 1. Lesung aus dem Buch Jesaja (Jes 52,13 – 53,12) spricht vom Gottesknecht, der wegen unserer Vergehen durchbohrt wurde. Dieser Text wird von den Christen auf den gekreuzigten Jesus bezogen.
  • Die 2. Lesung aus dem Hebräerbrief (Hebr 4,14–16; 5,7–9) betont, wie sehr Gott in Jesus das Menschenschicksal geteilt hat. Weder Versuchung Noch Todesangst blieben ihm fremd. Indem er sie aber trotzdem am Weg des Kreuzes festgehalten hat, konnte er zum Erlöser werden.
  • Die Passion aus dem Johannes-Evangelium (Joh 18,1-19,42) bildet den zentralen Text der Karfreitagsliturgie. Das Johannesevangelium zeigt noch deutlicher als die anderen Evangelien, dass Jesus sich mit vollem Bewusstsein freiwillig dem Tod ausgeliefert hat. Souverän steht er seinen Anklägern und Richtern gegenüber. Niemand kann ihm das Leben entreißen, er selbst gibt es hin. Nach der Darstellung des Johannesevangeliums starb Jesus zu der Stunde, als im Tempel die Lämmer für das Paschamahl geschlachtet wurden. Er selbst ist das wahre Osterlamm, sein Blut ist der Preis für unsere Rettung.

> Liturgische Texte zu Karfreitag

> Auslegungen und Deutungen der Bibeltexte

> Messtexte und Lesungen zu den Kar- und Ostertagen auf Ukrainisch

Karfreitag zu Hause gestalten

  1. Live-Übertragungen von Kreuzweg und Karfreitagsliturgie
    > unter www.erzbistum-koeln.de/livemesse

  2. Kreuzweg zu Hause beten
  3. Trauermette am Karfreitag
    Die Trauermette ist geprägt durch Klagelieder, die dem Propheten Jeremia zugeschrieben werden. Wie dort die Zerstörung des Tempels als Ort der Gegenwart Gottes beklagt wird, so betrauert die Gemeinde den Tod Jesu am Kreuz. Eine Trauermette kann am Abend des Karfreitags gefeiert werden (im neuen Gotteslob Nr. 307).

  4. Zeit der Stille
    Nach der Feier eines Gottesdienstes kann man zu Hause eine bewusste Zeit der Stille einhalten. Gerade in Familien kann dies sehr eindrücklich sein, aber auch für Alleinstehende bietet der bewusste Verzicht auf Medienkonsum eine besondere Prägung des Tages.

  5. Kreuzesdarstellungen meditierend betrachten
    Jede Kreuzesdarstellung ist einzigartig. Dies gilt nicht nur künstlerisch, sondern auch inhaltlich kann die Darstellung sehr unterschiedliche Aspekte betonen. So gibt es in Kreuzesdarstellungen
    • den leidenden Christus,
    • den gestorbenen Christus,
    • den triumphierenden Christus – diese Darstellungsform greift damit dem Ostergeschehen vorweg
    Neben dem eigenen Kruzifix zu Hause können Sie auch die Darstellungen in der folgenden Bildergalerie betrachten. Dazu eignen sich auch aus dem alten Gotteslob im Kölner Anhang die Andacht zur Verehrung des heiligen Kreuzes (Nr. 979) oder zu den sieben letzten Worten Jesu (Nr. 776).

Kreuzesdarstellungen zur meditierenden Betrachtung

Sieben letzte Worte Christi

Die Darstellung des Leidens und Sterbens Jesu Christi in den Evangelien ist mehr als ein historischer Bericht. Die Evangelien deuten – nach christlichem Verständnis inspiriert vom Heiligen Geist – die Ereignisse. Dadurch gibt es sieben sogenannte „letzte Worte“ des gekreuzigten, sterbenden Jesus:

  • „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34)
  • „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,43)
  • „Frau, siehe, dein Sohn!“ und: „Siehe, deine Mutter!“ (Joh 19,26-27)
  • „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34; Mt 27,46; Psalm 22,2)
  • „Mich dürstet.“ (Joh 19,28)
  • „Es ist vollbracht.“ (Joh 19,30)
  • „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46)

Die Sieben Worte wurden mehrfach musikalisch vertont, u.a. von Joseph Haydn, Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach.

Fast- und Abstinenztag

Neben dem Aschermittwoch ist der Karfreitag ein gebotener Fast- und Abstinenztag. An ihnen bekundet die Kirche vor der ganzen Welt und in einheitlicher Weise ihre Verbundenheit mit dem leidenden Herrn.

Die Gläubigen begnügen sich an diesen Tagen mit nur einer vollen Mahlzeit (Fasten) und verzichten auf Fleischgenuss (Abstinenz). Zu solchem Fasten sind nach der kirchlichen Bußordnung alle verpflichtet, die das 21. Lebensjahr vollendet und das 60. noch nicht begonnen haben, soweit sie nicht durch Krankheit am Fasten gehindert sind.
> mehr über das Fast- und Abstinenzgebot

Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln

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