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Hungrig nach neuen Ideen – In Rheinbach sitzt eine Frau an der Orgel

Datum:
22. Dez. 2019
Sie studierte Kirchenmusik, trat mit verschiedenen Ensembles auf und spielte während des Liborifests im Paderborner Dom. Dennoch musste sich Christiane Goeke-Goos immer wieder als Frau an der Orgel behaupten. Das Patentrezept: Mit Können überzeugen.

Rheinbach. Der Paderborner Dom in den frühen Neunzigerjahren. Eine junge Frau kommt in die Sakristei. Sie – die Organistin Christiane Goeke-Goos – möchte die Lieder für den Gottesdienst besprechen. Das weiß der diensthabende Pfarrer aber nicht. „Was wollen Sie denn hier?“, wird die Musikerin in der Sakristei etwas brüsk begrüßt. Damals konnte Goeke-Goos über solche Situationen nur schmunzeln. „Zu der Zeit war eine Frau an der Orgel eher ungewöhnlich“, erinnert sie sich. “Da mussten sich die Herren erst einmal drauf einstellen.”

Spielt bereits mit 4 Jahren Klavier

Christiane Goeke-Goos

Christiane Goeke-Goos wächst in einer musikalischen Familie in Ostwestfalen auf. Bereits mit vier Jahren beginnt sie mit dem Klavierspiel. Sonntags besucht sie mit ihren Eltern den Gottesdienst, dort entdeckt sie schon als Mädchen ihr Interesse an der Orgel. „Ich fand die Kombination aus geistlichem Wort und Musik einfach faszinierend“, erzählt die heute 57-Jährige. „Ein guter Organist oben und ein guter Pfarrer vorne spielen sich ja die Bälle zu. Wenn dieses Verhältnis passt, kann man die Leute wirklich begeistern. Das hat mich schon ganz früh gefesselt.“

Mit etwa zwölf Jahren erhält Goeke-Goos Orgelunterricht. Schnell wird ihr klar, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen will. „Wenn man ein anderes Instrument spielt, bleibt man immer etwas limitiert“, erklärt sie. „Klavier bleibt Klavier, Trompete bleibt Trompete. Aber auf der Orgel kann man ein ganzes Orchester nachahmen, man hat unendlich viele Möglichkeiten.“ Nach dem Abitur studiert sie Kirchenmusik in Köln und schließt ein Studium der Instrumentalpädagogik an. „Orgelspiel ist einfach Leidenschaft“, sagt sie.

St. Martin in Rheinbach:Rorate Caeli

Rorate Caeli

Von Köln über Paderborn nach Rheinbach

Nachdem sie einige Jahre als Kirchenmusikerin bei den Dominikanern in St. Andreas in Köln gearbeitet hat, geht Goeke-Goos 1991 nach Paderborn. Dort arbeitet sie freiberuflich unter anderem am Dom, gibt Orgelunterricht, leitet Chöre, musiziert mit verschiedenen Ensembles und gibt Konzerte. „Das war eine ganz spannende und lebhafte Zeit“, sagt sie, in der sie sich jedoch auch habe durchsetzen müssen. „Als Frau sind Sie in diesem Beruf natürlich eine absolute Minderheit.“

Vor allem, wenn ein Priester sie noch nicht kannte, habe sie oft gemerkt, dass er der kleinen Frau nicht zutraute, die große Orgel zu beherrschen. Fragen wie „Welche Lieder können Sie denn überhaupt spielen?“ oder „Wissen Sie denn, wie man die Register bedient?“ habe Goeke-Goos in ihrer Karriere immer wieder gehört. Beharrlichkeit, Humor und Können haben ihr in solchen Situationen geholfen, erzählt sie heute: „Ich habe die Männer einfach fachlich überzeugen müssen. Wenn das gelang, hatten wir ein wunderbares Verhältnis. Dann war Vertrauen da und gegenseitiger Respekt.“ Geärgert habe sie sich über die Nachfragen nie. „Ich habe immer gezeigt, dass ich Musiker bin und nur ganz zufällig auch noch eine Frau“ sagt sie mit einem Lachen.

Seit vier Jahren arbeitet Goeke-Goos als hauptamtliche Seelsorgebereichsmusikerin in Rheinbach. Dort ist sie für 11 Kirchen und 8 Organisten zuständig. Sie leitet einen Chor mit 70 Leuten, einen Kammerchor, eine Schola Gregoriana und einen Kinderchor. Bereits seit drei Jahren holt sie außerdem namhafte Organisten zu den sogenannten Sommerfestivals nach Rheinbach und organisiert weitere Konzerte, zum Beispiel Kinderorgelkonzerte oder ein Beethoven-Konzert im Jubiläumsjahr 2020. „Ich habe von Natur aus viel Energie, viel Temperament und viel Humor“, erklärt die Musikerin. „Und ich bin hungrig nach neuen Ideen.“

Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln

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