Fastenzeit: Eine Zeit des Verzichts von Aschermittwoch bis Ostersonntag
Das Fasten steht von Beginn an mit dem Osterfest in Verbindung. Die Fastenzeit war und ist eine Zeit der Läuterung, Buße und Vorbereitung auf Ostern. Seit dem 2. Jahrhundert fasteten die Menschen aus Trauer am Karfreitag und Karsamstag. Seit dem 4. Jahrhundert ist eine Fastenzeit von 40 Tagen überliefert.
Im 6. Jahrhundert wurde der Beginn der Fastenzeit einheitlich auf den Aschermittwoch gelegt. Der Aschermittwoch läutet die 40-tägige Fastenzeit ein. Seinen Namen hat der Tag von der Asche, mit der die Gläubigen im Aschermittwochs-Gottesdienst bezeichnet werden. Das Aschekreuz auf der Stirn erinnert den Menschen an seine Vergänglichkeit.
Die katholische Kirche ruft die Gläubigen im Alter von 14 bis 60 Jahren in dieser Zeit zum Fasten auf. Aschermittwoch und Karfreitag sind von der Kirche gebotene Fastentage. An diesen beiden Tagen nehmen Gläubige nur eine sättigende Mahlzeit zu sich. Zu den beiden anderen Tischzeiten ist eine kleine Stärkung erlaubt. Fast- und Abstinenztage gelten übrigens von Mitternacht zu Mitternacht.
Österliche Bußzeit erinnert an das Fasten Jesu in der Wüste
Die Fastenzeit vor Ostern wird auch österliche Bußzeit genannt. Warum 40 Tage? Jesus selbst fastet nach seiner Taufe 40 Tage in der Wüste und wird vom Teufel in Versuchung geführt. Dabei ist die Zahl 40 rein symbolisch zu verstehen. Früher begann das Fasten am 6. Sonntag vor Ostern und endete am Gründonnerstag – dem 40. Tag.
In den evangelischen Kirchen wird die Fastenzeit meist "Passionszeit" genannt.
Schon seit dem 5. Jahrhundert sind die Sonntage als sogenannte "kleine Auferstehungstage" vom Fasten ausgenommen. Damit man allerdings auf die 40 Tage kommt, wurde der Beginn auf den Aschermittwoch gelegt und der Karfreitag sowie der Karsamstag hinzugezählt.
Fastensonntage ordnen die österliche Bußzeit
Sechs Sonntage liegen in der österlichen Bußzeit, sie sind aber von der Fastenzeit ausgenommen. Denn der Sonntag als "Tag des Herrn" erinnert wie ein kleines Osterfest im Alltag an die Auferstehung Jesu.
Die ersten fünf Fastensonntage sind nach dem Introitus, dem Eingangsvers der heiligen Messe, benannt:
- Der 1. Fastensonntag heißt auch "Invocabit", von lat. "invocabit me", das heißt übersetzt "Er ruft mich an"
- Am 2. Fastensonntag wird Gott gebeten, sich an seine Güte zu erinnern. Er heißt auch "Reminiscere" von lat. "reminiscere miserationum tuarum", das heißt übersetzt "denke an deine Güte"
- Der 3. Fastensonntag heißt auch "Oculi", von lat. "oculi mei semperad dominum", übersetzt: "meine Augen schauen immer auf zum Herrn"
- der 4. Fastensonntag ist der sogenannte Laetare-Sonntag, von lat. "laetare", "freue dich"
- der 5. Fastensonntag, der Passionssonntag, steht unter dem Wort "Judica" von lat. "judica me, deus", übersetzt: "schaff' Recht mir, Gott". An diesem Sonntag werden alle Kreuze in der Kirche verhüllt.
- Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche.
Im katholischen Bereich – anders als in den evangelischen Kirchen – sind diese Namen mit Ausnahme des „Laetare-Sonntag“ heute nicht mehr geläufig.
Liturgische Besonderheiten in der Fastenzeit
Die Liturgie zeichnet in der Fastenzeit besonders eine Reihe von Besonderheiten aus:
- Das "Gloria" und das "Halleluja" entfallen.
- Die liturgische Farbe ist violett.
- Am Passionssonntag (5. Fastensonntag) werden die Kreuze verhüllt.
Besonderheit: Laetare-Sonntag
Eine Sonderstellung innerhalb der Fastenzeit nimmt der 4. Fastensonntag ein. Er ist auch unter dem Namen "Laetare" ("Freue Dich!") bekannt. Am Laetare-Sonntag ist mehr als die Hälfte der Fastenzeit geschafft – es ist gewissermaßen "Bergfest".
An diesem Sonntag kann der Priester im Gottesdienst ein rosafarbenes liturgisches Gewand tragen. Das Rosa ist quasi das Violett der Fastenzeit, durch das schon das liturgische Weiß der Osternacht schimmert.
Umgangssprachlich heißt der Laetare-Sonntag auch Rosensonntag, da der Papst an diesem Tag einer Person oder Institution eine goldene Rose verleiht.
Kreuzverhüllung am Passionssonntag
Ab dem 5. Fastensonntag, dem sogenannten Passionssonntag, erfolgt eine weitere Besonderheit der Fastenzeit: Die Kreuze in der Kirche werden verhüllt. Die Kreuze bleiben bis zum Ende der Karfreitagsliturgie verhüllt.
In manchen Kirchen verdecken bereits ab Aschermittwoch Fasten- oder Hungertücher den gesamten Chorraum. Besonders bekannt ist das alle zwei Jahre neu gestaltete Fastentuch des Hilfswerks MISEREOR, das in vielen Kirchen aufgehängt wird.
Hintergrund ist das "Fasten für die Augen". Die Gläubigen konzentrieren sich voll und ganz auf das Leiden und Sterben Jesu Christi. An Ostern werden Jesu Sieg über den Tod und das neue Leben gefeiert.
Fasten heißt nicht immer Verzicht
Fasten, Abstinenz und Verzicht sind Mittel der Umkehr und Neuausrichtung auf Gott. Fasten soll das Herz für den Dienst an Gott und den Menschen frei und für neue religiöse Erfahrungen empfänglich machen. "Fasten ist ein Format, das das Leben verbessert", sagt Franz Meurer, Pfarrer in Köln-Vingst und Höhenberg.
Doch Fasten kommt auch ohne Verzicht aus: Gläubige können sich intensiver dem Gebet widmen, an Hilfswerke oder andere gute Zwecke spenden oder ihren Mitmenschen mehr Zeit und Aufmerksamkeit schenken.
Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln
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