Erntedank: Geschichte und Bedeutung des Erntedankfests
Inhalt des Artikels
Das Erntedankfest: Geschichte, Bedeutung und Bräuche (des deutschen Thanksgiving)
Wie viele christlich geprägte Feste hat auch das Erntedankfest vorchristliche Vorläufer. Bereits im Römischen Reich, im antiken Griechenland und in Israel waren Rituale zum Erntedank bekannt. Die Christen übernahmen den Brauch und integrierten ihn in den christlichen Glauben: In der Regel am ersten Sonntag im Oktober dankt der Mensch Gott für seine Gaben.
Der Mensch ist nach wie vor verantwortlich für die Schöpfung und muss sorgsam mit ihr umgehen – das ist ein weiterer zentraler Gedanke des Erntedankfestes. Das Fest kann Anlass sein, über die Abhängigkeit des Menschen von der Natur zu nachzudenken und Gott dankbar zu sein für das, was er von ihm erhält.
Das Brauchtum zum Erntedankfest ist regional sehr verschieden. Doch woher kommen die Bräuche und Rituale und welchen Hintergrund haben sie?
Erntedankfest: Ein heidnisches Fest wird christlich
Der Abschluss der Ernte wird von jeher festlich begangen. Bereits im ersten Buch der Bibel ist das erste „Erntedankfest“ niedergeschrieben: Die Brüder Kain und Abel bringen Gott die Erzeugnisse ihrer jeweiligen Arbeit dar: Kain opfert Früchte, sein Bruder als Hirte ein Tier seiner Herde (vgl. Genesis 4).
Der christliche Hintergrund fußt zudem auf zwei verwandten Quellen:
Termin des Erntedankfestes
Einen festen Termin für das Erntedankfest gab es lange Zeit nicht, da die Ernte abhängig von Klimazonen zu verschiedenen Zeiten eingebracht wird.
Für Deutschland legte 1972 die Deutsche Bischofskonferenz den ersten Sonntag im Oktober fest. Dieses Datum gilt aber nur als Vorschlag und ist für die Gemeinden nicht verpflichtend.
Das Erntedankfest fällt damit in den kommenden Jahren folgende Daten:
2024: Sonntag, 6. Oktober
2025: Sonntag, 5. Oktober
2026: Sonntag, 4. Oktober
Erntedankkrone als Danksagung
Fast überall in Deutschland gibt es zu Erntedank in den Kirchen einen Erntedankschmuck als "Dank für die Frucht der Erde und die menschliche Arbeit" mit Obst und Gemüse, sowie Brot oder anderem Gebäck.
Besonders die Erntedankkrone ist aus vielen Kirchen nicht wegzudenken. Mit ihr bringen die Gemeindemitglieder Erntegaben – darunter Obst und Gemüse – zum Altar. Die Festmesse an diesem Tag dankt besonders für „das tägliche Brot“ und drückt die Verbindung des Menschen zur Natur aus.
Die Erntekronen werden aus geflochtenen Ähren gebunden und mit Feldfrüchten dekoriert. Einige Gemeinden zelebrieren die Feierlichkeit zudem mit Tänzen, Festessen und Umzügen.
Strohpuppen und Festzüge: Bräuche zum Erntedankfest
Wie jedes Fest ist auch der Erntedank mit einer Vielfalt an Bräuchen verbunden. Das europäische Brauchtum basiert auf dem römischen Vorfahren und ist seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. nachgewiesen. Der Brauch ist regional geprägt.
In ländlichen Regionen ist es üblich, Strohpuppen auf Feldern zu verbrennen oder kleinere Jahrmärkte zu veranstalten. Andernorts wurden die übriggebliebenen Strohpuppen auf dem Feld als Opfer zurückgelassen.
Einige Gemeinden Deutschlands initiieren außerdem von Mitte September bis Anfang Oktober Festzüge mit Fußgruppen und Motivwagen, die an historische Erntesituationen erinnern. Andere Aktivitäten in der Zeit um Erntedank sind der Alm-Abtrieb in den Bergen und die Feste des heiligen Michael (29. September) und des heiligen Martin (11. November).
Viele Gemeinden rufen zu Erntedank auch zu besonderen Solidaritätsaktionen zugunsten hungernder Menschen auf, um auch dadurch ihren Dank auszudrücken.
Thanksgiving: Erntedank auf Amerikanisch
Der amerikanische Nationalfeiertag weicht stark vom europäischen Erntedankfest ab. Das erste gemeinsame Erntedankfest von Pilgervätern mit dem Stamm der Wampanoag-Indianer in Massachusetts im Herbst 1621 bildete den Beginn der Tradition. Darauf berufen sich sowohl Amerikaner als auch Kanadier.
Thanksgiving wird seit 1941 in den USA immer am vierten Donnerstag im November gefeiert. Das Festessen der ganzen Familie bildet das Zentrum des Feiertages. Die Zutaten des Festessens sind überliefert: Pilgerväter und Indianer haben demnach einen gebratenen und gefüllten Truthahn geteilt. Seit 1990 ist es Tradition, dass die Industrieverbände dem Präsidenten einen Truthahn schenken, der begnadigt, also nicht geschlachtet wird.
Mit dem Thanksgiving-Day ist auch der Brauch des Kampfes um das getrocknete Gabelbein des Truthahns verbunden: Zwei Teilnehmer ziehen mit den kleinen Fingern am Knochen bis dieser splittert. Der, dessen Stück größer ist, hat einen Wunsch frei.
Am Tag nach Thanksgiving ist der sogenannte „Black Friday“. An diesem Tag gewährt der Handel traditionell hohe Rabatte und läutet die Vorweihnachtszeit des Einzelhandels ein. Seit einigen Jahren hat auch der Einzelhandel in Deutschland diesen Tag als Shopping-Event eingeführt.
Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln
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