Die heilige Adelheid – Erste Äbtissin von Vilich
Inhalt des Artikels
Leben und Wirken
Adelheid (ca. 970 bis 1015) wuchs in einer wohlhabenden Familie auf. Ihre Eltern stifteten mit ihrem Vermögen das Stift Vilich in der Nähe von Bonn. Dort wird Adelheid die erste Äbtissin, die Vorsteherin des Stifts. Aufschluss über ihr Leben gibt die um 1057 entstandene „Vita Adelheidis".
Dieser Schriftquelle zufolge wandelte Adelheid nach dem Tod ihrer Eltern das Stift in ein Benediktinerinnenkloster um – ebenso wie das Kloster St. Maria im Kapitol in Köln. Während der Amtszeit des Kölner Erzbischofs Heribert – wahrscheinlich um das Jahr 1003 – machte dieser sie zudem zur Leiterin von St. Maria im Kapitol. Dort starb Adelheid an einem 5. Februar, vermutlich im Jahr 1015, und sollte auf Wunsch Heriberts auch in St. Maria im Kapitol in Köln beigesetzt werden. Doch da ihre Vilicher Mitschwestern darauf drängten, wurde Adelheid in Vilich bestattet – nicht in der Kirche, sondern im Kreuzgang.
Ein Wunder begründet den Adelheidis-Brunnen in Pützchen
Dem Wasser des Adelheidis-Brunnens in Bonn-Pützchen werden besonders bei Augenleiden heilende Kräfte nachgesagt. Hintergrund ist ein Wunder, das die heilige Adelheid in einer Zeit schwerer Hungersnöte und Dürren um 1000 in und um Köln gewirkt haben soll.
Der Überlieferung zufolge soll Adelheid in dieser Not nicht nur Gaben an die hungernden Menschen verteilt haben – sie hat auch dem Flehen der Menschen nachgegeben und ihren Stab in die Erde gestoßen, woraufhin Wasser sprudelte. Sichtbare Erinnerung an dieses Wunder ist der Adelheidis-Brunnen in Pützchen. Vom Wasser versprechen sich Gläubige Heilung auf die Fürsprache der Heiligen. Urkundlich zum ersten Mal erwähnt wird der Brunnen 1367 – unter dem Namen Adelheid-Pützchen (von lat. puteus, „Grube“, „Brunnen“).
Wallfahrten nach Vilich
Nach ihrem Tod, so schildert es die „Vita Adelheidis“, sollten sich Heilungen und Wunder an ihrem Grab ereignet haben. Bald darauf kamen die ersten Wallfahrer nach Vilich, was eine Erweiterung der Kirche nötig machte. Die Wallfahrt führte zu einem Aufblühen des Klosters und zu dessen wirtschaftlichem Aufschwung.
Der Kult um Adelheid nahm trotz einer Abschwächung der Wallfahrtszahlen in der Bevölkerung nicht ab, das machen der Bau der Adelheidiskapelle – des ältesten Teils der Vilicher Kirche – und die Umbettung der Gebeine um 1200 deutlich. Bei der Weihe des Altars in dieser Kapelle 1222 ist dessen Name „altare sancte Aleidis“ überliefert und zeugt von einer Art Heiligsprechung Adelheids auf Bistumsebene. Im Mittelalter musste Rom diesem Akt noch nicht zustimmen.
Adelheid als Heilige
Vilich als Ziel zahlreicher Pilger hatte 1641 ausgedient: Als man das Grab der Heiligen in der Vilicher Stiftskirche öffnete, musste man feststellen, dass es leer war. Wann die Reliquien verschwunden waren, ist nicht bekannt. Heute wird davon ausgegangen, dass sie möglicherweise im Truchsessischen Krieg Ende des 16. Jahrhunderts verloren gegangen sein könnten. Einzelne Reliquien aber sind erhalten geblieben und werden an ihrem Gedenktag zur Verehrung ausgestellt.
Nachdem Adelheid jahrhundertelang von der Bevölkerung als heilig verehrt worden war, bestätigte der Vatikan 1966 in persona von Papst Paul VI. Adelheid als Heilige. 2008 wurde Adelheid mit Zustimmung des Vatikans neben Cassius und Florentius zur dritten Bonner Stadtpatronin erhoben. Ihr Sterbetag, der 5. Februar, ist ihr Gedenktag.
„Pützchens Markt“ in Bonn
Die Pilger zum Adelheidis-Brunnen wurden seit dem 17. Jahrhundert zunächst von Einsiedlern, später Geistlichen und schließlich einem gestifteten Karmeliter-Konvent betreut. Dazu bauten sie in direkter Nachbarschaft ein Kloster und eine Wallfahrtskirche. Dieser Brunnen, auch „Pütz“ genannt, gab dem Dorf Pützchen seinen Namen. Zur Versorgung der Pilger wurden Buden und Zelte aufgebaut. Dazu kamen Wirte, Viehhändler und Kirmesleute – Pützchens Markt war geboren. Dessen Ursprung hat sich im Pluutenmarkt – einem Kleidermarkt – erhalten.
Immer am zweiten Wochenende im September findet die Großkirmes Pützchens Markt in Bonn statt; 2024 also vom 6. bis 10. September. Mit 500 Geschäften auf rund 80.000 Quadratmetern und mehr als einer Million Besuchern ist Pützchens Markt eines der größten Volksfeste im Rheinland.
Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln
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