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Der Kreuzweg – im Gebet den Leidensweg Jesu mitgehen

Kreuzweg der katholischen Hochschulgemeinde Bonn, Karfreitag 2011  Als Kreuzweg (Weg des Kreuzes, lateinisch via crucis; auch Prozessionsweg) bezeichnet man einen der Via Dolorosa (‚schmerzensreiche Straße‘) in Jerusalem, dem Leidensweg Jesu Christi nachgebildeten Wallfahrtsweg wie auch eine Andachtsübung der römisch-katholischen Kirche, bei der der Beter den einzelnen Stationen dieses Weges folgt. Ex-Bild-DB-ID: 1330
Datum:
17. März 2024
Wie betet man einen Kreuzweg? Wir haben einige Vorlagen für Sie zusammengestellt. Erfahren Sie mehr zum Hintergrund des Kreuzweggebets.

Der Kreuzweg betrachtet den Leidens­weg Jesu von seiner Ver­urtei­lung durch Pontius Pilatus über den Tod am Kreuz bis hin zur Ruhe im Grab. In der Regel hat ein solcher Kreuz­weg 14 Stationen.

In vielen katholischen Kirchen finden sich die Stationen des Kreuzwegs so, dass man sie bewusst ab­laufen kann und vor jeder Station inne­halten und beten kann.

Die biblischen Berichte zum Kreuzweg

Alle vier Evangelien berichten vom Leiden und Sterben Jesu Christi. Sie finden die Textpassagen des Kreuzwegs, des Sterbens und der Grablegung an folgenden Bibelstellen:

Matthäus-Evangelium Kapitel 27

Markus-Evangelium Kapitel 15

Lukas-Evangelium Kapitel 23

Johannes-Evangelium Kapitel 19

Der Kreuzweg in Jerusalem "Via dolorosa"

Den Weg, den Jesus mit dem Kreuz tatsächlich gegangen sein soll, kann man heute in Jerusa­lem selbst nach­gehen. Der Weg heißt „via dolorosa“ – wörtlich „der Weg der Schmerzen“. 

Dieser Stationenweg entstand im 12./13. Jahr­hundert. Dabei griff man auf alte Spuren von Pilgern zurück, die sich schon im Alter­tum immer wieder auf den Weg machten, um betend und singend die Orte des Leidens und Sterbens Jesu nach­zugehen. Dahinter stand das Bestreben, die Ereig­nisse um das Leiden und Sterben Christi möglichst plastisch vor Augen zu haben.

Der Weg beginnt nahe dem Löwen­tor auf dem Gelände der früheren Festung Antonia, einem der beiden Amtssitze des römischen Statt­halters Pilatus, und endet am Grab Jesu in der Grabeskirche.

Letzte Kreuzwegstation: Grab oder Auferstehung?

Klassisch endet der Kreuzweg mit der Grab­legung als 14. Station. Dies drückt die Realität des Todes Jesu aus und verlangt vom Betenden, diesen Tod auszu­halten. Eine Kreuzweg­andacht endet in der Regel auch nicht mit einem Segen. Es bleibt also ein offenes Ende, das litur­gisch anzeigt, dass mit der Grab­lege doch nicht alles vorbei ist.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahr­hunderts wurde dieses offene Ende des Kreuz­wegs teilweise durch eine 15. Station mit dem leeren Grab als Verweis auf Ostern ergänzt.

Wann wird der Kreuzweg gebetet?

Man betet den Kreuzweg häufig in der Fastenzeit als Vorbereitung auf die Karwoche und das Osterfest.

Besonders am Vormittag des Karfreitags ist das Beten des Kreuzwegs liturgisch verankert, da dies der Zeit entspricht, als Jesus selbst diesen Weg gegangen ist. Jesus ist nach den drei synoptischen Evangelien (das sind die Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas) am Karfreitag um die 6. Stunde gekreuzigt worden – das ist 12 Uhr. Anschließend berichten diese drei Evangelien von einer dreistündigen Finsternis, die über das Land hereinbrach (siehe z.B. Mt 27,45), bis Jesus zur 9. Stunde (also 15 Uhr) starb.

Wie betet man den Kreuzweg?

Am 9. April 2017 wurde der neue Kreuzweg in St. Remigius Bonn eingeweiht. Auf dem Bild steht der Künstler Kaspar Poikans vor der 6. Kreuzwegstation mit dem Antlitz Christi.

Eine Kreuzweg-Andacht betrachtet den Leidens­weg Jesu in 14 Stationen. Ausgangs­punkt ist Jesu Verurteilung durch Pontius Pilatus über den Tod am Kreuz bis hin zur Ruhe im Grab. Man betet den Kreuzweg allein oder in einer Gruppe. Einige Kreuzweg-Andachten beleuchten nur aus­gewählte Stationen, um diese dadurch tiefer betrachten zu können.

Vielerlei Textvorlagen stehen für Kreuz­weg­andachten zur Verfügung. Sie alle greifen die biblischen Berichte und die Tradition auf und lassen die Beter, mit dem was sie im Herzen bewegt, eintauchen in den Erlösungs­weg, den Christus gegangen ist. Einige Vorschläge zum Beten des Kreuz­wegs finden Sie am Ende dieses Artikels.

Dabei ist Liturgie, das Leben von Spiritualität, nie nur bloße Erinnerung, sondern immer auch ein „Sich-Hineinbegeben“ in eine Wirk­lich­keit, die über die Zeiten für alle gilt. Wer den Kreuzweg betet, geht mit Jesus den Leidensweg.

Wenn der Kreuzweg in einer Kirche gebetet wird, geht man meist von Station zu Station. Wenn dies in großen Gruppen nicht möglich ist, geht in der Regel der Vorbetende stell­ver­tretend den Stationenweg.

Kreuzwegandachten

Die folgende Kreuzweg-Andacht stammt von Pfarrer Michael Lehmler. Die Andacht betrachtet neben einem Bibelzitat immer ein einzelnes Wort und daraus eine kurze Meditation aus den Anfangsbuchstaben.

Herr,
Du bist der Gott des Weges. Dein Leben soll auch das Grundmuster meines Lebens sein. Du bist alle menschlichen Wege gegangen, die Todes- und die Lebenswege. So hast Du Dich mit den Menschen und dem Universum eins gemacht. Durch deine Liebe wurden wir geheilt und wird alles erlöst sein, wenn Du wiederkommst.

Herr,
wenn ich jetzt Deinen Keuzweg mitgehe, danke ich Dir, dass Du mich bis zum letzten, zum äußersten geliebt hast. Ich vertraue Dir mein Leben an, in der Zuversicht, dass Du mit mir bist und meine Wunden heilst.
Ich denke auch an das unendliche Leid so vieler Menschen, die ich kenne und die mir unbekannt sind, die Namenlosen und die ungeliebten. Ein wenig von Ihren Kreuzen will ich mittragen. Dein Kreuzweg war und ist kein beziehungsloses Geschehen.
Ich begegne Dir und mit Dir vielen Menschen, die am Rand Deines Weges standen, mitfühlend, abnehmend, zutiefst leidend. Sie will ich auch auf dem Kreuzweg treffen und mit ihnen kommunizieren.

I. Jesus wird zum Tode verurteilt

„Selig der Mensch, dem der Herr die Schuld nicht zur Last legt …“ (Ps 22, 2)

„Gleich in der Frühe fassten die Hohepriester, die Ältesten und die Schriftgelehrten, also der ganze Hohe Rat, über Jesus einen Beschluss. Sie ließen ihn fesseln und abführen und lieferten ihn Pilatus aus. … Darauf ließ Pilatus, um die Menge zufriedenzustellen, Barabas frei. Jesus lieferte er, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, zur Kreuzigung aus.“ (Mk 15, 1.15)


pilatus

p rinzipien gelten
i m krieg kaum - die
l iebe noch weniger -
a lle macht der
t ödlichen gier
u nd den sog.
s cheininteressen

II. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

„Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mk 8,34)


einer

e ntgegen komme
i ch dir von herzen -
n ichts kann uns
e inhalt gebieten -
r adikal ist die liebe

III. Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

„Bei anderen fällt das Wort in die Dornen …“ (Mk 4,18)


fallen

f ülle
a lles
l icht und alle
l iebe
e ndgültig ins
n ichts

IV. Jesus begegnet seiner Mutter

„Und Simeon segnete sie und sagte zu María, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, und deine Seele wird ein Schwert durchdringen.“ (Lk 2,34 - 35)


jesus

j etzt ist die zeit der
e ntscheidung - du
s iehst deine mutter
u nd ihr seid eins - ihr
s egen ist reine liebe


mutter

m uss es so sein -
u nbegreiflich der
t error und der
t od - wird
e s am ende
r ettung geben

V. Simon hilft Jesus das Kreuz tragen

„Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde? Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde.“ (Mk 10, 38-39)


simon

s ei
i n-
m itten der
o hnmacht
n ächster

VI. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

„Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (Lk 19,,10)


veronika

v oller
e mpathie
r eichst du deine
o ffene
n ächstenliebe
i n die seele des
k reuzgeplagten
a ls wahres licht

VII. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

„Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“ (Lk 18, 8)


jesus

j a oder nein
e ntscheide dich
s chau die
u ferlosigkeit
s inkt auf den grund

VIII. Jesus begegnet den weinenden Frauen

„Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser für die Füße gegeben; sie aber hat meine Füße mit ihren Tränen benetzt und sie mit ihren Haaren abgetrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben; sie aber hat, seit ich hier bin, unaufhörlich meine Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haupt mit Öl gesalbt; sie aber hat mit Balsam meine Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der liebt wenig. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben.“ (Lk 7, 44-48)


frauen

f ür dich und mich
r eißen die tränen nicht
a b und ebnen wege
u nd provozieren
e wige heimat in den
n iemandsländern

IX. Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

„Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen.“ (Mk 4, 28-29)


jesus

j enseits der
e rniedrigung
s cheint sein
u nendliches
s egenslicht

X. Jesus wird seiner Kleider beraubt

„Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? Mit diesen Worten wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen.“ (Joh 8, 3-6a)


sie

s eelenlos und
i ntolerant - bin ich
e ine/r von ihnen?

XI. Jesus wird an das Kreuz genagelt

„Konntet ihr nicht einmal eine Stunde mit mir wachen?“ (Mt 26, 40)


ihr

i nteressiert aber
h eillos
r esigniert

XII. Jesus stirbt am Kreuz

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bleibst fern meiner Rettung, den Worten meines Schreiens.“ (Ps 22, 2)


jesus

j edes leben und
e inerlei und sterben und
s taubsein hast du geteilt
u nd gott dem vater
s chreiend anvertraut

XIII. Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

„Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38)


maria

m utter begrabe den
a nfang - dein herz ist zer-
r issen aber der morgen
i st schon längst in uns
a ufgegangen

XIV. Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt

„Meister, Meister, wir gehen zugrunde! Er stand auf, drohte dem Wind und den Wellen und sie legten sich und es trat Stille ein.“ (Lk 8, 24-25)

– stille –


meister

m utloses schreien -
e r hat uns vergessen -
i st er der tod oder der
s illt er er das wüten -
t au des lebens
e rhöre und
r ette uns. amen.

Herr,
angesichts des Grauens und Deiner alles erduldenden Liebe, bin ich still. Was musstest Du, was mussten Menschen erleiden und ertragen und müssen es noch und immer wieder aus reiner Bosheit, aus reinem Hass und Zerstörungswillen. Auch die Kirche, Ihre Kleriker und das ganze Volk Gottes, missbrauchen Menschen und vertuschen ihre Schuld. Sie beschmutzen und verletzen Dein Herz und verraten Deine Liebe.

Herr,
durch Dein Sterben und Deinen Tod und Deine Auferstehung schenkst Du uns jenseits der Schuld, jenseits der Krankheiten und des Leids und jenseits des Todes Hoffnung und Gewissheit auf Leben und Glückseligkeit und Frieden und Licht in Ewigkeit. Das gilt auch für unser hier und jetzt.

Herr,
segne uns und ermutige uns, Licht der Liebe zu sein.

Orgel-Kreuzweg

Orgel-Kreuzweg
31:35 min

Orgel-Kreuzweg "Via Crucis" von Jean-Marie Plum. Gespielt von Prof. Dr. Otto Depenheuer auf der großen historischen Klais-Orgel, dazu die jeweiligen Kreuzwegstationen von Anton Mormann im Kirchenraum von St. Elisabeth Bonn.

Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln

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