Vom Hinrichtungswerkzeug zum Zeichen christlicher Hoffnung:Das Fest Kreuzerhöhung und die Verehrung des Kreuzes Christi
Inhalt
- Die Legende zur Auffindung des Kreuzes Christi
- Ein Stück vom wahren Kreuz – auch im Erzbistum Köln
- Präsentation von Kreuzpartikeln
- Brauchtum am Fest Kreuzerhöhung
- Impuls zu Kreuzerhöhung
Das Kreuz ist ein grausames Hinrichtungswerkzeug, das für die im damaligen römischen Reich schändlichste Art der Todesstrafe stand. Nachdem Jesus Christus an einem solchen Kreuz starb, der Tod jedoch nach dem biblisch-christlichen Auferstehungsglauben nicht endgültig war, gilt es als das Zeichen christlicher Hoffnung. Besonders verehrt wird das Kreuz Christi an zwei Tagen im Jahr: an Karfreitag und zum Fest Kreuzerhöhung.
Die Legende zur Auffindung des Kreuzes Christi
Am 14. September steht das Kreuz besonders im Fokus, wenn die katholische Kirche das Fest „Kreuzerhöhung“ feiert. Das Fest ist auch unter dem Namen „Kreuzfindung“ bekannt, denn diesem Tag gedenkt die Kirche der Entdeckung jenes Kreuzes, auf dem Jesus Christus gekreuzigt wurde. In der römischen Liturgie gibt es das Fest Kreuzerhöhung bereits seit dem 7. Jahrhundert.
Zur Entdeckung des originalen Kreuzes, an dem Jesus gestorben ist, gibt es folgende Legende: Kaiserin Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, soll das Kreuz um das Jahr 326 in Jerusalem gefunden haben. Der Überlieferung nach reiste Helena damals nach Jerusalem, um die heiligen Stätten des Christentums zu besuchen. Als eine fromme Christin war sie besonders daran interessiert, die Überreste genau jenes Kreuzes zu ausfindig zu machen, an dem Jesus Christus gekreuzigt worden war. Ihr Sohn Konstantin erteilte daraufhin den Auftrag, an dem Fundort eine Kirche zu errichten – die heutige Grabeskirche in Jerusalem.
Voller Hingabe und Entschlossenheit ließ sie das Gebiet um Golgatha, den Ort der Kreuzigung, gründlich untersuchen. Bei den Ausgrabungen stieß man dann angeblich auf drei Kreuze, die in einem verschütteten Grab entdeckt wurden, zusammen mit Nägeln und einer Inschrift, die aus dem Lateinischen übersetzt „Jesus von Nazareth, König der Juden“ lautete.
Um das wahre Kreuz von den anderen unterscheiden zu können, legte man die Kreuze nacheinander auf einen toten Mann. Dabei soll das dritte Kreuz ein Wunder gewirkt haben: Der Tote erwachte wieder zum Leben. Nach der Legende wurde dieses Ereignis als Zeichen Gottes interpretiert und bestätigte, dass es sich um das echte Kreuz Christi handelte.
Ein Stück vom wahren Kreuz – auch im Erzbistum Köln
Bald nach der Entdeckung des Kreuzes wurden einzelne Splitter dieses Kreuzes als Reliquien (von lateinisch reliquiae, „Zurückgelassenes“, „Überbleibsel“) nach Europa und später weltweit exportiert. Im Mittelalter gab es eine große Anzahl von Reliquien des wahren Kreuzes Christi; diese zählten zu den wichtigsten christlichen Reliquien überhaupt. Bereits seit dem 2. Jahrhundert galten aus religiöser Perspektive betrachtet jegliche Reliquien als kostbarer als Gold und Edelsteine.
Präsentation von Kreuzpartikeln
Die als wertvolle Reliquie betrachteten Kreuzpartikel wurden in oftmals kunstvoll gestalteten Zeigegefäßen aufbewahrt, den sogenannten Reliquien-Monstranzen. Optisch erinnern diese manchmal an die Monstranz, in der die geweihte Hostie gezeigt wird. Ein Beispiel dafür ist die Reliquien-Monstranz mit einem Kreuzsplitter aus dem Bonner Münster (s. Foto).
Ein besonderes Zeigegefäß für Kreuzreliquien ist die Staurothek (von griechisch stauros „Kreuz“ und theke „Behälter, Gefäß“). Bedeutende Beispiele dafür sind die Limburger Staurothek, die Mettlacher Staurothek oder das Reliquiar des Wahren Kreuzes im Louvre.
Wettersegen mit Kreuzpartikel
Im deutschsprachigen Raum gibt es den Brauch, den sogenannten Wettersegen mit einem Kreuzpartikel (in einer ) zu erteilen. Mit dem Wettersegen bitten die Gläubigen um gutes, gedeihliches Wetter für die Ernte und um die Verschonung vor Unwettern und Katastrophen. Der Segen kann natürlich auch ohne Kreuzpartikel erteilt werden.
Im Gegensatz zum „römischen" Wettersegen, der nur bei drohendem Unheil gebetet wurde, spendete man den „deutschen" Wettersegen von April bis September täglich nach der heiligen Messe. Dieser Brauch hat sich im deutschsprachigen Gebiet teilweise bis heute erhalten. Vom Festtag des Heiligen Markus am 25. April bis zum Fest Kreuzerhöhung am 14. September kann dieser Segen als erweiterter Schlusssegen der Messfeier erteilt werden.
Brauchtum am Fest Kreuzerhöhung
Am Fest „Kreuzerhöhung“ ist es üblich, dass Gläubige das Kreuz besonders verehren und Kruzifixe oder Kreuzanhänger segnen lassen. Es ist auch ein Tag, an dem die Gläubigen neu darüber nachdenken sollen, warum und wie das keineswegs selbstverständliche Kreuz von einem Symbol der Schande zu einem facettenreichen Zeichen christlicher Versöhnung und Erlösung geworden ist.
In Bonn-Endenich gibt es ein besonderes Brauchtum: Die Heilige Stiege auf dem Bonner Kreuzberg ist ein Passions-Wallfahrtsort, die am Baukomplex der Kreuzbergkirche steht und einzigartig im Erzbistum Köln ist. Entworfen und ausgeführt wurde das barocke Gebäude samt Stiege von Balthasar Neumann. Sie ist eine Nachbildung der „Scala Santa“ in Rom, die Jesus vor seiner Verurteilung hinaufsteigen musste. Angeblich stammt die Treppe aus dem Palast des Pilatus.
„Benutzbar“ ist die Heilige Stiege in Bonn nur an Karfreitag, Karsamstag und am Fest Kreuzerhöhung (falls dies ein Werktag ist auch am folgenden Sonntag). Die Pilger erklimmen betend auf Knien die insgesamt 28 Stufen. Am Ende der Treppe erreichen sie den Altar mit Jesus als Erlöser am Kreuz. Das dahinterliegende Fenster gibt im Deckengemälde den Blick auf die Darstellung der Auferstehung frei. Von außen kaum wahrnehmbar, befindet sich unter der Stiege ein Raum, der heute das Heilige Grab genannt wird, jedoch eigentlich eine Gegenüberstellung der Grabhöhle in Jerusalem und der Geburtshöhle in Bethlehem zeigt.
Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln
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