Zum Inhalt springen
Service

Cassius und Florentius: Stadtpatrone von Bonn

Die Reliquiare von Cassius und Florentius vor dem Hauptaltar des Bonner Münsters
Datum:
1. Okt. 2024
Ende des 3. Jahrhunderts starben zwei christliche Soldaten bei Bonn den Märtyrertod, weil sie nicht gegen ihre Glaubensbrüder in den Kampf ziehen wollten. Heute prägen Cassius und Florentius nicht nur das Bonner Stadtbild – auch ihre Lebensgeschichte hat weiter aktuelle Bezüge. Ab dem 6. Oktober feiern die Bonnerinnen und Bonner das Stadtpatronefest mit einem vielfältigen Programm.

Leben und Sterben

Es ist ein eher versteckter Ort in Bonn-Endenich, an dem das Schicksal seinen Lauf nahm: Dort, wo heute die sogenannte „Märtyrerkapelle“ steht, sollen Ende des 3. Jahrhunderts die beiden Bonner Stadtpatrone Cassius und Florentius den Märtyrertod gestorben sein — vermutlich wurden sie geköpft. Noch heute führt zu diesem Ort ein Weg mit einem etwas gruseligen Namen: Der Mordkappenpfad.

Die beiden vermutlich dunkelhäutigen Christen waren wohl aus Ägypten ins Rheinland gekommen. Sie sollen römische Soldaten der sogenannten „Thebäischen Legion“ gewesen sein. Als sie jedoch den Auftrag bekamen, auch gegen christliche Glaubensbrüder zu kämpfen, weigerten sie sich – und das bedeutete ihr Todesurteil. Die ganze Legion, so heißt es, wurde hingerichtet. Auch der hl. Gereon (Köln) und die heiligen Viktor und Mallosius (Xanten) sollen in der Thebäischen Legion gewesen sein.

Dem Schicksal von Cassius und Florentius gedenken die Menschen in Bonn schon seit Beginn des 4. Jahrhunderts. Im Zuge dessen brachte die heilige Helena ihre Knochen auch an den Ort, wo heute das Münster steht. Wie es der Brauch war, feierten die Christen über den Gräbern der Märtyrer Gottesdienste. Ein Vorgängerbau der heutigen Münster-Basilika, die heute die Grabeskirche der Stadtpatrone ist, wurde errichtet. Die Erhebung der Gebeine fand am 2. Mai 1166 statt und war der symbolische Akt zur offiziellen Heiligsprechung.

Im Bonner Münster finden sich viele Darstellungen von Cassius und Florentius. Besonders bekannt sind die beiden Skulpturen ihrer abgeschlagenen Köpfe aus Granit, die draußen auf dem Boden vor der Bonner Kirche liegen.

Fakten zu Cassius und Florentius

  • Kamen im 3. Jahrhundert als römische Soldaten ins Rheinland
  • Waren vermutlich Afrikaner aus Ägypten
  • Starben den Märtyrertod, weil sie sich geweigert haben sollen, gegen christliche Glaubensbrüder zu kämpfen
  • Grabeskirche ist das Bonner Münster – die Gebeine liegen im Schrein der Krypta
  • Neben dem Schrein ist der Zugang zur Märtyrergruft (Geöffnet ist die Gruft nur am Tag des offenen Denkmals)
  • Gedenktag: 10. Oktober
  • Darstellung: meist als Soldaten mit Fahne und Schild
  • Prägen noch heute das Bonner Stadtbild; besonders bekannt sind zwei Skulpturen ihrer abgeschlagenen Köpfe vor dem Bonner Münster
Die Reliquiare von Cassius und Florentius vor dem Hauptaltar des Bonner Münsters
Cassius und Florentius

Audiobeitrag von Gabriele Höfling vom 9. Oktober 2019.

Bedeutung heute

Trotzdem prägen Cassius und Florentius die Stadt Bonn: Jedes Jahr um den 10. Oktober, ihrem Gedenktag, wird ein großes Patronatsfest gefeiert. Bei einem traditionellen Festgottesdienst bringt dann der Rat de Stadt ein Kerzenopfer dar. Es wird eine Kerze entzündet mit der Aufschrift: Cassi, Florenti orate pro nobis - Der Rat der Stadt Bonn.

In diesem Jahr findet das Stadtpatronefest vom 6. bis 12. Oktober statt, begleitet von einem vielfältigen Programm.

Spuren der Heiligen gibt es in Bonn noch mehr:

  • Mehrere Straßennahmen und ein Jugendzentrum sind nach ihnen benannt.
  • ein vegetarisches Restaurant trägt den Namen der Märtyrer.
  • Und sogar auf dem Rhein wirken sie weiter: Zwei DLRG-Rettungsboote sind nach Cassius, Florentius und Adelheid – der Mitpatronin Bonns – benannt

Liturgie

Die beiden Märtyerer Cassius und Florentius werden in der Stadt Bonn am 10. Oktober gedacht als Hochfest gefeiert.

In einem festlichen Gottesdienst – meist am Sonntag nach dem 10. Oktober – bringt der Rat der Stadt Bonn ein Kerzenopfer dar. Bereits aus dem Mittelalter ist die Tradition des Kerzenopfers überliefert. Ein Protokoll des Cassius-Stiftes von 1595 spricht von sechs Wachskerzen, die der Magistrat der Stadt gestiftet hat. Heute trägt die Kerze die Aufschrift Cassi, Florenti orate pro nobis - Der Rat der Stadt Bonn. Seit 1300 Jahren werden Cassius und Florentius an diesem Ort für ihren Mut und ihren unbeirrbaren Glauben verehrt.

Außerhalb Bonns wird am 10. Oktober im Erbistum Köln des Hl. Gereon und seiner Gefährten gedacht. Die liturgische Farbe ist wie bei allen Märtyrern Rot.

Stadtdechant Wolfgang Picken (†) zu Cassius und Florentius

Dr. Wolfgang Picken, Stadtdechant von Bonn

„Cassius und Florentius sind für ihre Ideen eingestanden. Und solche Menschen brauchen wir auch heute: Menschen, die wissen, dass große Ideale nur gelebt werden können, wenn man auch bereit ist, sie persönlich umzusetzen — und zur Not auch mal Nachteile in Kauf zu nehmen. Das gilt für den Alltag – aber das lernen wir gerade auch wieder bei der „Fridays for Future“-Bewegung: Es braucht persönlichen Einsatz. Und dafür stehen Cassius und Florentius noch heute. Sie sind Zeugen für eine Lebenshaltung, auf die jede Gesellschaft angewiesen ist – und unsere Moderne im Besonderen.“

Übersicht: AusZeit – Online-Magazin des Erzbistums Köln

Service und Kontakt

Service und Kontakt