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Service

Bad Godesberger Kirchengemeinden koordinieren Flüchtlingshilfe:"Ukrainehilfe" in Bad Godesberg unterstützt Geflüchtete

Alice von Spee, Pater Gianluca Carlin und Helfer sammeln Spenden für die Ukraine.
Datum:
18. März 2022
Von:
Newsdesk/ke
Bad Godesberger Kirchengemeinden koordinieren Flüchtlingshilfe

Als die Nachricht vom Krieg in der Ukraine kam, war für Alice von Spee klar: Wir müssen schnell und umfassend helfen. Und dann ging alles ganz schnell. Gemeinsam mit Pater Gianluca Carlin und vielen ehrenamtlichen Helfern betreut sie Geflüchtete aus der Ukraine, koordiniert die Unterbringung der Menschen und die Verteilung von Sachspenden.

Einen Überblick bietet dabei die tagesaktuelle Sonderseite "Ukrainehilfe" auf der Website des Kirchengemeindeverbands Bad Godesberg. Auch sie ist nur dank ehrenamtlicher Unterstützung möglich, sagt Alice von Spee im Interview und freut sich über die große Resonanz in der Gemeinde und darüber hinaus.

Wie und aus welcher Motivation heraus ist die Ukrainehilfe entstanden und wie ist die Resonanz und Unterstützung darauf in der Gemeinde und von Seiten der Gemeindemitglieder?

Alice von Spee

Alice von Spee: Bereits bei den ersten Kriegsbildern, die uns über die Medien im Februar erreichten, war für uns klar: Wir müssen schnell und umfassend aktiv werden! Denn es war absehbar, dass unzählige Menschen angesichts dieser Katastrophe ihr Land verlassen müssen und bei uns ankommen werden. Unser leitender Pfarrer P. Gianluca Carlin und ich setzten uns zusammen und überlegten: Wie finden wir Wohnraum, sowohl aus unserem Bestand, aber auch privat? Welche Sachspenden brauchen wir? Wie binden wir möglichst viele Ehrenamtliche ein?

Was seitdem geschah, ist wie ein riesiges Dominospiel, wenn Sie mir den Vergleich erlauben; ein Stein brachte den nächsten in Bewegung. Die drei Kirchenvorstände unseres Seelsorgebereichs prüften alle Liegenschaften, PGR-Mitglieder organisieren Räumaktionen, an denen auch Geflüchtete aus Syrien, die bei uns leben teilnahmen. Unzählige Hilfs- und Sachspendenangebote, weit über unsere Gemeinden hinaus, gingen ein.

Um all das gut zu koordinieren und vor allem zu kommunizieren, gibt es unsere tagesaktuelle Sonderseite „Ukrainehilfe“ auf der Homepage. Auch sie ist nur möglich dank ehrenamtlicher Unterstützung. Kurzum: Es ist uns schnell und in nie geahntem Ausmaß gelungen, eine enorme Welle der Hilfsbereitschaft in Gang zu setzen, die aber auch gesteuert werden muss, um erfolgreich zu sein.

Wie geht es den Menschen, die bei Ihnen in Bad Godesberg ankommen und wie können Sie diesen Menschen helfen? 

Alice von Spee: Im Moment ist es noch zu früh, hier eine grundsätzliche Aussage treffen zu können. Aber so viel ist klar: Sie kommen oft nur mit Handy, einer Tasche oder einem kleinen Koffer, dem Kinderwagen und dem, was sie am Körper tragen hier an, nach einer tagelangen, oft riskanten Flucht. Was diese Erlebnisse und die belastende Situation in ihrer Heimat, wo Ehemänner, Väter usw. nun kämpfen müssen, für die Psyche bedeutet, ganz besonders für die Kinder, ist kaum vorstellbar.

Wir geben ihnen ein Obdach, versorgen sie soweit wie möglich und vor allem signalisieren wir Ihnen, dass sie willkommen und in Sicherheit sind. Das ist angesichts der Situation am Anfang das Wichtigste.

Welche Maßnahmen und Projekte gibt es und wie sehen die konkret aus?

Stefan Mironjuk sammelt Geschenke von deutschen Kindern für ukrainische Kinder.

Alice von Spee: Es läuft sehr viel an im Moment, und ich führe etliche Gespräche mit bewährten oder neuen Partnern. Aber es ist ein enormer Spagat. Denn alle Ersthilfe-Maßnahmen, wie zum Beispiel die Wohnraumsuche, laufen ja parallel weiter. Ebenso Spendensammlungen von Privatpersonen, die Kontakte in die Ukraine haben. Auch hier unterstützen wir über unsere Kanäle.

Es gibt bereits Kooperationen mit dem Stadtsportbund Bonn und dem Flüchtlingsrat, um kurzfristig Sport-, Koch- und Infoangebote zu machen. Nach Ostern werden wir – mit unseren Familienzentren – Angebote speziell für Kinder entwickeln. Über Ostern planen wir eine gemeinsame Aktion mit dem Aloisiuskolleg. Dort sind im ehemaligen Internatsgebäude über 180 Menschen untergebracht.

Der Kirchengemeindeverband ist seit 2015 in der Flüchtlingshilfe aktiv. Auf welche Erfahrungen und Netzwerke können Sie aus den vergangenen Jahren zurückgreifen und welche neuen Herausforderungen gilt es zu bewerkstelligen?

Alice von Spee: Durch den „Runden Tisch Flüchtlingshilfe Bad Godesberg“, den unser damaliger leitender Pfarrer Dr. Wolfang Picken initiierte, ist die katholische Flüchtlingshilfe mit allen Akteuren in Bad Godesberg und Bonn sehr gut vernetzt. Das Netzwerk ist groß, und wir arbeiten auch mit den Kolleg*innen der evangelischen Flüchtlingshilfe eng zusammen.

Seit 2019 haben wir (in meiner Person) eine vollfinanzierte Projektstelle der Aktion Mensch mit dem Titel: „Ehrenamtskoordination als Aspekt der Integration“. Hier geht es um die Vernetzung ehrenamtlicher Projekte und die Stärkung des Ehrenamts. Die Erfahrungen und Strukturen dieser Arbeit gehen nun nahtlos in die aktuelle Aufgabe über. Durch den Erfolg der bisherigen Projektstelle und die Kooperationen finden wir schnell Lösungen.

Wahrscheinlich die mit Abstand größte Herausforderung ist die Schaffung von Wohnraum in einem bereits stark angespannten Wohnungsmarkt in Bonn und Bad Godesberg. Es leben zur Zeit noch Geflüchtete von der Flüchtlingskrise von 2015 in Gemeinschaftsunterkünften. Diese Menschen dürfen wir auch nicht vergessen. 

Welche Bedeutung hat das Angebot des regelmäßigen Friedensgebets für Ihre Arbeit und wie wird das Angebot angenommen?

Alice von Spee: Das samstägliche ökumenische Friedensgebet, zentral in der Godesberger Innenstadt, ist ein wichtiger Baustein unserer Aktivitäten. Als Christen zeigen wir „Flagge“, erleben die starke Gemeinschaft und es besteht die Möglichkeit, Worte und Lieder auf Deutsch, Ukrainisch, Russisch oder in anderen Sprachen einzubauen, wie etwa durch unsere indischen Schwestern. Denn alle Menschen, egal welcher Nationalität und Religion, wollen in Frieden leben.

Der erste Termin am 12. März hatte mit rund 120 Teilnehmer*innen bereits großen Zulauf. Ich persönlich glaube, dass Helfer*innen wie Geflüchtete aus diesem Zusammensein viel Kraft ziehen können, die wir alle noch eine lange Zeit brauchen werden.

Zur Person

Alice von Spee ist seit 2018 in der Flüchtlingshilfe aktiv. Zu ihren Aufgaben gehören die Ehrenamtskoordination, die Konzipierung und Durchführung von Angeboten, die Organisation von Deutschkursen und die Vermittlung von Patenschaften. Zudem koordiniert sie den „Runden Tisch Flüchtlingshilfe Bad Godesberg“. 

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