Treff thematisiert Nachhaltigkeit, Schöpfung und Zukunft:Tag aller pastoralen Dienste 2023: „Grenze des Wachstums“
Bergisch Gladbach. Der "Tag aller pastoralen Dienste" des Erzbistums Köln fand jetzt wieder in Präsenz im Kardinal Schulte Haus in Bensberg statt. Am 10. Mai trafen sich über 100 Personen der pastoralen Berufe, um sich mit dem Thema "Ende der Fahnenstange! Die Grenzen des Wachstums – wie wir in Zukunft leben können" auseinanderzusetzen. Die üblicherweise jährlich stattfindende Veranstaltung soll Impulse für die pastorale Arbeit geben und den Austausch unter Kolleginnen und Kollegen fördern.
Die bekannte Journalistin der "Tageszeitung" ("Taz") und Buchautorin ("Das Ende des Kapitalismus: Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden") Ulrike Herrmann hielt den Impulsvortrag. Angesichts dessen, dass die Menschheit ökologisch über ihre Verhältnisse lebt und dabei ist, den Planeten Erde als Lebensraum dauerhaft zu schädigen, plädiert die Publizistin für ein "grünes Schrumpfen" mittels einer "demokratischen Planwirtschaft". Dieses sei im Blick auf die Interessen der profitorientierten Unternehmen nötig, da diese auf Nachhaltigkeit keine Rücksicht nähmen. Ihre Ideen zu einer Lösung des Problems entstehen aus der Überlegung, was denn getan werden kann, wenn man einmal verstanden hat, dass etwas getan werden muss. Viele Menschen würden laut Herrmann mittlerweile zwar einsehen, dass man "radikal umswitchen" müsse, entscheidend sei aber nun die Antwort auf die Frage "Wie?" und dass wirklich etwas geschehen müsse.
Erzbistum engagiert sich für Schöpfungsverantwortung
Ein Beispiel dafür, dass das Erzbistum Köln in Sachen Ökologie etwas bewegen will und tatsächlich bewegt, sind die Aktivitäten der Abteilung Schöpfungsverantwortung. Barbara Fröde-Thierfelder und Wolfgang Anheyer stellten diese Initiativen beim Tag aller pastoralen Dienste vor. Sie machten darauf aufmerksam, an wie vielen Stellen in den Gemeinden vor Ort etwas getan werden kann in Richtung Nachhaltigkeit, etwa durch die Anlage von kleinen Gärten oder Wildblumenbeeten. Der Ideen und Handlungsfelder sind viele, und es soll an zahlreichen Stellen etwas passieren. Das Team der Abteilung Schöpfungsverantwortung, das verschiedene fachliche Kompetenzen einbringt, unterstützt dabei das Engagement vor Ort.
Eine Informationsveranstaltung für Kirchengemeinden wird am 4. September stattfinden. "Wir sind noch ganz am Anfang", sagte Wolfgang Anheyer, aber die Hoffnung darauf, dass es gelingt, "Mut für die große Transformation zu gewinnen" und die "Natur in die Kirche zu holen" (Fröde-Thierfelder) sei groß.
Kleingruppen mit Fachgesprächspartnern
In thematischen Kleingruppen wurde am Nachmittag der rote Faden des Tages weitergesponnen. Pastoralreferent Georg Toporowsky aus dem Bistum Aachen erläuterte beispielsweise in seiner Gruppe die naturnahe Seelsorge im Nationalpark Eifel. Ziel der Pastoral dort sei es, Menschen zu motivieren, dass sie etwas verändern wollen. Dabei werde stets ein positiver Zugang gesucht und auf "Katastrophenpädagogik und Moralappelle" verzichtet. "Selbstwirksamkeit" zu erfahren sei zentral. "Ich war noch nie so zufrieden wie nach einem Müllsammeltag", erzählte Toporowsky. Das konnten die Teilnehmer der Gruppe nachvollziehen, ebenso wie die Wirksamkeit von Sinneserfahrungen in der Natur, die ein Bewusstsein für die Schönheit der Schöpfung wecken können. "Vieles wird uns geschenkt und ist nicht selbstverständlich", merkte ein Teilnehmer an, und ein anderer berichtete von eigenen Erfahrungen am Meer: "Keine Welle klingt wie die andere."
Das Schlagwort "Sensibilität" wurde dann auch als eines der "Highlights" am Schluss des Gruppenaustauschs festgehalten. Es tauchte auch die Frage auf, warum das Thema "Bewahrung der Schöpfung", welches pastoral und theologisch fruchtbar sei, in der kirchlichen Ausbildung oder dem Studium nach Kenntnisstand der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kaum eine Rolle spiele.
Der Theologe und selbstständige Berater Dr. Peter Hardt nahm mit seiner Gruppe die Struktur von Transformationsprozessen und Hindernissen in solchen unter die Lupe. Die Erkenntnis ist, das echte Veränderung nur stattfindet, wenn vier Ebenen sie zulassen, das "Ich" und das "Wir" jeweils im "Innen" und "Außen":
- Es beginnt bei einem selbst, seinem Bewusstsein, seiner Haltung, seinen Werten und Gefühlen.
- Nach außen führt es auf der individuellen Ebene zu Wissen, Fähigkeiten und bestimmten Verhaltensweisen.
- Das Innere der Wir-Ebene betrifft eine gelebte gemeinsame Kultur, die auf Beziehungen untereinander und geteilvten Werten beruht.
- Das Äußere hier ist die Organisationsform, sind Strukturen, Prozesse und Strategien.
Ein praktisches Beispiel wäre etwa der Verzicht darauf, Fleisch zu essen. Und als ein zentraler Punkt für den Erfolg stellt sich auch hier wieder heraus, dass man die Veränderung als etwas Positives nicht nur erkennt, sondern auch empfindet. Aus der Gruppe kam die Frage auf, wie man es denn schaffen kann, Veränderung auch bei anderen in die Wege zu leiten, wenn man selber schon "transformiert" sei. Als erfolgreiches Beispiel wurde der Fall genannt, dass ein Ehepaar die zum Anlass der Silbernen Hochzeit geplante Schiffskreuzfahrt nicht antrat, weil die Tochter auf die Nachhaltigkeitsproblematik des Vorhabens aufmerksam machte.
Austausch auf dem "Marktplatz"
Je eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer aus jedem Workshop kam zum Abvschluss an je einem Stehvtisch auf dem "Marktplatz" zusammen, um dort in bunt gemischten neuen Grüppchen die Eindrücke untereinander auszutauschen. Spannender als eine sonst übliche Zusammenfassung im Plenum war hier, dass jede und jeder zum Botschafter seiner Gruppe wurde auf der Basis des je eigenen, subjektiven Erlebens. Den ganzen Tag aller pastoralen Dienste rundete ein geistliches Innehalten ab.
Ein positives Fazit zog Pastoralreferent Georg Lingnau vom organisierenden "Runden Tisch": "Ich bin von einigen Kolleginnen und Kollegen angesprochen worden, die begeistert waren. Vor allem wurde lobend herausgestellt, dass wir mit dem diesjährigen Thema mal einen Blick auch über den Kirchenhorizont hinaus geworfen haben."
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