Salzmanns Werke zeigen in krisenhaften Zeiten Bedeutung des empathisch zugewandten Gesprächs und Dialogs:Sasha Marianna Salzmann mit Ludwig-Mülheims-Theaterpreis ausgezeichnet
Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung fördert die Begegnung zwischen gegenwärtiger Theaterlandschaft, Autoren und Religion. Erst tags zuvor wurde Salzmann im Deutschen Theater in Berlin der Kleist-Preis verliehen.
Diakon Patrick Oetterer, Künstlerseelsorger im Erzbistum Köln und Vorsitzender des Kuratoriums für den Theaterpreis, würdigte Salzmann in seiner Einführung: „Dem mehr und mehr aufkommenden Hass in der Gesellschaft – besonders gegenüber unseren jüdischen Mitbürgern – stellen Sie, gerade in krisenhaften Zeiten, unerschütterlich und doch nicht ohne tiefgreifende Zweifel, das empathisch zugewandte Gespräch entgegen und zeigen, wie wichtig es ist, den Dialog mit anderen Mitmenschen zu führen, die Arme offen zu halten, so lange es nur möglich ist. Durch das Lesen Ihrer Werke entdecken wir – um mit Papst Franziskus zu sprechen – ‚dass das, was wir fühlen, nicht nur uns gehört, sondern universell ist, so dass sich auch der verlassenste Mensch nicht alleine fühlt‘.“ (Zitat aus dem Brief von Papst Franziskus „Über die Bedeutung der Literatur“ vom 4. August 2024)
Tobias Herzberg: „Als könnten Worte wahrhaftig etwas bewirken“
„Es ist eine Reise“ – dieser Satz stand am Beginn der Bekanntschaft des Laudators Tobias Herzberg mit Sasha Salzmann im Frühjahr 2016, und das Reisethema zog sich auch durch seine Laudatio. In sehr persönlichen Worten sprach Herzberg über seine freundschaftliche Beziehung zu Salzmann, die Theaterstücke und die Prosa sowie die Verbindungen von Salzmanns Lebensweg und den Werken. Dabei wollte Herzberg die Werke keineswegs biographisieren. „Sasha weiß, was das Weggehen und Nie-wirklich-Ankommen bedeutet – und kennt den Schmerz, der noch die nachfolgenden Generationen durchzieht. Nicht als leierkastenartiges Lamento über das, was war und nun verloren ist. Sondern wegen der nie endenden und längst verinnerlichten Zuschreibung als Fremde oder Andere in diesem Land. Den Theaterfiguren ist diese Erfahrung eingeschrieben, und mal mehr und mal weniger explizit versuchen sie, ihr zu entkommen.“
„Hellauf beseelt“ war Herzberg, „dass der Ludwig-Mülheims-Theaterpreis in diesem Jahr an Sasha Salzmann geht“. Denn darin sah er „auch ein Fünkchen Anerkennung des Lebens, Leidens und Wirkens derjenigen, die von der Kirche jahrhundertelang anderes zu befürchten hatten, als Theaterpreise zu bekommen.“
Jurybegründung hebt Bedeutung des Dialogs hervor
Vor der Preisverleihung verlas Jurymitglied Beate Heinen, Intendantin am Staatstheater Wiesbaden, die Jurybegründung. Die Jury des Ludwig-Mülheims-Theaterpreises begründete ihre Wahl damit, dass Salzmann in den Stücken die hohe Bedeutung des empathisch zugewandten Dialogs gerade in krisenhaften Zeiten herausarbeitet: „Sasha Marianna Salzmann erzählt über gesellschaftspolitische Umbrüche und Zeitenwenden und macht darüber die Interferenzen zwischen Vergangenem und Gegenwart deutlich, die unsere Zukunft bestimmen und unmittelbaren Einfluss auf individuelle Biografien und zwischenmenschliche Beziehungen haben", unterstrich das Kuratorium seine Entscheidung. Der neunköpfigen Jury gehören international renommierte Personen der Kunst- und Theaterszene an.
Sasha Marianna Salzmann selbst ist überzeugt atheistisch und hat ein kritisches Verhältnis zu allen religiösen Institutionen, den Preis für religiöse Dramatik konnte Salzmann nur annehmen, indem sie das den Juroren offen kommunizierte. Die Spannung dazwischen fand Salzmann umso interessanter.
Lebendig wurden an diesem Abend die Stücke von Salzmann durch die eindrucksvolle Lesung von Werksauszügen durch Katharina Schmalenberg und Nikolaus Benda vom Schauspiel Köln.
Musikalisch rahmte Elischa Kaminer die Preisverleihung in sehr beeindruckender Weise mit seinem äußerst feinfühligen jiddischen Gesang und berührender Klaviermusik am Flügel. Er arbeitet unter anderem in London als Komponist, Performer und Theatermacher an den Schnittstellen von Musiktheater, experimenteller Musik, Queer-Pop und jiddischer Musik.
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