Austausch im Kölner Maternushaus:Rund 350 Teilnehmende kamen zum Rhein-Meeting 2025
Das zehnte Rhein-Meeting, das vom 14. bis zum 16. März im Kölner Maternushaus stattfand, stellte das Leben des österreichischen Seligen Franz Jägerstätter in den Mittelpunkt. Die katholische Bewegung "Comunione e Liberazione" bot zudem Podiumsdiskussionen zu gesellschaftlich relevanten Themen.
Die Veranstaltung ist eng mit der aus Italien stammenden Bewegung "Comunione e Liberazione" (deutsch: "Gemeinschaft und Befreiung") verbunden, aber offen für alle Interessierten. Bei dem Treffen setzten sich die Teilnehmenden mit aktuellen Fragen aus Gesellschaft und Glaube auseinander.
Franz Jägerstätter im Mittelpunkt
Das Treffen in Köln hat dem christlichen Märtyrer, der 1943 wegen seiner Weigerung zum Dienst in der deutschen Wehrmacht von den Nationalsozialisten getötet wurde, eine seiner vier Podiumsveranstaltungen gewidmet. Dort diskutierten die Theologin und Jägerstätter-Biografin Erna Putz sowie der zu "Comunione e Liberazione" gehörende römische Priester Emmanuele Silanos über den Seligen aus Österreich.
Beide stellten vor allem die persönliche Entwicklung heraus, die Jägerstätter im Laufe seines Lebens durchgemacht hat: Als junger Mann begeisterte sich der Landwirt vor allem fürs Feiern, schnelle Motorräder und war ein Frauenheld. Aus der Beziehung mit einer Magd hatte er zudem ein uneheliches Kind. Durch seine spätere Frau Franziska reifte Jägerstätter jedoch spirituell. "Wir haben einer dem anderen im Glauben weitergeholfen", zitierte Putz Franziska Jägerstätter.
Vom Lebemann zum Glaubenszeugen
Gleichzeitig sei der Märtyrer ein für die Kirche unbequemes Vorbild im Glauben, so Silanos. Denn Jägerstätter habe sich seinem Ortsbischof widersetzt, der ihn dazu überreden wollte, seinen Wehrdienst anzutreten. Die Österreichische Bischofskonferenz habe den Katholiken in der damaligen Situation empfohlen, mit den Nationalsozialisten zu kooperieren. "Dadurch zeigt ein einfacher Gläubiger, dass Priester, Bischöfe und Bischofskonferenzen mit ihrer jeweiligen Meinung auch irren können." Jägerstätter habe sich jedoch Papst Pius XI. verpflichtet gefühlt, der während seines Pontifikates eindringlich vor dem Faschismus gewarnt hatte.
Silanos wurde während der Corona-Pandemie durch den 2019 veröffentlichten Film von Malick auf den Lebensweg Jägerstätters aufmerksam. Der Priester war sofort vom festen Willen des Landwirts fasziniert. Er besuchte Jägerstätters Geburtsort St. Radegund in Österreich und entwickelte daraufhin eine Ausstellung mit Schautafeln über den Märtyrer und seine Frau – der Titel: "Franz und Franziska. Es gibt keine größere Liebe".
Ausstellung über eine besondere Liebesgeschichte
Diese Ausstellung wurde während des Rhein-Meetings im Foyer des Maternushauses gezeigt. Silanos und andere haben Führungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten, um ihnen das Leben des Ehepaars Jägerstätter näherzubringen. Bewusst hat der italienische Priester beide Ehepartner in den Mittelpunkt gestellt: "Denn ohne die Unterstützung Franziskas hätte Franz seinen Weg nicht gehen können."
Mit Blick auf das Leben Jägerstätters scheint das Motto des diesjährigen Rhein-Meetings mehr als passend: "Versuche in der Wahrheit zu leben". Diese Anspielung auf den Titel eines Buchs des tschechischen Menschenrechtlers und Politikers Václav Havel diente auch als Klammer für die weiteren Referenten der Veranstaltung: Die russische Literaturwissenschaftlerin Irina Scherbakowa berichtete von der Arbeit der Organisation Memorial, die wegen ihres Einsatzes für die Opfer der Sowjetdiktatur 2022 mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde; Anna Maria Jalalifar und Manuel Baghdi aus Wien gaben Einblick in die Schicksale christlicher Konvertiten im Nahen Osten; und der zur Bewegung gehörende emeritierte Bischof Massimo Camisasca stellte das Leben des "Comunione e Liberazione"-Gründers Don Luigi Giussani in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.
Familiäres Treffen mit italienischer Prägung
Für die etwa 350 Teilnehmer des Rhein-Meetings gehörte auch ein gemeinsames Essen und eine Messfeier mit Kardinal Rainer Maria Woelki zum Rahmenprogramm. Der Kölner Erzbischof ist neben dem Europäischen Parlament der Schirmherr des Treffens. Die starke italienische Prägung der Bewegung zeigte sich auch daran, dass für die Podiumsveranstaltungen im Maternushaus Simultanübersetzungen ins Italienische angeboten werden.
Die Gemeinschaft untereinander und die Beschäftigung mit drängenden Fragen in Kirche und Gesellschaft – für Pater Gianluca Carlin gehört beides untrennbar zusammen: "Die gegenseitige Freundschaft macht die Beschäftigung mit diesen Themen fruchtbar und schöner."
Der promovierte Theologe gehört der Priesterbruderschaft des heiligen Karl Borromäus an, die im Umfeld von "Comunione e Liberazione" verortet ist.
Den Pfarrer, der auch die Kirchengemeinde in Bonn-Bad Godesberg leitet, freut, dass in diesem Jahr mehr Menschen zum Rhein-Meeting gekommen sind als im vergangenen Jahr: "Das ist ein Ansporn für die schon bald anstehenden Planungen für das nächste Treffen."
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