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Service

Im Einsatz für die Polizei:Polizeiseelsorger: Unterwegs auf einem besonderen Arbeitsfeld

„Für die Menschen da sein“, das heißt für Nobert Schmitz auch, die Polizistinnen und  Polizisten bei Einsätzen zu begleiten.
Datum:
17. Juli 2024
Von:
Newsdesk/jwp
Der 58-jährige Pastoralreferent Norbert Schmitz ist als Diözesanbeauftragter für die Polizeiseelsorge im Erzbistum Köln verantwortlich. Über seine Aufgaben als einer von vier Polizeiseelsorgerinnen und -seelsorgern im Erzbistum Köln sprach er mit Jan Wirth-Pütz.

Herr Schmitz, was muss ich mir unter Ihrem Beruf Polizeiseelsorger vorstellen?

Polizeibeamtinnen und -beamte leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Nicht selten setzen sie dabei ihre körperliche, aber auch seelische Gesundheit aufs Spiel.

Die beiden großen Kirchen möchten den Kolleginnen und Kollegen in der Polizei mit der Polizeiseelsorge ein personales Angebot machen. Wir sind direkte Ansprechpartner für Polizistinnen und Polizisten, die sich vertraulich ohne Einhaltung des Dienstweges direkt an uns wenden können. Anders als Polizeibeamte unterliegen wir nicht dem Strafverfolgungszwang. Alle Seelsorgegespräche sind durch das Seelsorgegeheimnis streng geschützt. Wir sind rund um die Uhr alarmierbar und fahren, falls erforderlich, umgehend raus, um die Kolleginnen und Kollegen psychosozial zu betreuen. Dafür sind meine Polizeiseelsorgekollegen und ich ausgebildete Fachberater für Psychotraumatologie.

Neben religiösen Angeboten wie Wallfahrten und geistlichen Tagen machen wir auch polizeispezifische Seminare zum Umgang mit Tod und Sterben, dem Überbringen von Todesnachrichten und Angebote zum Erfahrungsaustausch für Polizisten, die im Dienst verletzt wurden und Gewalt durch Dritte erlitten haben.

Wer stellvertretend für uns alle das Gewaltmonopol innehat und weitreichende Grundrechtseingriffe vornehmen darf, benötigt ein gefestigtes Wertefundament. Deshalb leisten wir in der Ausbildung der zukünftigen Polizistinnen und Polizisten einen Beitrag im Fach Berufsethik. Und natürlich stehen wir auch an den persönlichen Lebenswenden von Polizisten und Polizistinnen zur Verfügung. Wir beerdigen, begleiten aber auch die erfreulichen Momente wie zum Beispiel Trauungen.

Wenn Polizistinnen und Polizisten mit Extremsituationen konfrontiert sind, was kann sich bei den Beamten aus Ihrer seelsorgerischen Sicht verändern?

Regelmäßig sitze ich mit den ganz jungen Kommissarsanwärterinnen und -anwärtern, die gerade ihr Abitur gemacht haben, in der Hochschule zusammen, und wir sprechen darüber, warum sie diesen Beruf ergriffen haben. Dann erzählen sie mir, oft mit einem Leuchten in den Augen, dass sie die Schwachen beschützen und Menschen helfen wollen.

Norbert Schmitz hat in der Polizeiseelsorge seine Berufung gefunden.

In der Praxis wird dieser Idealismus dann häufig hart auf die Probe gestellt. Konfrontiert mit Lebensentwürfen, die den eigenen Vorstellungen völlig widersprechen, mit Elend, Gewalt, auch offener Ablehnung und mangelndem Respekt der eigenen Person gegenüber, durchlaufen alle, die sich dieser Aufgabe verschrieben haben, einen Anpassungsprozess. Dieser birgt die Gefahr in sich, eine eher negative Sicht auf die Welt im Allgemeinen und den polizeilichen Dienst im Besonderen zu entwickeln. Im Zuge dessen müssen sich die Kolleginnen und Kollegen immer wieder die Frage stellen: Wie bleibe ich in all dem der, der ich eigentlich sein will?

Was hilft Polizistinnen und Polizisten, das Erlebte nicht jeden Tag mit nach Hause zu nehmen?

Fragt man sie, so betonen sie einhellig, dass der Zusammenhalt zwischen den Kolleginnen und Kollegen, das Miteinander in der Dienstgruppe und dem Kommissariat, vor allem aber der Austausch untereinander über das, was in der zurückliegenden Schicht so alles passiert ist, enorm wichtig sind. Für viele ist das Ablegen der Uniform oder der Dienstwaffe nach Dienstschluss ein bewusst vollzogener Rollenwechsel vor dem Nachhauseweg.

Dort sollten sie auf ein gutes soziales Umfeld treffen, für das zu sorgen die Aufgabe aller Polizisten ist. Das bedeutet, sich nicht nur ausschließlich in der Polizei zu bewegen, sondern auch außerhalb Freundschaften und Hobbys zu pflegen oder einem ehrenamtlichen Engagement nachzugehen und so auch in anderen gesellschaftlichen Kontexten eingebunden zu sein. Enorm hilfreich ist es natürlich auch, sich mit Menschen auszutauschen, die eine gute Innensicht der Polizei und ihrer Herausforderungen besitzen, ohne selbst Teil der Organisation zu sein. Da kommen wir Seelsorgerinnen und Seelsorger wieder ins Spiel.

Ist Polizeiseelsorger Ihr Traumberuf?

Ja, für mich schon, denn: Es geht um was! Die Sinnhaftigkeit meiner Arbeit erlebe ich zu keiner Zeit infrage gestellt. In keiner meiner bisherigen beruflichen Tätigkeiten hatte ich so viele Gespräche mit Menschen, die sich in einer existenziellen Krise befinden, die sie oft als direkte Folge ihrer Dienstausübung erleiden.

Wenn sie Schuld auf sich geladen haben, wenn sie selbst den Sinn ihrer Arbeit infrage stellen, sind damit Themen angesprochen, die auch zutiefst spirituell-religiöse Aspekte in sich tragen, die nicht ohne Weiteres an anderen Orten innerhalb, aber auch außerhalb der Polizei besprechbar sind.

Für mich persönlich ist es reizvoll, für Menschen da zu sein, die nicht unbedingt zur katholischen Kerngemeinde gehören, die als Christen aber durchaus versuchen, aus ihrem Glauben heraus Antworten auf die oft bedrückenden dienstlichen Erfahrungen zu finden. Und man sieht es auch daran, dass es eine sehr geringe Fluktuation in der Polizeiseelsorge gibt. Die einmal diesen Weg eingeschlagen haben, sind dann sehr lange dabei. 

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