Kinder aus Kalk befragen Kardinal Woelki
Köln. Es war am Tag seines zehnjährigen Amtsjubiläums – gleichzeitig Weltkindertag – als Rainer Maria Kardinal Woelki mit Schülerinnen und Schülern am neuen Erzbischöflichen Bildungscampus in Köln-Kalk ins Gespräch kam – und durchaus mehr und anderes von sich preisgab als bei „offiziellen“ Gelegenheiten. Vielleicht ist das auch damit zu erklären, dass der Bildungscampus, bestehend aus einer Grund- und einer Gesamtschule, ein Herzensprojekt von Kardinal Woelki ist. Er war der wesentliche Motivator, in einem durchaus herausfordernden Umfeld – aber eben auch gerade deswegen – diese „Schule für alle“ zu gründen und zu bauen.
Die Schülerinnen und Schüler, die sich zuvor einige Fragen überlegt hatten, waren zu dieser Zeit noch in Containern untergebracht, mittlerweile ist der beeindruckende Neubau fertig und wird bald eingeweiht. Bevor sich die Kinder und Kardinal Woelki wiedersehen, hier exklusiv Auszüge aus der lebhaften Unterhaltung:
Frage eines Schülers/einer Schülerin: Was genau ist eigentlich ein Kardinal?
Kardinal Woelki: Erst einmal ist er ein Mensch, jemand der an Gott glaubt und für Gott lebt und darüber erzählen möchte und daher Priester geworden ist. Dann wird man Bischof, d.h. man ist für einen größeren Bereich zuständig. Die Bischöfe, die der Papst dann bittet, ihn bei seinen Entscheidungen und der Leitung der Kirche zu unterstützen, sind die Kardinäle, also sein Beratergremium.
Was ist der Unterschied zwischen einem Bischof und einem Erzbischof?
Ein Bischof ist verantwortlich für ein Bistum. Erzbistümer sind besonders alte und große Bistümer wie z.B. das von Köln, das es schon seit dem Jahr 323 nach Christus gibt. Wenn der Papst ein Bistum besonders wichtig findet, dann kann er es zum Erzbistum ernennen.
Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?
Ich mag Menschen und finde es gut, wenn man seine Gaben, das, was man kann, für andere einsetzt. Es geht mir darum, dass noch mehr Menschen erkennen, dass wir alle Kinder Gottes sind. Gibt es etwas Schöneres als darüber zu sprechen? Darüber, wie schön und gut das Leben ist und dass es einen tieferen Sinn hat. Dass wir alle von Gott geliebt und gehalten werden.
Macht es Ihnen Spaß?
Ich bin sehr gerne Priester und diene Jesus. Dann habe ich im Laufe der Zeit aber auch noch weitere Verantwortungen übertragen bekommen. Manche davon bereiten mir Freude, andere weniger. Ihr kennt das vielleicht. Ihr habt ja auch schon Verantwortung, z.B. die, gut mit einander umzugehen, sodass keiner gemobbt wird, oder gut zu lernen, damit ihr gut durchs Leben kommt.
Das Leben ist manchmal nicht so leicht. Dann gilt es, schwierige Situationen möglichst gut zu lösen und trotz aller Schwierigkeiten weiterzugehen, auch, wenn mal etwas schiefgelaufen ist. Dann gilt: Morgen ist wieder ein neuer Tag!
Wie ist es denn so, ein Kardinal zu sein?
Es gibt schöne Momente, wie heute der Besuch bei Euch, aber es gibt auch manchmal sehr schwierige Momente, in denen man Entscheidungen treffen muss, die nicht alle mittragen oder verstehen.
Wie viele Stunden am Tag arbeiten Sie?
Ich stehe morgens zwischen 5 und 6 Uhr auf und mache mich fertig, wie ihr morgens auch. Dann ist es mir aber wichtig, dass ich eine Stunde habe, in der ich mit Gott spreche. Anschließend gehe ich meiner Arbeit nach und spreche mit Menschen. Das geht dann so bis 10 bis 11 Uhr abends.
Bis wann werden Sie voraussichtlich arbeiten?
Normalerweise bis 75 Jahre, evtl. auch bis 80 Jahre, aber eher bis 75, d.h. wenn nicht etwa Unvorhergesehenes passiert, wie z.B., dass ich krank werde oder so.
Sind sie verheiratet?
Nein, ich bin nicht verheiratet.
Wollen Sie Papst werden?
Eigentlich nicht so sehr. Aber die Wahrscheinlichkeit ist ja auch nicht so groß. Der Papst wird gewählt, und zwar von 120 Personen, also stehen die Chancen nur 1:120.
Laufen Sie immer so rum, also in diesen Klamotten?
Nein, ich habe auch andere Klamotten. Wenn ich zur Eröffnungsfeier eurer Schule wiederkomme, werde ich mich so anziehen wie da hinten auf dem Foto, also in schwarz und rot.
Was ist Ihre Lieblingsschuhmarke?
Ich finde [trotz des Namens, Anm. der Redaktion] Mephisto-Schuhe am besten. Sie sind sehr bequem. Meine hier sind schon 15 Jahre alt oder sogar noch älter. Ich habe sie schon ein paarmal eingeschickt, um sie neu besohlen zu lassen. Das finde ich besser, als immer wieder neue zu kaufen.
Kennen Sie einen Fußballer persönlich?
Ja, aber ich weiß nicht, ob du die noch kennst, z.B. Wolfgang Overath, der früher beim FC Köln gespielt hat, aber auch Rudi Völler, der jetzt Manager der Nationalmannschaft ist. Mit dem bin ich mal zufällig zusammen nach Rom geflogen, da haben wir uns ganz gut unterhalten.
Ist das nicht schwierig, immer vor so vielen Menschen zu reden?
Am Anfang fällt das nicht leicht, doch mit der Zeit gewinnt man immer mehr Vertrauen. Wie beim Sportunterricht, wenn man anfangs noch nicht über einen „Sprungbock“ springen kann. Doch wenn man trainiert, klappt das mit der Zeit und man wird immer besser.
Was machen Sie, wenn mal etwas schiefgeht?
Ich habe viele Menschen um mich herum, die mich beraten. Mit denen muss ich mich dann besprechen und versuchen, es künftig besser zu machen.
Stimmt es eigentlich, dass Wünsche wahr werden können?
Es ist eine gute Idee, seine Wünsche mit Gott zu besprechen, denn der hat Fähigkeiten, die wir nicht haben. Man kann zu ihm mit allen Sorgen und Nöten kommen, auch wenn man sich über etwas freut, und natürlich auch mit seinen Wünschen. Trotzdem musst du an der Verwirklichung deiner Wünsche auch selbst mitwirken. Zum Beispiel seit wir diese Schule hier erschaffen wollten, waren daran viele Menschen beteiligt. Es gibt so viele Kinder, die hier leben. Für die ist es wichtig, gut mit einander umzugehen und gut durchs Leben zu kommen und als Basis dafür auch viel lernen zu können. Bei den Wünschen kommt es ein bisschen darauf an, warum man sich etwas wünscht. Besonders die Wünsche, bei denen man auch an andere Menschen und nicht nur an sich selbst denkt, gehen häufig in Erfüllung.
(Das Gespräch am 20.09.2024 dokumentierte Alexandra Wenglorz.)
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