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Drei Jahre nach der Flut :Kardinal Woelki besucht Fluthilfebüro in Euskirchen

Kardinal Woelki besucht Fluthilfebüro in Euskirchen (v.l.n.r. : -	Maria Surges-Brilon, Rainer Maria Kardinal Woelki, Pfarrer Tobias Hopmann, Martin Jost)
Datum:
18. Juni 2024
Von:
Newsdesk/dko
Die verheerenden Folgen der Flutkatastrophe von 2021 sind noch heute spürbar. Das Fluthilfebüro des Caritasverbandes Euskirchen ist nach wie vor im Einsatz.

„Es sind die Bilder von überfluteten Straßen und hohen Trümmerbergen, die uns aus den Hochwassergebieten in Bayern erreichen. Bilder, die Erinnerungen an die verheerende Flutkatastrophe von 2021 wecken“, schildert Rainer Maria Kardinal Woelki bei seinem Besuch im Fluthilfebüro des Caritasverbandes Euskirchen am 12. Juni 2024. Bis heute haben unzählige Betroffene immer noch mit den Folgen der schweren Überflutungen zu kämpfen – auch in Euskirchen, wo der Kölner Erzbischof sich ein Bild von der heutigen Lage machte.

Unterstützung und Begleitung bei materiellen Fragen

„Die Flut ist jetzt fast drei Jahre her, doch es gibt immer noch Menschen, die keinen Antrag auf Wiederaufbauhilfe gestellt haben“, erzählt Martin Jost, Vorsitzender des Caritasverbands Euskirchen beim Treffen im Fluthilfebüro. Seit der Flut unterstützt das Team aus Euskirchen in Zusammenarbeit mit dem Diözesan-Caritasverband Köln sowie Caritas International Betroffene bei finanziellen Fragen und begleitet diese beim Kontakt zu Behörden, Versicherungen, Gutachtern oder Beratungsdiensten.

„Viele Menschen haben direkt nach der Flut aus eigener Kraft ihr Zuhause neu aufgebaut. Jetzt haben sie mit Folgeschäden, wie Schimmel und Feuchtigkeit zu kämpfen“, erläutert Saskia Reder, die als Beraterin Betroffenen bei der Antragstellung für Aufbauhilfen zur Seite steht. Manche Betroffenen hätten zum Schutz vor dem Wasser Möbel und andere Habseligkeiten auf dem Dachboden verstaut, die nun von Ratten und Mäusen zerfressen seien. Doch die Versicherungen wollen in diesen und auch vielen anderen Fällen nicht zahlen, weshalb viele Betroffene bis heute auf finanzielle Unterstützung vom Land NRW und Caritas International angewiesen seien.

„Auch bei leichtem Regen kommt das Trauma hoch“

Doch neben den materiellen Problemen seien auch die emotionalen Folgen der Flut immer noch spürbar. „Der Schock sitzt bis heute tief in den Knochen“, erklärt Martin Jost. „Auch bei leichtem Regen kommt das Trauma direkt hoch“, fügt Saskia Reder hinzu. Der Regen wecke bei vielen Betroffenen Angst. So würden einige sofort ihre Handys prüfen, wie lange der Regenfall andauern oder wie stark der Niederschlag sein würde. Es gäbe auch Fälle, wo Menschen direkt in Erwägung ziehen würden, Schutz zu suchen.

v.l.: Rainer Maria Kardinal Woelki, Martin Jost, Maria Surges-Brilon

Nachbarschaftshilfe in guten und in schlechten Zeiten

Gerade in diesen Momenten sei der bedingungslose Zusammenhalt der Nachbarschaft spürbar und die Hilfsbereitschaft untereinander groß. „Durch die Flut hat man sich nicht nur als Nachbarn neu kennengelernt, man ist auch unfassbar eng zusammengewachsen“, schildert Reder, deren Mutter auch Flutbetroffene ist. In manchen Straßen haben sich Koordinatorenteams gebildet, die bis heute tätig seien. Als vor kurzem das Wasser wieder hochgestiegen sei, seien alle direkt auf die Straße gegangen, um sich gegenseitig zu helfen. „Das sind bewehrte Trampelpfade für den Krisenmodus, die im Herzen abgespeichert sind“, erläutert die stellvertretende Vorsitzende des Caritasverbands in Euskirchen, Maria Surges-Brilon.

Doch nicht nur in Krisensituationen sind die Betroffenen füreinander da, auch schöne Momente werden gemeinsam gefeiert. So habe es in dem kleinen Dorf Schweinheim ein selbstorganisiertes Dankfest gegeben, erinnert sich Tobias Hopmann, Leitender Pfarrer für die Seelsorgebereiche St. Martin Euskirchen, Euskirchen-Bleibach/Hardt und Euskirchen-Erftmühlenbach. Hierfür seien sogar Helfende aus Würzburg und Düsseldorf angereist, die 2021 bei den Aufräumarbeiten tatkräftig unterstützt haben.

Psychosoziale Hilfe für Kinder und Familien

Dieser Zusammenhalt sei auch wichtig bei der Traumabewältigung. Sowohl Kinder als auch Familien würden regelmäßig die psychosozialen Gruppenangebote des Fluthilfebüros annehmen. Bei den Wasserangewöhnungsangeboten lernen Kinder spielerisch, Wasser wieder mit Spaß zu verbinden. In Resillienzkursen malen sie ihre Krafttiere, die dann auf ein Kissen gedruckt werden, um ihnen zuhause Kraft zu schenken. Bei Alpakawanderungen mit der ganzen Familie wird eine tiergestütze Form der Therapie angewandt. Die Angebote richten sich dabei nicht nur an Flutbetroffene, sondern auch an Kinder aus Helferfamilien, schildert Reder.

Vorkehrungen im Katastrophenfall

Mit Blick auf das Geschehene hat besonders die Hilfe von fremden Menschen die Euskirchener nachhaltig berührt. Direkt zu Beginn der Unwetterkatastrophe habe das Fluthilfebüro viel Unterstützung von Kollegen aus Passau erhalten. Nicht nur Menschen seien zum Helfen gekommen, sondern auch Wissen, das in Euskirchen bis dahin nicht vorhanden war, wurde vermittelt und so Konsequenzen für die Zukunft gezogen. So sei die Stadt Euskirchen für den Fall einer großen Krise gut vorbereitet: Volle Lagerbestände, hergerichtete Notfallschlafstätten und bereitstehende Notstromaggregate seien nur die wichtigsten Vorkehrungen im Katastrophenfall. Auch ein Frühwarnsystem sei eingerichtet worden. So gäbe es Messstationen an der Erft, die ein Signal senden, wenn der Wasserpegel gefährlich hochsteige. Bei Strom- und damit auch bei Netzausfällen sei eine Kontaktaufnahme zu benachbarten Orten problemlos über eine Satellitverbindung möglich.

Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen

„Wir sind hier lange noch nicht am Ende, nicht in Euskirchen“, stellt Reder mit Blick in Zukunft fest. Auf die Frage des Erzbischofs, was sie sich wünsche, antwortet die junge Frau: „Ich wünsche mir, dass das, was wir hier gelernt haben, verfestigt wird. Dass wir im Fall einer Krise auf die bewehrten Strukturen zurückgreifen und mit unseren Erfahrungen anderen Betroffenen in Katastrophensituationen helfen können“.

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