Beim traditionellen St. Martinsempfang des Katholischen Büros in Mainz hielt der Kardinal die Impulsrede und nahm darin Bezug auf die gegenwärtigen Kriege und Konflikte.:Kardinal Woelki: Boten des Friedens sein und Orientierung geben
Mainz. „Unser Auftrag ist es, in einer kriegerischen Welt Boten des Friedens zu sein, den bangenden, oftmals verängstigten Menschen eine Orientierung zu geben“, so der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, beim traditionellen St. Martinsempfang im Erbacher Hof in Mainz. In seinem Impulsvortrag thematisierte er die Frage, ob und inwiefern ein radikaler Gewaltverzicht oder Gewalt als Ultima ratio friedensethisch aus der katholischen Lehrtradition begründet werden kann.
„Am Ende halte ich einen unbedingten einseitigen Gewaltverzicht für nicht vertretbar. Auch angesichts der aktuellen Ereignisse unserer Tage sehe ich im breiten ökumenischen Konsens, mit dem Katechismus und den Vereinten Nationen Notwehrgewalt unter strengsten Voraussetzungen für christlich legitimiert. Sie kann und soll als Ultima Ratio den Weg zum Frieden ebnen“, sagte der Kardinal und skizzierte darüber hinaus seine persönliche Vision als Antwort auf die momentane Debatte um Krieg und Frieden:
„Meine Vision ist damit aber nicht einfach ein Ja zum ,bellum iustumʼ und ein Nein zum Pazifismus. Ein gemäßigter Pazifismus ist vielmehr ein wichtiges Korrektiv, vor dem ich hohen Respekt habe. Er fordert nicht den unbedingten einseitigen Gewaltverzicht. Vielmehr gelte es, hier und heute schon den noch langen Weg zu einer gewaltfreien Welt zu bereiten: etwa durch gewaltlosen Widerstand, durch eine lang angelegte weltweite friedensethische Bildung.“
Abschließend sagte Kardinal Woelki: „Ein solcher Pazifismus gibt der christlichen Friedensethik die Richtung vor und bewahrt vor Kriegstreiberei. Und das pragmatisch geduldete Übel der Notwehrgewalt bewahrt uns auf diesem Weg vor ungezügelter Barbarei. Dieses wertschätzende Zueinander des nur scheinbar Gegensätzlichen drückt den dialogischen Charakter christlicher Friedensethik aus. Es ist zugleich ein Vorbild auch für glaubwürdige christliche Streitkultur. Wenn also Pazifismus und ,bellum iustumʼ miteinander Frieden schließen, können und sollten wir es in all unserem notwendigen Ringen und Streiten allemal.“
Traditioneller Empfang mit zahlreichen Gästen
Zum traditionellen St. Martinsempfang hatte der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Dieter Skala, rund 150 Gäste aus Politik, Kirche und Verwaltung im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes begrüßt. Der rheinland-pfälzische Staatsminister Clemens Hoch, in Vertretung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer, hob in seinem Grußwort hervor, dass in Deutschland alle Menschen sicher leben und ihre Religion frei ausüben können müssen: „Es darf nicht sein, dass Jüdinnen und Juden wieder Angst haben“, sagte Hoch. Er würdigte die Kirche als wichtigen gesellschaftlichen Gesprächspartner und dankte den Bistümern für die gute Zusammenarbeit in vielen Bereichen.
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