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Einrichtung „Flur 45“ des SKFM Düsseldorf bietet Konsumierenden illegaler Substanzen Arbeitsgelegenheit, Kontaktcafé, Substitution, ambulant betreutes Wohnen und Beratungsmöglichkeiten unter einem Dach:In kleinen Schritten zu einem neuen Alltag

Kardinal Woelki besucht SKFM Düsseldorf zum Thema niederschwelliger Berufseinstieg für Drogenabhängige
Datum:
5. Okt. 2023
Von:
Newsdesk/lmi
Einrichtung „Flur 45“ des SKFM Düsseldorf bietet Konsumierenden illegaler Substanzen Arbeitsgelegenheit, Kontaktcafé, Substitution, ambulant betreutes Wohnen und Beratungsmöglichkeiten unter einem Dach

Spätsommer in Düssel­dorf. Pünkt­lich um neun Uhr füllt sich der Aufent­halts­raum in der Flur­straße 45 in Düssel­dorf mit Kon­sumen­tinnen und Kon­sumen­ten ille­galer Sub­stanzen. Nach ei­nem Früh­stück zur Stär­kung tauschen sie ihre All­tags- gegen Arbeits­klei­dung und los geht er: der Arbeits­tag; ein klei­ner Schritt in Rich­tung Nor­mali­tät. Heute ste­hen Auf­räum­ar­beiten im öffent­lichen Raum auf dem Pro­gramm. Max er­zählt: „Wenn ich mit­tags nach Hause ge­he, dann immer mit ei­nem gu­ten Ge­fühl. Die Men­schen, die uns se­hen, lächeln uns oft an. Ei­nige Laden­be­sitzer ken­nen uns auch schon, spre­chen uns an und be­dan­ken sich für unseren Einsatz.“

Anerkennung, Wertschätzung und Selbstbewusstsein dank „Arbeitsgelegenheit Sucht“

Ini­tiator der „Arbeits­ge­legen­heit Sucht“ ist der Sozial­dienst ka­tholi­scher Män­ner und Frau­en Düs­sel­dorf e.V. (SKFM Düssel­dorf). Das An­ge­bot be­glei­tet Kon­sumen­tinnen und Kon­sumen­ten ille­galer Sub­stan­zen da­bei, wie­der Struk­tur in ih­ren All­tag zu brin­gen, Ver­trauen in ih­re Fähig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten zu er­lan­gen und Wert­schätzung zu er­fah­ren. Es wur­de auf Basis einer Um­frage ent­wickelt, in der Kon­sumie­rende ge­fragt wur­den, was ih­nen bei der Be­wälti­gung ih­rer Sucht hel­fen wür­de. „Es sind die klei­nen Mo­men­te, die ich mit­er­lebe, die die Teil­nehmen­den des An­gebots und auch mich glück­lich machen“, er­zählt Pa­trick Plötzke, Fach­bereichs­lei­ter Dro­gen­hilfe. „Oft ver­brin­gen sie den Groß­teil ih­res Ta­ges auf der Straße, wer­den igno­riert oder so­gar als Aggres­sor wahr­ge­nommen. Hier er­fah­ren sie An­er­kennung und Dank für ihre Leistung. Und sie er­innern sich da­ran, was sie in sich tra­gen – wenn zum Bei­spiel der ehe­ma­lige Maler­meister eine klei­ne Vi­sion da­von ent­wickelt, wie man ein Ge­bäude verschönern könnte.“

Rainer Maria Kardi­nal Woelki, der zu Gast in Düssel­dorf ist, er­innert sich im Ge­spräch über die „Arbeits­ge­legen­heit Sucht“ an seine Zeit in Ber­lin, in der er bei „Pa­lotti-Mo­bil“ aus­half, einer Ini­tia­tive, die Hilfe­leistun­gen von be­dürf­tigen Men­schen für be­dürf­tige Men­schen or­gani­siert. Dort hat er mit einer Gruppe von Frei­willi­gen mit­ge­holfen, Woh­nungen ar­mer oder so­zial schwacher Men­schen zu reno­vieren. „Die täg­liche Ar­beit wur­de im­mer in der Kir­che mit einem geist­lichen Im­puls be­gonnen, bei dem Ein­zelne auch ein Glaubens­zeugnis ge­ben konnten. Es hat mich sehr be­rührt, zu hö­ren, wie viel Kraft, wie viel Selbst­bewusst­sein, wie viel Freu­de die doch eigent­lich selbst be­dürf­tigen Hel­fer aus ih­rem Ein­satz ge­zo­gen ha­ben. Kraft, Freude und Selbst­be­wusst­sein, die als An­trieb für die Be­wälti­gung ih­rer ei­genen Heraus­for­derungen dienen können.“

Kontaktcafé bietet vielfältige Möglichkeiten zur konsumfreien Freizeitgestaltung

Nach dem Ab­schluss des Ar­beits­tages hal­ten sich vie­le der Teil­nehmen­den der Ar­beits­gelegen­heit wei­ter in der im Mai die­ses Jah­res er­öffneten „Flur 45“ auf, die von Koch­an­gebo­ten über ge­mein­sames Spie­len bis hin zu Aus­flü­gen vie­le frei­zeit­nahe Be­schäfti­gungen bietet. Plötzke erklärt, dass durch die Wahr­nehmung von Ange­boten mit Frei­zeit­charakter in und um das Kontakt­café bei den Gästen der Spaß und das Inte­resse an einer sinn­vollen und kon­sum­freien Frei­zeit­gestal­tung geweckt werden soll.

„Flur 45“: Alle Hilfsangebote an einem Ort

Möglichst viele Angebote unter einem Dach: das ist das Ziel der Einrichtung „Flur 45“. „Für Menschen mit Konsumhintergrund sind oftmals selbst geringe Abstände wie 200 Meter von Einrichtung zu Einrichtung ein Hinderungsgrund, Angebote wahrzunehmen. Deshalb gibt es hier im Haus eine breite Palette an Angeboten: die Arbeitsgelegenheit Sucht, das Kontaktcafé, Beratungsangebote und die Möglichkeit der Substitutionsbehandlung“, erläutert Elmar Borgmann, Vorstandsvorsitzender des SKFM Düsseldorf.

Ambulant betreutes Wohnen „in vivo“

Die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und zugleich bei Angelegenheiten, die alleine schwierig zu bewältigen sind, unterstützt zu werden, bietet das ambulant betreute Wohnen „ in vivo“, das ebenfalls auf der Flurstraße präsent ist. „Klienten mit psychischen Erkrankungen wie Depression oder Abhängigkeit kämpfen oft mit Einsamkeit – zum Beispiel, weil sie sich wegen ihrer Narben nicht trauen, ihrem Hobby Schwimmen nachzugehen“, weiß Plötzke. Die Mitarbeitenden des SKFM begleiten die Menschen bei somatischen oder psychischen Krisen, unterstützen sie bei Behördengängen und erarbeiten gemeinsam mit ihnen eine Tagesstruktur und Freizeitgestaltung.

Kardinal Woelki: Arbeit des SKFM Düsseldorf ist gelebte Nächstenliebe 

Am Ende des Nachmittags wendet sich Kardinal Woelki an seine Gesprächspartner, die ihm die Arbeit des SKFM Düsseldorf nähergebracht haben: „Ich bin von Herzen dankbar, dass es hier so viele Menschen gibt, die sich sowohl ehren- als auch hauptamtlich mit viel Herzblut für ihren Nächsten engagieren –  gerade in einem Bereich, in dem die Würde des Einzelnen verlorenzugehen droht. Von Ihrer Arbeit zu hören, stimmt mich zutiefst hoffnungsfroh.“

Und Max? Der freut sich schon auf den nächsten Aufräumeinsatz mit seinen Mitstreitern. „Demnächst wird es wahrscheinlich sogar zwei Gruppen geben – eine, die weiter die Stadt sauber hält und eine, in der wir nochmal viel stärker handwerklich arbeiten können. Ich habe damals sogar eine Ausbildung im Handwerk angefangen – für mich wäre das also total super. Ich freu mich drauf!“

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