Dem Himmel so nah:Im Heißluftballon über Köln
Es ist 21.10 Uhr an einem Montagabend. Unsere Gruppe von insgesamt 19 Ballonfahrerinnen und Ballonfahrern steht auf einem Feld in Pulheim, unserem Landeplatz. Alle lauschen andächtig dem Taufspruch, dessen Zeilen Pilot Joachim Häuser einzeln und feierlich vorspricht. Wir beiden Neulinge sprechen sie brav nach. Dies ist der feierliche Abschluss von etwas ganz Großem: einer Fahrt mit dem Heißluftballon – dem Himmel so nah.
Zurück auf der Erde folgt als festliches Finale eine ungewöhnliche Taufe. Nach dem Taufspruch werden einige Haare angeflämmt und mit Wasser (Sekt, wie im Taufspruch angekündigt, wäre dann doch Verschwendung) gelöscht. Dann erhalten wir unsere Taufurkunde mit neuem Namen im „Adelsstand der Lüfte“: So wird aus der Erftstädterin Monika Winkler „Markgräfin Monika, mutige Eroberin des Luftmeeres, gelassen und tapfer in himmlische Höhen aufgestiegen“. Und statt Martin Mölder heiße ich fortan „Landgraf Martin, der unerschrockene Luftpirat, unverzagt und mutig die Himmelsfahrt genossen“.
Französische Pioniere der Luftfahrt
Von nun an müssen wir diesen Adelstitel nicht nur verinnerlichen, sondern auch stets auswendig aufsagen können, wenn uns irgendwann, irgendwo ein anderer Ballonfahrer darauf anspricht. Es gibt noch weitere Pflichten eines Ballonfahrers, zum Beispiel, dass man eben immer Ballon „fährt“ und nicht etwa „fliegt“. Und dass man jederzeit anderen Ballonfahrern helfen muss, wenn man die Gelegenheit dazu hat.
Und all das, weil am 21. November 1783 zwei Adelige, Jean-François Pilâtre de Rozier und François d’Arlandes, zur ersten bemannten Ballonfahrt aufgebrochen sind und es immerhin geschafft haben, knapp zehn Kilometer weit zu fahren. Zwei Monate vorher hatten die Gebrüder Montgolfier im Beisein von König Ludwig XVI. und rund 130.000 Zuschauern ihre Erfindung des ersten Heißluftballons in Paris präsentiert.
Knapp 250 Jahre später haben wir uns im Forstbotanischen Garten in Rodenkirchen zusammengefunden, um zu unserer ersten Ballonfahrt aufzubrechen. Heute spielt das Wetter mit. Dreimal war die geplante Fahrt in der Woche zuvor wetterbedingt abgesagt worden, aber jetzt sind ideale Bedingungen.
Monika Winkler ist aufgeregt. Die 61-Jährige hat die Fahrt von der SommerZeit-Redaktion und Skytours geschenkt bekommen – als Dank und Wertschätzung für ihre jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit in ihrer Pfarrgemeinde in Erftstadt-Liblar. Aber auch stellvertretend für alle ehrenamtlich Engagierten im Erzbistum Köln, die sich wie Winkler in vielfältiger Art und Weise dafür einsetzen, dass Gemeindeleben weiter lebendig bleibt. Ortsausschuss, Festausschuss und vor allem jahrelanger Einsatz als Katechetin für Kommunionkinder – Monika Winkler war und ist immer noch stets da, wenn jemand gebraucht wird, der mit anpackt.
„Gerade mit den Kommunionkindern habe ich immer sehr gerne gearbeitet“, sagt sie, „das war eine wirkliche Herzensangelegenheit für mich.“
Immer „cool aussehen“
An diesem Abend muss sie auch kräftig mit anpacken, genau wie ich und alle anderen, die heute „in die Luft gehen“. Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung in unsere Aufgaben durch Ballonfahrpilot Joachim Häuser geht es los. „Denkt immer dran, das Wichtigste ist: cool aussehen, auch wenn die Arbeit noch so anstrengend ist.“
Diesen Tipp nehmen alle ernst und gleichzeitig mit dem nötigen Humor. Als wir Männer aber „unseren“ Ballon, der mit 13.000 Kubikmeter Raum der größte seiner Art ist und in den 13 bis 15 Einfamilienhäuser reinpassen, an zwei riesigen Seilen festhalten müssen, während immer mehr heiße Luft hineingeblasen wird, vergeht uns schnell das Lachen.
Stattdessen rinnen Schweißperlen mein Gesicht herunter. Ob ich jetzt noch cool aussehe? Das wage ich zu bezweifeln. Aber alles klappt, wir steigen in den großen Korb, jeder in sein Abteil, und dann geht es unter Beifall der mittlerweile rund 30 Schaulustigen im Forstbotanischen Garten in die Luft. „Glück ab, gut Land“, sagt man unter uns Ballonfahrern.
Wir kommen dem Himmel immer näher, und wenn nicht gerade Pilot Joachim – mittlerweile duzt sich die Ballonfahrergesellschaft – den Brenner anschmeißt, damit unser Ballon wieder mehr an Höhe gewinnt, ist es wunderbar still hier oben. „Ein tolles Gefühl, über den Dingen zu schweben“, schwärmt Monika, „diese Ruhe, dieser Frieden, so viel Grün. Umso mehr stören mich die vielen Autos, die ich sehe. Das ist eine Katastrophe.“
Luftfahrt fast zum Dom
Auch für Pilot Joachim ist es eine besondere Fahrt, denn es ist die erste in diesem Jahr. Der fröhliche Pfälzer wohnt mittlerweile seit 45 Jahren in Köln und hat erst spät seine Liebe zum Ballonfahren entdeckt. Mittlerweile fährt er in der ganzen Welt, war schon in Australien, Asien, Südamerika, den USA und hat bereits sechs Mal die Alpen überquert. „Das waren schon besondere Momente“, erzählt er, „aber ich freue mich auch jedes Mal, wenn ich – so wie heute mit euch – Richtung Dom fahre.“
Leider dreht der Wind, bevor wir den Kölner Dom erreichen, und wir fahren bald Richtung Pulheim. Nach rund 90 Minuten in der Luft verlassen wir die himmlische Umgebung und landen sicher wieder auf dem bereits beschriebenen Feld bei Pulheim. Nach unserer Taufe werden wir wieder zum Ausgangspunkt unserer Ballonfahrt gebracht, und als ich Monika nach Hause fahre, strahlt sie. „Einmal so über Gottes Schöpfung zu gleiten, hatte wirklich etwas Spirituelles für mich, das war ein ganz besonderes, ein wunderschönes Erlebnis, auch wenn ich bei der Taufe schon ein bisschen Angst um meine Haare hatte“, sagt Markgräfin Monika zum Abschied. Und Landgraf Martin kann nur zustimmend nicken.
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