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Ökumenische Andacht im Kölner Dom:Fan-Andacht des 1. FC Köln fand zum zehnten Mal statt

Soweit das Auge reicht: Den ganzen Dom füllen FC-Fans von Nah und Fern.
Datum:
5. Aug. 2024
Von:
Newsdesk/bto
Abstieg, Trainerwechsel, Transfersperre – die letzten Monate waren hart für den FC. Da kann himmlischer Beistand in keinem Fall schaden. Jedenfalls führt viele Fans seit Jahren der Weg zum ersten Heimspiel der Saison zunächst über den Kölner Dom.

Kaum ist die von George Warren an der Orgel intonierte FC-Hymne verklungen, werden auch schon die vielen Schals durch die Luft gewirbelt. Wie in jedem Jahr. Das ist bereits Ritual. Und die Vorfreude darauf, dass der Anpfiff zum Saisonauftakt am Abend im Müngersdorfer Stadion unmittelbar bevorsteht, es hier mit dem Aufeinandertreffen zweier Traditionsclubs vor 50.000 Zuschauern geradezu einen Klassiker geben wird – wenn in diesem Jahr auch nur in der zweiten Liga – entlädt sich in einem fröhlichen Grölen, als gäbe es in der Fan-Kurve bereits die ersehnte Führung zu bejubeln. „Mir stonn zo dir, FC Kölle“, dröhnt es voller Begeisterung in den altehrwürdigen Mauern der Kathedrale. Da hält es niemanden mehr auf den Plätzen.

Pfarrerin Kerstin Herrenbrück und Domdechant Msgr. Robert Kleine feiern den ökumenischen Gottesdienst gemeinsam.

Gefühlt hat die Andacht so lange wie eine erste Halbzeit gedauert. Und auch inhaltlich hatte sie bei ihrer zehnten Auflage einiges zu bieten, das mit der üblichen Spannung auf dem Spielfeld durchaus mithalten kann. Ganz abgesehen von der ausgelassenen Stimmung, die ebenfalls kaum zu toppen ist. Schließlich haben sich auch in diesem Jahr wieder mehrere tausend „Effzeh“-Fans vor dem Anpfiff des ersten Köln-Heimspiels zum gemeinsamen Gebet im Kölner Dom versammelt und tauchen sein Inneres in ein optisches Meer aus „rut-wiess“.

Dass der liebe Gott dann zugunsten der Kölner bei der Torbilanz für Rückenwind und den erhofften Aufstieg sorgen möge, spielt zwar bei den Beweggründen für eine Teilnahme an dieser ökumenischen Feier sicher mit. Die meisten Gottesdienstbesucher aber kommen, weil sie sich faire Spiele, Toleranz gegenüber dem sportlichen Gegner und ein friedliches Miteinander ohne Randale wünschen. Und das ist dann auch die zentrale Botschaft, die von Stadt- und Domdechant Robert Kleine sowie der Kölner Pfarrerin Kerstin Herrenbrück ausgeht.

Den lieben Gott gnädig stimmen?

Thomas Kleine ist mit seinem Sohn Simon, der zuhause in Hamm Messdiener ist und im Dom schon mal sonntags vorne als Gast mit dabei sein durfte, eigens aus dem Westerwald angereist. Diese liturgische Einstimmung endlich live mitzuerleben – das war immer schon sein Traum. „Wir haben auch zwei Kerzen aufgestellt und tippen auf ein 2:0“, lacht der 53-Jährige. Ob er den lieben Gott damit gnädig stimmen will? „Nicht wirklich, kann aber ja auch nicht schaden. Echte Vereinstreue macht sich nicht daran fest, ob die Mannschaft ganz oben mitmischt oder nur auf Regionalebene spielt.“

„Fan ist man ohne Wenn und Aber“, pflichtet Banknachbar Heiko Schüler bei. „Daran ändern auch Niederlagen nichts.“ Er konnte für die Partie keine Karte mehr bekommen, will daher wenigstens das „Jeföhl“ im Dom mitnehmen. „Gänsehaut pur“ verspricht er sich davon. Was hier passiere, sei einfach genial. „Keine Stadt ist so verrückt wie Köln, wo alles zusammengehört: der Dom, der Rhein und der FC. Das ist alles eins: unbeschreiblich und einzigartig.“

Das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Musik und diese spirituellen Impulse in Verbindung mit den vielen Menschen haben es auch Claudia und Alex Wickel mit Tochter Thalia aus Dillenburg angetan. „Grandios“, finden sie die Gesamtatmosphäre, schieben allerdings augenzwinkernd hinterher: „Trainer Baumgart wünschen wir nur das Beste, allerdings nicht am heutigen Abend“. Klar hoffen sie auf einen Sieg der Kölner unter neuer Führung. Trotzdem bleibe man beim Thema Aufstiegschancen doch eher realistisch.

Der Präsident des 1. FC Köln, Werner Wolf, trägt eine Fürbitte vor.

Selbst Vereinspräsident Dr. Werner Wolf, der keinen Saisonstart im Dom verpasst, gerät ins Schwärmen: „Der Dom ist ja voller als zu Heiligabend und diese Stimmung sehr berührend. Besser geht’s nicht.“ Als gläubiger Christ gehöre die Teilnahme an dieser Andacht, die für einen friedlichen Auftakt stehe, selbstverständlich für ihn dazu. Später formuliert er das in einer Fürbitte so: „Für die Spieler aller Mannschaften und aller Ligen: Lass sie beitragen zu spannenden und fairen Spielen. Schenke ihnen Freude am Sieg, aber auch Gelassenheit in der Niederlage!“

„Werte des Vereins und soziales Engagement sind erstklassig“

Wir sind Konkurrenten und Gegner, keine Feinde – dieses Mantra zieht sich auch sonst wie ein roter Faden durch den Gottesdienst. Pfarrerin Herrenbrück spricht von Teamgeist, Vertrauen und Geduld, die als Schlüsselbegriffe für Christinnen und Christen, für die Fans, Vereinsführung und Mannschaften nicht wegzudenken seien, solle die Saison erfolgreich werden. „Ob die Belohnung dann der Aufstieg sein wird – wer weiß! Ob es heute Abend drei Punkte gegen den HSV werden – das wäre schön! Ob es im Winter zu einem Top-Transfer kommt? Wir werden sehen!“ Doch eins sei sicher, fügt die evangelische Theologin hinzu: „Die Verbundenheit der Menschen im und mit dem 1. FC Köln, die Werte, die unser Verein verkörpert, das soziale Engagement, mit den Mannschaften und dem Vorstand den Menschen in all ihrer Vielfalt zu begegnen – all das erlebe ich als mindestens herausragend. Und wenn es vielleicht nicht einzigartig ist, dann ist und bleibt das in jedem Fall erstklassig.“

Letztlich wiege das in der Summe aber deutlich mehr als jeder Punktestand. Dazu gehöre auch die Verheißung, von Gottes Segen, der durch das Leben im Hier und Jetzt trage, umgeben zu sein. „Das lässt uns stark sein“, appelliert Herrenbrück an die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer im Dom, „für unsere Werte einzustehen: Zusammenhalt, Fairness, Toleranz, Respekt – auf dem Spielfeld, in den Stadien, auf den Straßen, in den Städten, in unserem Land.“

Domdechant Kleine stellt den Gemeinschaftsgedanken ins Zentrum seiner Ausführungen.

Domseelsorger Kleine rückt Gemeinschaftsaspekt ins Zentrum

Dass es nicht wirklich darum geht, den Himmel zugunsten der eigenen Mannschaft zu bestürmen, macht auch Domseelsorger Kleine klar, der den Gemeinschaftsaspekt und das große gemeinsame Ziel in den Mittelpunkt rückt. Auch Jesus sei es darum gegangen, mit der Berufung seiner Jünger eine Mannschaft zu bilden, auf Teamgeist und Zusammenhalt der unterschiedlichsten Typen zu setzen: mit ihren Stärken und Schwächen, Talenten und Defiziten, Erfolgen und Niederlagen, kleinen Eitelkeiten und großen Träumen – um Großes zu erreichen. „Da ist Petrus, der die Sprecherrolle übernimmt, quasi der Kapitän. Mancher der Jünger entwickelt sich zum Stürmer, andere bleiben im Hintergrund, aber immer bereit, einen Angriff auf Jesus abzuwehren. Es gibt die, die viel reden, und manche, die gar nicht viele Worte machen, sondern einfach ihr Ding, wenn’s nötig ist.“ Mitunter strotzten die Zwölf vor Selbstvertrauen, dann wiederum seien sie mutlos und niedergeschlagen. 

„Jedes Fußballspiel ist ein Fest der Gefühle“, stellt Kleine fest. „Da werden Helden in den Himmel gehoben und andere als Versager verdammt.“ Es würden Rituale und Symbole gepflegt, Tränen der Freude oder Enttäuschung fließen. Man diskutiere über Gerechtigkeit, Zufall und Glück. Selbst vom „Fußballgott“ sei die Rede. Der Seelsorger betont, dass Sport allgemein und der Fußball speziell einen wertvollen Beitrag zu einem zufriedenen, sinnerfüllten Leben leisten könnten. „Das Spiel unterbricht die Zeit, lässt uns Stress und soziale Schranken vergessen. Sport und Fußball verbinden: alt und jung, über Kulturgrenzen und Sprachbarrieren hinaus.“

Von Jesu Mannschaft inspirieren lassen

Noch zuletzt sei das bei der Europameisterschaft zu erleben gewesen, erinnert Kleine an die Sympathiepunkte, die die Schotten mit ihrem Auftreten in Köln gesammelt hatten, gleichzeitig warnt er vor Konkurrenz, Respektlosigkeit und Gewalt: „Solange wir nur die Gemeinschaft zu den Gleichgesinnten suchen und die anderen nur als Gegner sehen, die wir auf dem Spielfeld besiegen wollen, sind die Fußballspiele bitterer Ernst. Wenn wir uns aber von Jesu und seiner Mannschaft inspirieren lassen, werden wir auch die friedvolle und freundschaftliche Begegnung mit den Menschen, die andere Teams anfeuern, suchen.“

Fußball habe das Potential, ein Fest der Begegnung zu sein, und eine Gelegenheit, ein intensives Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Und dann zitiert er abschließend aus der FC-Hymne den Text, der jedes Kölner Fußballherz höher schlagen lässt: „Ov jung oder alt – ov ärm oder rich, zesamme simmer stark FC Kölle, durch dick un durch dünn – janz ejal wohin, nur zesamme simmer stark FC Kölle.“

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