Hochkarätige Werke in Schatzkammer von St. Heribert und Kölner Domschatzkammer:Doppelausstellung zum Gedenk- und Jubiläumsjahr 1000 Jahre Heribert von Köln
Vom 26. August bis zum 14. November zeigen St. Heribert und die Kölner Domschatzkammer die gemeinsame Ausstellung „Gerechtigkeit. Macht. Frieden. 1000 Jahre Heribert von Köln“. Erstmals und einmalig werden in dieser Zusammenschau die bedeutendsten, sonst zum Teil nicht außerhalb ihrer Standorte gezeigten Exponate aus der Zeit und der Wirkungsgeschichte Heriberts zu sehen sein. Dazu zählen der sogenannte Kamm des heiligen Heribert aus dem Kölner Museum Schnütgen und das Pallium aus der Siegburger Abtei, heute Teil der Schatzkammer in der Siegburger Pfarrei St. Servatius. Weitere Höhepunkte sind der Schrein und der Schatz des heiligen Heribert in der Deutzer Pfarrkirche, die sonst zum Teil ebenfalls nur sehr selten zu besichtigen sind.
„Heribert war einer der herausragenden Erzbischöfe in der Geschichte des Erzbistums Köln“, sagt Stadtdechant Msgr. Robert Kleine. „Er hat nicht nur für die Entwicklung der rechten Rheinseite Entscheidendes geleistet, sondern auch Maßstäbe in der sozial-karitativen Arbeit gesetzt.“ Durch die Ansiedlung von Benediktinern und die Gründung der Abtei Deutz im Jahre 1002 wurde der Grundstein gelegt für die Ausdehnung und Blüte des Rechtsrheinischen. In der Zeit der großen Hungersnöte um 1005/1006 sorgte Heribert zudem systematisch dafür, dass den Armen geholfen wurde. Er stattete die Kleriker im Erzbistum mit finanziellen Mitteln aus, damit die Menschen in Krisenzeiten möglichst in ihrer Heimat bleiben und dort Hilfe sowie neue Perspektiven finden konnten. „Heribert war ein echter kölscher Pontifex, ein Brückenbauer im wahrsten Sinne des Wortes“ , so der Kölner Stadtdechant über den Freund und ehemaligen Reichskanzler Kaiser Ottos III. „Seine Großherzigkeit, aber auch seine visionäre Kraft, die weit über Köln und die Kirche hinausreichte, machen den heiligen Heribert zu einem Vorbild bis heute – als Mensch, als Politiker, aber besonders auch als Priester und Bischof. Ich freue mich daher ganz besonders, dass es uns gelungen ist, so eine hochkarätige Ausstellung an zwei Orten zu präsentieren und die Leihgeber dafür zu gewinnen, dieses Anliegen mit ihren außergewöhnlichen Exponaten zu unterstützen. Ihnen gilt unser besonderer Dank“, so Msgr. Robert Kleine.
Schrein und Schatz in St. Heribert
Der Heribertschrein ist das Herzstück des Deutzer Kirchenschatzes. Er ist einer der ältesten im Rheinland erhaltenen Großschreine und insbesondere aufgrund der noch erhaltenen getriebenen Figuren ein herausragendes Zeugnis der rheinischen Goldschmiedekunst des 12. Jahrhunderts. Besonders eindrucksvoll sind die zwölf großen, vielfarbigen Rund-Emails auf den Dachflächen. Sie erzählen Heriberts Leben und Wirken, darunter einige Wunder, die der Heilige gewirkt haben soll. Aus Anlass des Jubiläumsjahres kann der Schrein in St. Heribert bis zum Jahresende nun aus der Nähe betrachtet werden. Ein begehbares Gerüst erlaubt den Blick auf die Details, die den Kirchenbesucherinnen und -besuchern sonst verborgen bleiben.
Nur selten zugänglich ist der Schatz des heiligen Heribert im sogenannten Sacrarium, der Schatzkammer in der Deutzer Pfarrkirche. Sie vereinigt die bedeutenden Objekte, die mit Heribert in Verbindung gebracht werden: seine Trinkschale, seinen Stab aus Wallrosszahn und seine leuchtend gelbe Kasel aus der Zeit um 1000. Die byzantinische Löwenseide (um 980-1025) und eine Vogelseide aus Spanien (1. Hälfte des 12. Jahrhunderts) sind herausragende Zeugnisse mittelalterlicher Textilkunst. Sie dienten einst als Hülle für die Gebeine Heriberts.
Seine Trinkschale ist dagegen nur bruchstückhaft erhalten: Diese unscheinbaren Fragmente von Kokosnuss sind das älteste erhaltene Zeugnis dieser Gefäße, die seit dem 11. Jahrhundert als Kostbarkeit in westlichen Schatzkammern verbreitet waren. Einst war die Schale vielleicht das Trinkgefäß von Bischof Heribert; seit Mitte des 19. Jahrhunderts galt sie als eine der kostbarsten Reliquien der ehemaligen Benediktinerabtei Deutz, die Heribert im Jahr 1002 dort gegründet hatte, wo heute die Kirche Alt-St. Heribert direkt am Deutzer Rheinufer steht.
„Der Schatz in Deutz vereint einige der wunderbarsten Objekte des frühen Mittelalters, die sich überhaupt erhalten haben. Sie sind – nicht nur in Köln – etwas sehr Besonderes und zeugen von den außerordentlichen Beziehungen, die Heribert und die Abtei Deutz im mittelalterlichen Reich hatten“, so die Erzdiözesankonservatorin Dr. Anna Pawlik.
Ausstellung in der Kölner Domschatzkammer
Die Ausstellung in der Kölner Domschatzkammer ergänzt die Ausstellung in Deutz um einige ausgewählte Pretiosen, Handschriften und Urkunden, die in besonderem Bezug zum heiligen Heribert stehen.
Mit dem sogenannten Kamm des heiligen Heribert, einer Leihgabe des Museums Schnütgen, ist hier ein bedeutendes Hauptwerk spätkarolingischer Elfenbeinkunst zu sehen. Der Kamm entstand bereits um 870 in Metz, eventuell anlässlich der Krönung Karls des Kahlen nach seiner Aneignung Lotharingiens 869. Es handelt sich um einen liturgischen Kamm, der zum Gottesdienst Verwendung fand. Auf einer Seite zeigt er die Kreuzigung Christi. Spätestens seit dem 17. Jahrhundert wurde der Kamm mit dem heiligen Heribert in Verbindung gebracht und fand Verehrung als Berührungsreliquie.
Auch der ausgestellte Kelch mit Patene aus dem Besitz der Kölner Pfarrei St. Aposteln, die in diesem Jahr ihr 1000-jähriges Jubiläum feiert, wurde spätestens im 17. Jahrhundert als Berührungsreliquie des heiligen Heribert verehrt. Allerdings handelt es sich bei ihnen um kostbare Goldschmiedearbeiten, die erst um 1230 und damit lange nach dem Tod des Erzbischofs entstanden.
Andere Objekte, wie etwa das Pallium des Heiligen aus Siegburg, die 1014 ausgestellte und mit dem Siegel des Erzbischofs versehene Urkunde für das Kloster Geseke aus dem Landesarchiv NRW in Münster oder die zugunsten der Abtei in Deutz ausgestellte Urkunde von 1003 aus dem Bistumsarchiv in Trier stehen hingegen in engem historischem Zusammenhang mit dem Erzbischof. Sicher aus seinem Besitz stammt der vielleicht auch in seinem Auftrag angefertigte Codex 113 der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek Köln mit den Pseudoisidorischen Dekretalen. Der Band enthält einen Besitzvermerk Heriberts: Lib[er] Heriberti archiep[piscop]i.
Buchneuerscheinung mit Spendenaktion für die Fluthilfe der Caritas
Gemeinsam mit Kaiser Otto III. verfolgte Heribert eine Neugründung des „Renovatio imperii Romanorum“, die Erneuerung des römischen Reiches – unter christlichen Vorzeichen. Darin mag man bereits einen Vorläufer des modernen Europa-Gedanken erblicken, wie Professor Dr. Heribert Müller (Köln) erklärt. Müller ist der Autor der ersten wissenschaftlich fundierten Monographie über den heiligen Heribert (1977) sowie des jetzt neu erschienenen Buches zum Heribert-Jubiläum und zur Ausstellung: „Heribert von Köln. Ein Lebensbild mit einem Katalog zur Ausstellung ,Gerechtigkeit. Macht. Frieden.‘ “ (Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 2021).
Das Stadtdekanat Köln und seine Kooperationspartner verbinden das Gedenk- und Jubiläumsjahr auf Initiative von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine mit einer Spendenaktion für die Betroffenen und Opfer der jüngsten Flutkatastrophe im Ahrtal, der Eifel und anderen Teilen des Landes. Bis zum Jahresende wird die jetzt erschienene Publikation zum Subskriptionspreis von 9,90 Euro verkauft (ab 1.1.2022: 14,80 Euro). Davon sind pro Exemplar 5 Euro für die Fluthilfe der Caritas bestimmt.
„Die furchtbare Flut-Katastrophe hat uns alle erschüttert“, erläutert Stadtdechant Kleine. „ Binnen Augenblicken wurden viele Leben und Existenzen zerstört. Der Neu- und Wiederaufbau der zerstörten Ortschaften wird lange dauern und bedarf unser aller Solidarität und Hilfe. Vor mehr als 1000 Jahren hat sich der heilige Heribert für die Notleidenden seiner Zeit eingesetzt. Wir heute wollen unseren Teil dazu beitragen, dass Menschen geholfen wird und sie hoffentlich eine neue Perspektive und neuen Lebensmut entwickeln können.“
Ausstellung bis zum 14. November geöffnet
Die Ausstellung „Gerechtigkeit. Macht. Frieden. 1000 Jahre Heribert von Köln“ ist vom 26. August bis 14. November 2021 in der Kölner Domschatzkammer, Domkloster 4, und in St. Heribert, Deutzer Freiheit 64, zu sehen.
Kölner Domschatzkammer Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr
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St. Heribert Öffnungszeiten: So, 11-13; Mo, Mi, Fr, 16-18 Uhr
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