Eine besondere Schule beginnt zu leben:Die Gesamtschule am Erzbischöflichen Bildungscampus Köln-Kalk ist gestartet
Köln. Den Standort in Kalk hat man sich für den Bildungscampus ganz bewusst ausgesucht. Als „sozialer Brennpunkt“ wurde die Gegend schon beschrieben. „Multikulti“ könnte man auch sagen. Oder auch: „spannend, aber nicht einfach“. Vielleicht ist es einer dieser „Ränder“, von denen Papst Franziskus gerne spricht, an welche die Kirche zu gehen habe. An diesen „Rand“ wollte nicht zuletzt Kardinal Woelki gehen. Er wollte da präsent sein, wo man gebraucht wird. Wo man etwas Sinnvolles leisten kann. Und das durchaus jenseits von klischeehaften Abgrenzungen bestimmter festgefahrener „Milieus“.
Eine starke Gemeinschaft
Jetzt ist „man“ da. Mitten in Kalk, mitten in der „Multikulti“-Welt. „Man“ ist das Erzbistum Köln. Das Erzbistum Köln – und damit nicht nur der Bischof und die Bistumsverwaltung, sondern letztlich auch die Kraft der Gemeinschaft von aktuell rund 1,7 Millionen Katholiken – konnte diese Idee in Wirklichkeit verwandeln. Eine Mammutaufgabe in der heutigen Zeit. Doch sie wurde gemeistert und wird noch gemeistert. Die Grundschule existiert schon seit 2020 – in einem kleinen, durchaus schicken „Containerdorf“. Der eigentliche Schulneubau für beide Schulen ist im Entstehen. Da wächst etwas Beeindruckendes heran auf der Fläche ehemaliger Industrie. Im Mai 2025 geht es hier erst richtig los, und dann wird die Größe des Projekts wohl richtig sichtbar.
Bis dahin muss auch die jetzt startende Gesamtschule noch in Containern organisiert werden – gleich neben der Grundschule. Auf jeden Fall hat sich das Erzbistum erkennbar bemüht, aus den Umständen das Beste zu machen und zum Beispiel einen Innenhof mit maßangefertigten umlaufenden Holzbänken und einer Spielfläche für die Pausen zu gestalten. Und vielleicht steigert diese vorübergehende bauliche Lösung für die Schülerinnen und Schüler ja sogar den Abenteuercharakter beim Beginn einer ganz neuen Sache dabei zu sein.
Inspiration und Dankbarkeit
Diese neue Sache ist in der Tat anziehend. Sie hat beispielsweise die stellvertretende Schulleiterin Katharina Ruffing so sehr inspiriert, dass sie von ihrer früheren Schule in einer anderen Stadt und in einem anderen Bistum aufgebrochen ist, um jetzt in Köln das Projekt Bildungscampus mitzugestalten. Diese Sache hat auch die Eltern von 102 Kindern angezogen, die ihr Kind dort angemeldet haben.
Vielleicht nicht typisch, aber doch bezeichnend ist die Geschichte, die eine Mutter erzählt, deren Tochter jetzt die Gesamtschule besucht. Diese Mutter stammt aus Afghanistan und lebt seit zehn Jahren in Deutschland. Sie wirkt fröhlich, aufgeschlossen und freundlich. Wenn sie erzählt, spürt man tiefe Dankbarkeit. Sie weiß zu schätzen, was hier passiert – weil sie weiß, wie es anders sein kann. Denn sie selbst durfte als Mädchen in Afghanistan keine Schule besuchen. Sie hatte dort keine Perspektive. Ihrer Tochter geht es jetzt anders. „Ich bin so froh, dass meine Tochter diese Schule, so eine Schule hier besuchen darf“, sagt diese Mutter.
„Breite deine Flügel aus“
Die neue Gesamtschule hat sich als ihr Markenzeichen einen Schmetterling ausgesucht. „Breite deine Flügel aus“ – so war auch passend dazu der Gottesdienst zum Schulanfang betitelt. Am Kennenlernnachmittag hatten die Kinder zuvor schon aus bunten Holzkugeln und farbigen „Pfeifenreinigern“ Raupen gebastelt. Die Symbolik ist klar: Aus der Raupe soll der Schmetterling werden. Und dieser Schmetterling soll nach seiner Art frei, mutig und neugierig in die Welt fliegen. Genau dies will der Bildungscampus im übertragenen Sinne für den dortigen Schulbetrieb durchdeklinieren mit einem entsprechenden pädagogischen Konzept.
Die Kinder sollen hier nämlich vom Übergang aus dem Kindergarten bis ins Berufsleben hinein individuell begleitet werden. Die je eigenen Talente sollen auf diesem Bildungs-Weg erkannt und gefördert werden. Um dies auch wirklich und praktisch umsetzen zu können, wird ein großes und dichtes Netzwerk im Umfeld der Schule geknüpft. Zu sozialen Einrichtungen, zu Unternehmen, zu allen, die dabei helfen können, aus den Schülerinnen und Schülern selbstbewusste Schulabgängerinnen und -abgänger zu machen, die mithilfe der angebotenen Unterstützung aus sich etwas gemacht haben und ihren Platz in der Gesellschaft finden – den sie vielleicht ohne dieses Angebot nicht hätten erreichen können.
Kultur der Gemeinschaft entwickeln
Doch vor diesem Ziel steht viel Zeit und viel Fleiß – aber auch der nötige Spaß. Genauso hat es bereits das Schulgründungsteam um Direktorin Carina Quirmbach erlebt, das in den vergangenen Wochen und Monaten geackert hat, damit zum Schulstart alles bereit ist, dass es losgehen kann.
Ein weiterer wichtiger Termin in diesem Schuljahr steht schon fest: Am 6. Mai 2025 steigt die Party zur Einweihung des großen neuen Gebäudeensembles, in dem Grund- und Gesamtschule weiterhin benachbart sein werden, dann aber noch viel schöner und mit mehr Platz als jetzt. Bis dahin stehen nach dem allerersten noch einige spannende Schultage an.
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