Christus sitzt im Flüchtlingsboot
Köln. Ein sieben Meter langes Flüchtlingsboot ist derzeit auf dem Weg von Malta nach Köln. Ziel ist der Roncalliplatz, wo Rainer Maria Kardinal Woelki am Donnerstag, 26. Mai, um 10 Uhr die Fronleichnamsmesse an dem Boot feiern wird. "Wir wollen den Menschen auf der Flucht deutlich machen, dass Christus sich so mit ihnen identifiziert, dass er mit ihnen im Boot sitzt. Sie sollen hier bei uns eine neue Lebensperspektive gewinnen", erklärt Kardinal Woelki.
In der Liturgie an Fronleichnam wird für alle Menschen auf der Flucht gebetet und die Kollekte ist für die Seenotrettung Moas bestimmt. Der Erzbischof von Köln kritisiert: "Wir gehen hier in den Laden und kaufen für 5 Euro ein T-Shirt, das in diesen Ländern unter entsetzlichen Bedingungen von Frauen oder kleinen Kindern hergestellt worden ist. Viele dieser Menschen fliehen auch vor unmenschlichen Lebensbedingungen, die wir mit geschaffen haben."
3.300 tote Flüchtlinge im Mittelmeer im letzten Jahr
Mit dem Aufstellen des Bootes erinnert Kardinal Woelki an die Aktion 23.000 Glockenschläge auf dem Roncalliplatz vor einem Jahr. Damals hatten 230 Kirchen mit ihren Glockenschlägen an die 23.000 im Mittelmeer seit dem Jahr 2000 gestorbenen Flüchtlinge erinnert. „Ein Jahr nach den 23.000 Glockenschlägen sind die Menschen nicht vergessen. Wir können an Fronleichnam nicht nur Christus in die Welt tragen und eine schöne Atmosphäre verbreiten, sondern wir müssen auch zeigen, dass Jesus immer auch unter den Notleidenden ist", sagt Kardinal Woelki. Seit der Aktion 23.000 Glockenschläge sind laut dem Flüchtlingshilfswerk der UNHCR weitere 3.327 Menschen im Mittelmeer durch die Überfahrt mit unsicheren Booten gestorben. Allein im März 2016 wurde ein Zuwachs der Flüchtlings-Überquerungen um 300 Prozent gegenüber dem Vorjahr registriert.
Von Malta nach Köln
Das Boot wurde in Kooperation mit der Hilfsorganisation MOAS durch das Erzbistum von Malta nach Köln gebracht. Nach Angaben der Hilfsorganisation wurde das Boot vor einigen Jahren von der Maltesischen Armee bei einem Rettungseinsatz beschlagnahmt und später auf Malta versteigert. Ein Malteser mit Leidenschaft für Bootsrestaurierung hat das Boot erworben. Nun hat das Erzbistum Köln das Boot gekauft und nach Deutschland gebracht. Nach der Fronleichnamsprozession wird es im Dom zunächst in die "Ecke der Barmherzigkeit" als Mahnzeichen stehen.
Typisches Schleuserboot
Das 7 Meter lange Fischerboot aus Holz ist typisch für den Einsatz durch libysche Schleuser auf der Route von Libyen nach Italien. Ein solches Boot ist bei der Flucht mit 80 bis 100 Menschen besetzt und stark überladen. Die Menschen haben keinerlei Möglichkeit sich vor Sonne, Kälte oder Wellen zu schützen. Gepäck, Proviant oder Wasser dürfen meist nicht mitgenommen werden, weil einfach kein Platz dafür gelassen wird, um noch mehr Menschen an Bord bringen zu können. Die Menschen an Bord leiden unter Sonnenbrand, Erschöpfung, Atemnot oder werden zerquetscht.
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