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10 Jahre Aktion Neue Nachbarn:Andacht mit geflüchteten Menschen und Kardinal Woelki im Kölner Dom

Dreikönigswallfahrt 2024: Andacht für Geflüchtete am 28.09.2024. Mit Kardinal Woelki.
Datum:
30. Sept. 2024
Von:
pek240928
Die jährlich im Rahmen der Dreikönigswallfahrt stattfindende Andacht mit geflüchteten Menschen fand in diesem Jahr mit einem Jubiläum statt: Die Aktion Neue Nachbarn im Erzbistum Köln setzt sich seit mittlerweile 10 Jahren für gelingende Integration ein.

Köln. Im Rahmen der Dreikönigswallfahrt fand auch in diesem Jahr eine Andacht mit geflüchteten Menschen statt. Rainer Maria Kardinal Woelki zelebrierte diese am Samstagnachmittag, 28. September, mit Weihbischof Ansgar Puff und Priestern der muttersprachlichen Gemeinden im Kölner Dom. In der Andacht wurden die Bitten um Solidarität mit und Herzlichkeit für geflüchtete Menschen vor Gott getragen. Zudem wurde mit Dankbarkeit auf 10 Jahre gelingende Integration durch die „Aktion Neue Nachbarn“ (ANN) geschaut.

„Wir möchten Kraft schöpfen aus der Begegnung mit dem lebendigen Gott“, sagte Kardinal Woelki zu Beginn der Andacht. Seit 800 Jahren pilgerten Menschen zum Kölner Dom, um Gott zu suchen und ahmten damit die drei Könige nach, die zur Krippe nach Bethlehem zogen und deren sterbliche Überreste im kostbaren Schrein im Hochchor des Domes verwahrt werden, so Woelki.

Der Kernsatz aus der Lesung des ersten Johannesbriefes, den Kardinal Woelki zunächst auf Deutsch vortrug und der danach in anderen Sprachen erklang, erhellte die Basis des Engagements der Kirche - nicht nur, aber auch - für Geflüchtete:  „Weil Gott uns zuerst geliebt hat, wollen wir einander lieben, nicht mit Worten, sondern mit Taten.“

Betroffene berichten von ihren Erfahrungen

Vier Menschen berichteten von ihren persönlichen Erfahrungen und erzählten, warum sie sich jetzt für andere Geflüchtete einsetzen. Eine Frau aus der Ukraine, die selbst bereits im Jahr 2000 für ein Studium nach Deutschland kam, berichtet von mittlerweile über 13.000 Ukrainerinnen und Ukrainern, die nun als Geflüchtete in Köln leben und mittlerweile die drittgrößte ausländische Bevolkerungsgruppe bilden.

Sie erwähnte das ehrenamtliche Engagement in Köln, das häufig auch im Verborgenen stattfände, lenkte aber ebenso unverstellte Blicke auf die nach wie vor schlimme Lage der Menschen in der Ukraine. Eine Frau aus dem Irak erzählte davon, wie sie im Vorfeld der Angriffe des „Islamischen Staats“ geflohen war.

Viele unterschiedliche Schicksale

„In einem fremden Land ist jeder zunächst sprachlos“, vermittelte sie ihre anfängliche Erfahrung. Nicht zuletzt ihr Gottvertrauen habe ihr auf dem weiteren Weg geholfen. Eine Frau aus Syrien, die vor neun Jahren vor dem Bürgerkrieg geflohen war, dankte unter anderem der Caritas für die Hilfen zur Integration. Sie arbeitet mittlerweile als Bauingenieurin und engagiert sich in der Aktion Neue Nachbarn.

Ein Syrer berichtete davon, wie er in seinem Heimatland als 14-jähriger Demonstrant vom Militär beschossen wurde: „Das hat meine Kindheit beendet.“ „Die Flucht war schwierig und die Anfänge in Deutschland waren hart“, machte er deutlich, und unterstrich wie seine Vorrednerinnen, dass die Beherrschung der Sprache des Landes, in dem man leben möchte, zentral sei. Auch er engagiert sich nun ehrenamtlich für andere Flüchtlinge - bei der ANN in Wuppertal.

Als Kirche an der Seite der Geflüchteten stehen

Kardinal Woelki erinnerte in seiner Ansprache zunächst an die Flucht der Eltern Jesu nach Ägypten. Zur gegenwärtgigen Situation fand er dann deutliche Worte: „Wir sitzen nicht an den Verhandlungstischen, wo über Krieg und Frieden entschieden wird, aber als Kirche müssen wir an der Seite der Menschen, der Geflüchteten stehen. Sie sind Schwestern und Brüder, sie sind wie wir.“ Auch, wenn es Missbrauch mit dem Asylrecht gebe, „haben wir aufzustehen, wenn aus unserem Land eine Festung gemacht werden soll. Weil es unsere Schwestern und Brüdern sind“.

Entgegen mancher verzerrten Darstellung, die sich auf Ausnahmen beziehe, stellte er fest: „Integration ist tausendfach gelungen.“ Er dankte allen, die sich für diese Integration einsetzen und diese bewerkstelligen. Auch der Erzbischof von Köln betonte die Bedeutung der Sprache - mit einem besonderen Akzent: „Die Grammatik des christlichen Glauben geht anders. Nicht 'ich' zuerst, sondern Er, Gott. Und im Du erkennen wir sein Ebenbild.“ Nur, wenn das Ich erst an dritter Stelle komme, hätten wir eine Chance, miteinander friedlich zu leben. „Dann ist unsere Verschiedenheit nicht Bedrohung, sondern Bereicherung und Ausdruck der Größe Gottes.“

An die Anfänge der Aktion Neue Nachbarn zurückdenkend, sagte Kardinal Woelki: „Lassen wir das, was sich 2015 hier bei uns ereignet hat, nicht kaputtreden. Es war ein großes Zeichen der Menschlichkeit und der Nächstenliebe.“ Es bleibe die Herausforderung, Gleiches heute und morgen zu tun. 

Chöre der ukrainisch-katholischen und syrisch-katholischen Gemeinde sowie eine Musikgruppe der eritreisch-katholischen Gemeinde begleiteten die Feier mit gefühlvollen Musikstücken aus ihrer Tradition. Nach einer Prozession durch den Dom kam man auf dem Roncalliplatz ins Gespräch. 

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