Bonn-Pützchen - Heilige Adelheid - Messe mit 3.500 Gläubigen im Festzelt:650 Jahre Pützchens Markt: Festmesse mit Kardinal Woelki
Bonn. Mit rund 3500 Gläubigen feierte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki eine Festmesse anlässlich des 650. Jubiläums von Pützchens Markt. Zuvor besuchte er, wie viele Pilger in diesen Tagen, den Adelheid-Brunnen und wusch sich die Augen – getreu des Brauchs „Zuerst geht es zum Brünnchen und dann auf den Markt.“
Gemeinsam mit Oberbürgermeister Ashok Sridharan, Stadtdechant Msgr. Wilfried Schumacher, Pater Tijo George Thannickal und Marktleiter Harald Borchert und Anwesenden sangen sie das Adelheidis-Lied.
Oberbürgermeister Sridharan begrüßte den Kardinal zu Beginn der Messe: „Hier in diesem vollbesetzten Festzelt setzen wir ein Zeichen dafür, dass Pützchen nicht nur ein Volksfest ist, sondern auf der Tradition der Heiligen Adelheid beruht, die den Pütz zum Sprudeln brachte.“
Mehr als „Stoßjebet zwischen Himmel und Ääd“
„Ich bin das erste Mal auf Pützchens Markt“, gab Woelki zu. Er sei jetzt dankbar, dass er dieses Defizit beheben konnte. „Ich denke, dass man sich hier auf gar keinen Fall hinter der Düsseldorfer Rheinkirmes verstecken muss.“
In seiner Predigt wies er auf die Verbindung vom heutigen Pützchens Markt zu Adelheid hin. In Erinnerung an ein Lied der Bläck Föös stellte er fest: Höre man dieses Lied, könne man denken, es ginge nur um Achterbahnfahren und um eine Kirmes. „Glaube und Kirche scheinen da nur vorzukommen als Stoßjebet zwischen Himmel und Ääd.“
Dabei habe Pützchens Markt mit Glaube und Kirche viel zu tun, erklärte er in Hinblick auf die Ordensfrau und Heilige Adelheid, „die Patronin und auch die erste Äbtissin in Vilich war.“ Diese war eine ziemlich moderne Frau, mit Tatkraft und dem Willen, Dinge umzusetzen. Sie setzte Bildung und Ausbildung in den Fokus. „Sie war so modern, dass sie gesagt hat: ‚Das ist nicht nur für mich wichtig und entscheidend gewesen‘. Das ist für die Menschen meiner Zeit entscheidend gewesen.“ Deshalb rief sie eine Klosterschule ins Leben, um Bildung und Ausbildung zu ermöglichen und Menschen Perspektiven zu geben. „Sie war eine Frau der Tat. Sie war in der Nähe der Menschen, hatte ein Herz für die Menschen. Für die Armen.“
Die Ursprünge des heutigen frohen und fröhlichen Volksfestes lägen nicht nur in der Quellfindung von Pützchen, zu der man nun seit mindestens 650 Jahre zusammenkommt und um die sich eines der größten Volksfeste entwickelte.
Sie liegt in der Frömmigkeit der Vergangenheit begründet, die noch heute lebendig sind und uns einladen, ähnliches zu tun wie eine Heilige Adelheid, nur für unsere heutige Zeit, erklärte Woelki. Das zeige auch darin, dass die Schausteller ihre Fahrgeschäfte segnen lassen und sich sozial einsetzen.
Woelki rief die Gläubigen dazu auf, offen zu sein. Man dürfe den Gegensatz zwischen Welt und Kirche nicht zu groß werden lassen, zwischen Achterbahn und Allerheiligsten, Kirmes und Kommunion, zwischen Lebensfreude auf der Kirmes und am Glauben. „Wir sind als Kirche kein Closed Shop“, so der Erzbischof von Köln.
„Es geht darum uns davor zu bewahren, nur als reine Sonntagschristen zu leben.“ Neben dem wichtigen Besuch der Messe sei es auch notwendig, dass das, was man dort erfahren habe, in die anderen Tage der Woche zu übersetzen und zu leben. „Die Liebe, sie ist die Erfüllung aller Gebote. Sie ist die Mitte des Glaubens. Sie ist die Kurzfassung von allem, worum es im christlichen Glaube geht: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.‘
Denn Gott sagt: ‚Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter Ihnen.‘ Mitten auf der Kirmes, mitten auf Pützchens Markt. Amen.
Gang über die Kirmes
Anschließend ging der Kardinal noch über Pützchens Markt. Obwohl Kardinal Woelki nicht schwindelfrei ist, fuhr er mit dem Fahrgeschäft "City Skyliner" in 80 Meter Höhe, um von dort aus das Kirmestreiben und einen Blick auf den Kölner Dom zu genießen. Anschließend versuchte sich Kardianl Woelki auch erfolgreich als Zuckerwatte-Verkäufer. Viele überraschte Besucher freuten sich über den Besuch von Kardianl Woelki, zückten ihr Handy, machten Bilder und Selfies mit dem Kardinal.
Von Adelheid zu Pützchens Markt
„Zuerst geht es zum Brünnchen und dann auf Pützchen“, lautet die Devise vieler Besucher eines
der größten Volksfeste weit und breit: Pützchens Markt. Etwas abseits des Rummels liegt vor einer
Kapelle ein Brunnen. Dorthin ziehen vor oder nach dem Kirmestreiben viele Menschen Zum Ritual
gehört ein kurzes Innehalten, ein Gebet und abschließende Waschen der Augen. Doch was hat
Es war wohl im Jahr 1005, als das Rheinland einer großen Dürre ausgesetzt war und sogar das
Rheinbett fast austrocknete. Die von der Hungersnot bedrohten Menschen baten Adelheid, die
Äbtissin eines Klosters nahe Bonn war, um Rat. Sie soll mit den Menschen der Umgebung intensiv
gebetet und der Legende nach gezielt und mit Gottvertrauen ihren Äbtissinenstab in die Erde
gestoßen und eine Wasserquelle gefunden haben. Daraus entstand ein „Pützchen“, das die Gefahr
abwehrte und als „ Adelheidis-Brünnchen“ bis heute sprudelt.
Zuerst zum Brünnchen und dann zum Markt
Nach ihrem Tod im Jahr 1015 stieg mit der Verehrung der Äbtissin Adelheid auch die Popularität des Brünnchens. Dem Wasser wurde schnell Heilkraft zugesprochen und zog Menschen aus der ganzen Region an. Eine Wallfahrtskapelle und ein Kloster wurden errichtet, um den Pilgerstrom zu betreuen. Heute zählt für viele Gäste von Pützchens Markt vorab der Besuch der Wasserquelle zum festen Ritual. Heilende Wirkung wird dem alaunhaltigen Wasser vor allem bei Augenleiden zugesprochen.
Im Lauf der Jahrhunderte pilgerten viele Menschen zu Adelheids Grab und der Quelle, durch die viele Wunder geschehen sein sollen. Um all diese Menschen zu verpflegen, entstand in der Mitte des 14. Jahrhunderts ein Markt mit Verpflegungsständen, Händlern und Gauklern. Bis heute ist daraus ein moderner, aber trotzdem traditionsreicher, fünftägiger Jahrmarkt entstanden, der jährlich auf den Marktwiesen und Straßen von Pützchen stattfindet und über eine Millionen Besucher anzieht.
Am 27. Januar 1966 bestätigt Papst Paul VI. die Verehrung der Hl. Adelheid als ununterbrochenes Tun seit ihrem Tod im Jahr 1015. 2008 wurde die Heilige zur zweiten Bonner Stadtpatronin erhoben.
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