Bonn. Zwischen Supermarkt, Parkplatz und Straßenbahn spricht Ralf Knoblauch über nichts Geringeres als die Würde des Menschen. Den Kragen seiner Allwetterjacke hat der 53-Jährige hochgeschlagen – es ist windig an diesem Nachmittag im Bonner Stadtteil Auerberg. Knoblauch, seit zehn Jahren Ständiger Diakon in der katholischen Kirchengemeinde St. Thomas Morus, steht auf einem zugigen Platz. Genau hier gehöre sein Thema hin, findet er.
Menschen mit Respekt begegnen
„Viele Menschen erfahren, dass ihnen die Würde genommen wird“, erklärt Knoblauch. „Diesen Menschen möchte ich mit Respekt begegnen.“ Zum Beispiel dem Obdachlosen, der in einer verschlissenen Jacke vor dem Supermarkt sitzt und bald mit einem Becher Kaffee in der Hand neben Knoblauch steht. Oder die Mittdreißigerin, die der Diakon über die Caritas kennt. Auf dem Platz in Auerberg sprechen sie über ihre Probleme und weitere Hilfsangebote. Seine Botschaft, die immer mitschwingt: „Du bist wichtig, du bist wertvoll wie jeder andere Mensch auch.“
Dort ins Gespräch kommen, wo die Menschen sind
Zwei Pumpkannen Kaffee hat der Ständige Diakon mitgebracht – und einen selbst gefertigten Holzkönig. Die etwa 30 Zentimeter große, glatzköpfige Figur steht auf einer Steele neben Knoblauch, der eigentlich Tischler gelernt hat. Das Hemd des Königs ist weiß, seine Hose schwarz angemalt. Die goldene Krone trägt er in der Hand. „Die Menschen, die hier vorbeikommen und den König sehen, kommen mit einem Lächeln auf mich zu“, erklärt der Diakon.
Es ist Knoblauchs fünfter Termin dieser Art. Mit seinem König stand er schon vor einer Fährstation, einem Friedhof, einer Flüchtlingsunterkunft und in einer Buchhandlung. Immer sprach er Passanten und Besucher auf das Thema Würde an. „Jeder Mensch hat seine Risse, seine Kanten, seine Splitter“, sagt er. Die Gespräche über Menschenwürde wolle er bewusst mit dem Werkstoff Holz verknüpfen, um neue Perspektiven zu eröffnen.
Königliche Begegnungen in Caritas und Flüchtlingsarbeit
Als Ständiger Diakon ist er in seiner Gemeinde hauptsächlich für Caritas und Flüchtlingsarbeit zuständig: Er verteilt zum Beispiel warme Mahlzeiten an Bedürftige und organisiert Projekte mit Männern aus dem Nahen Osten. Daneben tauft er Kinder, beerdigt Verstorbene, steht den Menschen als Seelsorger bei.
Mit der Aktion „königliche Begegnung“, wie er die Gespräche über Menschenwürde nennt, verlässt er bewusst typisch kirchliche Orte. „So begegne ich Menschen in ganz unterschiedlichen Kontexten“, sagt er und schenkt der kleinen Gruppe, die sich mittlerweile um ihn versammelt hat, noch einmal Kaffee nach.
Tischler, Pastoralreferent, Diakon
Nachdem Knoblauch sein Abitur nachgeholt und Theologie studiert hatte, ließ er sich zunächst zum Pastoralreferenten ausbilden. Dann entschied der verheiratete Familienvater, Ständiger Diakon zu werden. 2007 wurde er geweiht. „Ich wollte vor allen Dingen bei Menschen arbeiten, denen es nicht so gut geht“, blickt Knoblauch zurück. „Um ihnen zur Seite zu stehen und Wertschätzung zu geben.“
Boten einer neuen Zeit
Der Dienst des Diakons gliedert sich in Caritas, Liturgie und Verkündigung. 1968 führte das Erzbistum Köln als erste Diözese weltweit den Beruf des Ständigen Diakons ein: Damals wurden am 28. April die ersten fünf verheirateten Männer im Kölner Dom geweiht. Ihnen sind allein im Erzbistum Köln bislang mehr als 400 weitere gefolgt.
Am 17. Januar 2018 feiert das Erzbistum Köln das 50-jährige Jubiläum mit einem Pontifikalamt im Kölner Dom mit anschließendem Festakt sowie einer begleitenden Ausstellung im Maternushaus. Mehr Informationen gibt es unter: http://institutionen.erzbistum-koeln.de/diakoneninstitut/.