Begrüßungsrede von Hauptabteilungsleiterin Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke bei der Eröffnung der 33. Pädagogischen Woche im Maternushaus am Montag, dem 26. Oktober 2015, um 16.30 Uhr
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
herzlich willkommen zu unserer diesjährigen Pädagogischen Woche!
Besonders freue ich mich, Sie, Frau Bundesministerin Andrea Nahles, in unserer Mitte begrüßen zu können!
Besonders viele Gäste haben in diesem Jahr unsere Einladung angenommen. Ich bitte um Ver- ständnis, wenn ich heute nur sehr wenige Personen hier vom Podium aus begrüßen kann; ich freue mich umso mehr, dies anschließend persönlich tun zu können, um mit Ihnen dabei ins Gespräch zu kommen.
Stellvertretend für die staatliche Schulaufsicht, die Ausbildungsinstitute, die Lehrerverbände und besonders auch die öffentlichen Schulen begrüße ich die Abteilungsleiterin Schule aus der Be- zirksregierung Köln, Frau Bergkemper-Marks, und ihren Kollegen aus der Bezirksregierung Düsseldorf Herrn Hartmann sowie die Vertreterinnen aus der ADD Koblenz. Für die Vertreterinnen und Vertreter aus dem Ministerium für Schule und Weiterbildung begrüße ich den Lei- tenden Ministerialrat Herrn Fehrmann. Auch die erfreulich zahlreichen Vertreterinnen und Ver- treter aus den Universitäten und Hochschulen sind uns herzlich willkommen.
Für den kirchlichen Bereich heiße ich - neben unserem Generalvikar Dr. Meiering - als Vertreter des Sekretariates der Bischofskonferenz, Herrn Dr. Schreiber, den Leiter des Katholischen Büros in Mainz, Herrn Skala, und in Vertretung für das Katholische Büro in Düsseldorf Frau Schubert herzlich willkommen. Als ein besonderes Zeichen der Verbundenheit werte ich auch die Anwesen- heit der verantwortlichen Kolleginnen und Kollegen aus den kirchlichen Schulabteilungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
Ganz besonders freue ich mich, dass auch der Leiter der Abteilung Bildung aus der Evangelischen Kirche im Rheinland, Herr Oberkirchenrat Eberl, unter uns ist sowie Herr Dr. Weckelmann vom Evangelischen Büro in Düsseldorf.
Für die so wichtige Elternarbeit begrüße ich die Vertreterinnen und Vertreter der Katholischen Elternarbeit Deutschlands sowie der Landeselternschaft.
Nicht versäumen möchte ich aber, meine beiden Vorgänger im Amt der Hauptabteilung Schu- le/Hochschule herzlich zu begrüßen: Herrn Prälat Prof. Dr. Norbert Trippen und Herrn Dompropst Gerd Bachner, der noch im vergangenen Jahr die Pädagogische Woche eröffnet und mir ein wohl- bestelltes Haus übergeben hat.
Für das Institut für Lehrerfortbildung, seit vielen Jahren unser bewährter Kooperationspartner bei der Pädagogischen Woche, begrüße ich Frau Dr. Müller-Fieberg.
Ich begrüße und danke - vermutlich in Ihrer aller Namen - den Schülerinnen und Schülern aus der Erzb. Ursulinenschule Hersel und dem Collegium Josephinum Bonn. Sie haben die feierliche Eucharistiefeier gestaltet und umrahmen in gleicher Weise auch diesen Festakt!
Der Dank gilt in gleicher Weise den Schülerinnen aus der Ursulinenschule, die unter fachkundiger Anleitung in diesem Jahr die Ausstellung im Maternushaus gestaltet haben, die ich gerne Ihrer Aufmerksamkeit empfehle.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
'„An die Ränder gehen“ – Aufbrechen zur Mitte', so lautet unser Jahresthema und somit auch das Thema der Pädagogischen Woche. Was bedeutet das für uns? Was war uns wichtig mit dieser in ge- wisser Weise ja etwas paradox anmutenden Formulierung mit einem Zitat des Papstes am Anfang? Wie kann man an die Ränder gehen, sich damit scheinbar vom Zentrum entfernen und dennoch - damit und darin! - zur Mitte aufbrechen?
Lassen Sie mich bitte dazu kurz einen Gedanken ausführen, der zu diesem Thema und zu dieser Formulierung geführt hat.
Bei aller hochaktuellen Dringlichkeit der mit diesem Jahresthema verbundenen politischen Aspek- te, die im Grußwort des Herrn Kardinals angedeutet wurden, liegt sein theologischer Akzent doch darin, einmal genauer auf das darin aufscheinende besondere Verhältnis von Gott und Welt zu schauen.
Der Denker und Theologe Nikolaus von Kues legt schon im 15. Jahrhundert dar, dass Gott das abso- lute, nicht an den Raum gebundene Zentrum des Kosmos ist: ER ist in allem Geschaffenen ganz und gar präsent – und deswegen gibt es in der Welt auch keinen absoluten Gegensatz mehr zwischen Zentrum und Peripherie.
Was sich als Mitte und Rand - auch in unserem sozialen Verständnis - definiert, das ist aufgehoben in Gott selbst, der „überall und nirgends“ (Nikolaus von Kues) ist.
Wie also halten wir es, so müssen wir Christen uns immer wieder fragen lassen, angesichts dessen als Gesellschaft, als Einzelne mit der Frage nach Gott in unserer konkreten Welt? Denn unabhängig von unserem gesellschaftlichen Ansehen, sind wir immer und überall von Gott angeschaut.
Weil sich in Gott Mitte und Rand begegnen, kann eben daraus für einen gläubigen Christen die Mo- tivation erwachsen, sich an die Ränder der Welt zu bewegen, um in ihrer Mitte die erfüllende und heilende Wirklichkeit Gottes wahrzunehmen. In dieser Grundhaltung eines christlichen Selbstver- ständnisses steht alles engagierte und solidarische Handeln in den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, die auch für Kirche und Schule Anspruch und Maßgabe sein kann.
Das heißt angesichts der politischen Gesamtsituation heute ganz besonders, dass wir den Men- schen, die aus unterschiedlichen Beweggründen aus fremden Ländern zu uns gelangen, mit Res- pekt, Wohlwollen und praktischer Hilfsbereitschaft begegnen, damit sie sich – soweit das möglich sein kann – beheimatet fühlen und auch vertraut werden mit den Grundlagen unseres gesellschaft- lichen Miteinanders.
Was kann aber das für die Schule bedeuten? Weil sie ein Brennpunkt der Begegnung von jungen Menschen heterogener Kulturen, Religionen und Mentalitäten ist, bedarf sie in besonderer Weise einer wertschätzenden Willkommenskultur. Hier müssen oft unüberwindlich scheinende Gegensät- ze durch eine konstruktive Auseinandersetzung mit Kultur, Sprache und Glaube im Sinne einer umfassenden Persönlichkeitsbildung überwunden werden.
Weil Schule ja einer der profiliertesten Orte der Zusammenarbeit von Staat und Kirche ist, stehen wir gerade hier angesichts der drängenden Herausforderungen in einer gemeinsamen Verantwor- tung - sicherlich mit unterschiedlichen Aufgaben und Rollen, aber stets mit Blick auf das Wohl der- jenigen, die in ihrer besonderen Situation auf unsere konkrete und praktische Unterstützung an- gewiesen sind.
Dieser wichtigen Frage einer gemeinsamen Verantwortung von Politik und Kirche, in diesem und anderen Handlungsfeldern, geht auch unser heutiger Festvortrag nach.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die heutige Festrednerin, Frau Bundesministerin Andrea Nahles, vorzustellen, bedeutete wohl die sprichwörtlichen Eulen nach Athen zu tragen. Gestatten Sie daher nur ein paar wenige Bemerkungen.
Frau Nahles wurde in der Eifel geboren und lebt dort heute mit ihrer Familie.
Sie hat an der Universität Bonn einen Magister für neuere und ältere Literaturwissenschaften so- wie Politikwissenschaften gemacht, ist aber unabhängig davon auch schon früh politisch aktiv ge- wesen. Schon als 18-jährige Gymnasiastin trat sie in die SPD ein. Nach vielen verschiedenen politischen Ämtern, u.a. als Generalsekretärin, ist sie nun seit Dezember 2014 Bundesministerin für Arbeit und Soziales. Seit 2005 ist sie zudem auch wieder Mitglied des Deutschen Bundestages.
Frau Nahles ist darüber hinaus Mitglied und vielfältig engagiert in Verbänden, Gewerkschaften und Vereinen - dabei reicht das Spektrum vom Vorsitz des Fördervereins des Willy-Brandt-Zentrums Jerusalem über die Mitgliedschaft bei „attac“ und den „Verein der Freunde der Benediktinerabtei Maria Laach“ bis zur "Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands", immerhin Deutschlands größtem Frauenverband.
Was charakterisiert nun eine solch facettenreiche Person wie Frau Nahles am ehesten? Vielleicht kann man dafür den Titel eines Buches heranziehen, das sie im Jahr 2009 veröffentlicht hat.
Der Buchtitel „Frau, gläubig, links. Was mir wichtig ist“ ist doch mehr als ein politisches Statement, es ist - wenn man so sagen darf - ein Bekenntnis, in dem sie u.a. erklärte, dass der Glaube „eine wichtige persönliche Kraftquelle“ für sie sei. Die ZEIT titelte damals im Jahr 2009 über die Buch- vorstellung mit einem Zitat von Frau Nahles, worin ihre Motivation vielleicht noch einmal beson- ders verdichtet ist: „Ich mache es wie Jesus“.
Frau Bundesministerin, in diesem Sinne freuen wir uns sehr auf Ihren Vortrag, der unter dem pro- grammatischen und klar positionierten Titel steht: "Der Mensch im Mittelpunkt – Politik und Kirche in gemeinsamer Verantwortung".
Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke Hauptabteilungsleiterin Schule/Hochschule Erzbischöfliches Generalvikariat Köln