"ORTE | Weiter Raum"
8. Oktober 2009 - 15. November 2009 ganztägig geöffnet
Maternushaus, Kardinal-Frings-Str.1, 50667 Köln
Susanne Krell
Ausstellung
Susanne Krell
Die Wirkung der Orte
Kann man Orte sammeln, Plätze, Kirchen? Es wird fotografiert, gefilmt, gezeichnet, gemalt; aber die Orte bleiben, wo sie sind. Das Foto, die Zeichnung repräsentieren, stellen dar. Mehr geht wohl nicht. Susanne Krell aber will mehr. Sie will den Ort nicht lassen, wo er ist. Orte, Plätze, Kirchen leben. Sie haben Geschichte und Geschichten, die Generationen überdauern, ihnen Identität und Gedächtnis geben. Solche Orte sucht Susanne Krell auf.
Die Begegnung mit dem Ort steht am Anfang und gehört unlösbar zum künstlerischen Prozess. Es ist ein Prozess im wahrsten Sinne des Wortes, ein Hingehen und Voranschreiten. Immer ist die Begegnung eine Berührung. Attigit heißt so auch eines ihrer großen Projekte: es hat angerührt. Susanne Krell ertastet Plätze, Mauern und Gebäude. Ein Ort hat mehr Leben, als man sieht, tiefere Dimensionen, als man flüchtig oder auch konzentriert wahrnehmen kann. Susanne Krell ist von einer Wirksamkeit der Dinge und Orte überzeugt, die den Nutzungs- und Materialwert übersteigt. Die Orte wirken auch jenseits der bewussten Wahrnehmung. Ihr Leben ist auch ein Eigenleben. Beschreibungen oder historische Untersuchungen reichen nicht, dieses Leben einzuholen. Die Kunst hat eigene Wege des Zugangs und eröffnet eine Begegnung, die nur so und nicht anders möglich ist.
Papier, Stoff oder Leinwand werden Gebäudeteilen und Platzsegmenten aufgelegt. Sie halten die Berührung fest, lassen Strukturen der Begegnung unmittelbar zurück. In der Frottage, der Berührung mit dem Papier, dem Stoff gehen die Orte mit, werden sie gesammelt. Objekte entstehen, die jene Tiefendimension in sich aufnehmen, die am Ursprungsort lebt. Der Ursprungsort weitet sich, teilt sich mit, geht auf eigentümliche Weise ein in die Struktur, die bei der Berührung zurückbleibt. Das Objekt bildet den Ort nicht ab, zeigt ihn nicht ablesbar. Das Objekt lebt den Ort, hat seine Wirksamkeit.
Die Ausstellung im Kölner Maternushaus ORTE | WEITER RAUM zeigt vom 8.10.09 bis zum 15.11.09 Arbeiten Susanne Krells, die aus dieser einzigartigen Begegnung mit Orten erwachsen sind.
Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Publikation, die sich mit den Arbeiten der Künstlerin in Sakralräumen widmet, einem Schwerpunkt ihres Schaffens. Susanne Krell stellt nicht in diesen Räumen aus. Sie arbeitet mit den Sakralräumen, spürt ihren unverwechselbaren Charakter auf und führt so zu neuen Begegnungen mit oft alt vertrauten Orten.
Der Sakralraum trägt seine besondere Wirksamkeit schon in seiner Bezeichnung, weist diese doch hin auf den nicht fasslichen Horizont des Überstiegs, der an jenem Ort vollzogen wird. Da sind die Steine, das Dach, der Boden mehr als nur, was man sehen und beschreiben kann. Die Arbeiten Susanne Krells haben so eine besondere Beziehung zu Sakralräumen. Was in der Bezeichnung solcher Orte zum Ausdruck kommt, liegt ihrem künstlerischen Schaffen zugrunde, Orte haben, auch wenn sie nicht heilig genannt werden, eine Identität und Wirksamkeit, die sprachlich nicht mehr vermittelt werden kann. In ihrer Kunst öffnet Susanne Krell einen einzigartigen Zugang zur Wirkung der Orte.
Prälat Josef Sauerborn
Künstler-Union-Köln
Künstlerseelsorge im Erzbistum Köln
Diakon Patrick Oetterer