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Kirchenfeindliche NS-Propaganda in Düsseldorf

Plakat: Hände weg vom 3. Reich
Plakat: Hände weg vom 3. Reich

Kirchenfeindliche NS-Propaganda in Düsseldorf

Die Grausamkeiten der NS-Zeit sind uns heute bekannt. Schwer nachfühlbar sind die ständig virulente Propaganda und die aggressive menschenverachtende Atmosphäre im Alltagsleben. Das Regime selbst hat uns Bild- und Tondokumente überliefert, etwa in den „Wochenschauen“, die aber – distanzlos – manipulieren wollen. Das private Fotografieren von Propaganda-Aktionen aber war riskant. Umso wertvoller sind Fotos wie sie im Historischen Archiv des Erzbistums kürzlich entdeckt wurden:

Sie dokumentieren kirchenfeindliche Kundgebungen von 1936: So wurde an die Wand am Eingang des katholischen Jünglingsheimes von St. Dreifaltigkeit die Aufschrift „Junge erwache! Komm zur HJ! (Hitlerjugend) Les´ die „Fanfare“(HJ-Organ)“ gemalt oder an eine andere Wand: „Raus aus der Jüko (Jünglingskongregation)! Für die Einheit der Jugend kämpft die HJ!“ Weitere Fotos sind am Münsterplatz in Düsseldorf entstanden und zeigen LKW mit Transparenten. Ein Transparent zeigt einen Pfarrer hinter Gittern mit der Aufschrift „Nur für Devisenschieber“. Es nimmt Bezug auf etwa 40 Verfahren, die in den Jahren 1935/36 gegen katholische Priester und Ordensleute geführt wurden. Diese hatten z. B. im Ausland lebende Missionare finanziell unterstützt, was als Verstoß gegen die komplizierten deutschen Devisen-Bestimmungen galt und nun zu einer übertriebenen anti-kirchlichen Propaganda genutzt wurde. Auf dem unten gezeigten Foto sind Karikaturen eines Geistlichen (mit Hinweis „Rom“) und eines Juden (mit Hinweis „Juda“ plus Geldsack) abgebildet; zwischen beiden die Umrisse von Deutschland mit dem Text: „Hände weg vom 3. Reich“. Hier wurde auf die subtilen Vorurteile und Ängste angespielt, „Juden und Pfaffen“ könnten als „Feinde des Volkes“ den „Fortschritt“ des neuen Deutschen Reiches verhindern.

Wie sind diese Fotos entstanden?

1945/46 erließ das Generalvikariat an die Pfarrer etliche Aufrufe, über Verfolgungen und Probleme während des „Dritten Reiches“ zu berichten. Als Antwort auf den Aufruf im Kirchlichen Anzeiger von 1946, Nr. 135, sandte Johannes Bechem am 23.7.1946 sechs Fotos aus der Düsseldorfer Pfarrei St. Dreifaltigkeit nach Köln ein. Sie stammen aus seinem Privatbesitz und wurden wohl auch von ihm gemacht. Bechem war gebürtiger Düsseldorfer. Zu der Zeit, in der die Fotos entstanden, war er Seminarist im Priesterseminar. Nach seiner Weihe 1937 wurde er in der Diözese Speyer eingesetzt, wo er schließlich als Pfarrvikar in Limbach bei Homburg an der Saar wirkte. Von dort aus schickte er auch die Fotos ans Kölner Generalvikariat.