Eine Planungshilfe für die Erwachsenenbildung
Die Christen haben sich von Beginn ihrer Geschichte an darin geübt, ihr Leben unter der je nach persönlicher Situation eher drohenden oder erhofften Ankunft Gottes zu betrachten. Auch am Ende ihrer Kosmologie steht ein Weltende, aber es hat einen anderen Charakter als das in der Neuzeit entgöttlichte und säkularisierte Weltende. Es ist ein Durchgang und kein finsteres Ende. Es bietet Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden. Es hat Bedeutung für die individuelle Existenz, unabhängig davon, wie weit es zeitlich noch entfernt ist, weil auch die jetzige Lebensweise im endzeitlichen Gericht zur Prüfung ansteht. Zwar sind die mittelalterlichen kosmologischen Vorstellungen, in den diese Inhalte vermittelt wurden, durch personale Kategorien ersetzt worden. Ihr Sinn bleibt jedoch bestehen: eine nüchterne Betrachtung der irdischen Verhältnisse; eine ungebremste Aktivität zur Bearbeitung katastrophaler Entwicklungen, weil keine Lähmung aufgrund vermeintlicher Ausweglosigkeit eintritt; eine Hoffnung gerade angesichts eines möglichen Endes und die Verbreitung dieser Hoffnung unter den Hoffnungslosen. Die Initiative von Papst Johannes Paul II. zur Feier der Jahrtausendwende weist in diese Richtung. Wo Christus als Mitte von Geschichte und Welt erkannt wird, wandelt sich Ausweglosigkeit in Hoffnung.
In diesem Sinne möchte die vorliegende Planungshilfe ein Stück zur Scheidung der Geister beitragen. Sie lenkt den Blick auf Entwicklungen, die tatsächlich in eine Katastrophe führen können, sie zeigt in einem weiten Bogen menschliche Reaktionen aus Geschichte und Gegenwart auf und versucht, das christliche Hoffnungspotential für solche Situationen aufzuweisen. So soll am Ende nicht eine Verstärkung apokalyptischer Tendenzen, sondern der klare Blick für die Nöte unserer Zeit und ein entsprechend christliches Handeln und Hoffen stehen.
Inhalt
0. Einführung
I. Szenarien des Umbruchs zur Jahrtausendwende: Anlass zu apokalyptische Ängsten?
1. Naturwissenschaften als Lieferanten von Untergangsszenarien
2. Verlust der Utopie - Verlust der Zukunft? Die offenen Fragen nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus
3. AIDS - "Apokalyptischer Reiter" der Jahrtausendwende?
4. Philosophie des Untergangs
II. Religions- und profangeschichtliche Aspekte zum Thema Zeitenwende und Apokalyptik
1. Menschheitsthema Weltuntergang
2. Apokalyptische Bewegungen im Laufe der Kirchengeschichte
3. Erwartung der Endzeit in religiösen Bewegungen, Sekten und neuen Religionen
4. Marienerscheinungen
5. Prophezeiungen
6. Geschichte und Weltbild um das Jahr 1000: Schlaglichter einer Epoche
7. "Fin de siecle" und "Volldampf voraus": Deutschland um 1900
III. Endzeitliche Motive in kulturellen Zeugnissen der Moderne
1. Endzeitliche Motive in Literatur, bildender Kunst und Musik der Moderne
2. Apokalypse im Film
3. Endzeitliche Motive in der Science Fiction-Literatur
IV. Zeitenwende und Apokalyptik. Theologische Aspekte
1. Angst und Weltende
2. Begriff und Bedeutung von Apokalyptik
3. Frühjüdische Apokalyptik
4. Das apokalyptische Selbstverständnis Jesu
5. Die Offenbarung des Johannes: das Standardwerk apokalyptischer Weltdeutung
6. Apokalyptische Weltdeutung im Rahmen der eschatologischen Vollendung der Geschichte
7. Zum Sinn apokalyptischer Besinnung heute
V. Medienhinweise
VI. Ausschreibungen
Herausgeber: Erzbistum Köln, Hauptabteilung Bildung und Medien, Abteilung Erwachsenenbildung
Marzellenstr. 32, 50668 Köln
Redaktion: Dr. Peter Scharr
Verantwortlich: Kurt Koddenberg
copyright: Hauptabteilung Bildung und Medien im Erzbistum Köln, 1996
Download der Planungshilfe Jahrtausend(w)ende