Eine Planungshilfe für die Erwachsenenbildung
Die Schwierigkeiten der "Gottesrede" sind uns heute schmerzlicher bewusst als vorangehenden Zeiten. Gottesglaube ist mehr oder weniger zur Privatsache geworden oder gänzlich verlorengegangen. Doch der "religiöse Umsatz" wächst eher als dass er stagniert. Auf dem Markt der Weltanschauungen gibt es vielfältige Möglichkeiten, seine religiösen Vorstellungen und Bedürfnisse aus den verschiedensten Quellen nach den eigenen Wünschen zu gestalten - und entsprechend dafür zu bezahlen. Und je kreativer ein solcher Synkretismus zusammengestellt ist, desto interessanter scheint er für die Zeitgenossen zu sein.
Die traditionellen Vorstellungen von Gott sind aber auch innerkirchlich nicht mehr allgemein konsensfähig. Sie geraten in Vergessenheit, werden schwarz-weiß gezeichnet oder gegeneinander ausgespielt: die biblischen Redeweisen von Gott mit ihren leidenschaftlichen, menschenähnlichen Zügen gegen das griechische Gottdenken, das stark von philosophisch systematisierenden Tendenzen geprägt ist; patriarchalische gegen feministische Theologien; Klischees von einem alttestamentlichen Rachegott gegen den erbarmungsvollen Vater Jesu usw. Jede Einseitigkeit führt aber weg von verantwortbarer Gottesrede.
Ob berechtigt oder nicht ist also vieles im Bereich des christlichen Gottesbildes in Bewegung geraten, vieles aber auch ungeklärt geblieben. Auf diesem Hintergrund will die vorliegende Planungshilfe zur Unterscheidung der Geister anregen, Zugänge zur Gottesfrage aufzeigen und auf das Erbe und den Reichtum der christlichen Tradition hinweisen. Wie im einzelnen dargelegt wird, gibt es auch im Hinblick auf die aktuelle gesellschaftliche Situation keinen geeigneteren Ansatzpunkt um zu erklären, warum der christliche Glaube und die Kirche auch heute noch relevant für den Menschen sind.
Für die kirchliche Bildungsarbeit stellt die Gottesfrage eine besondere Herausforderung dar. Sie befindet sich in ihrem ureigensten Aufgabenfeld: Sie kann inhaltlich verständlich machen, was es mit dem Zentrum des Glaubens auf sich hat. Sie kann befähigen, miteinander über diesen Gott zu kommunizieren und das Erkannte anderen in einer verantworteten und reflektierten Weise weiterzugeben. Sie kann handlungsfähig machen, indem sie Wege aufzeigt, den Glauben an diesen Gott zu leben.
Inhalt
I. Gottesbilder in Bibel und Theologie - Christliche
Antworten auf die Gottesfrage
1. Das alttestamentliche Bilderverbot
2. Anthropomorphe Bilder und Eigenschaften Gottes - Biblische Gottesbilder
* Familien- und Geschlechtsbilder
* Machtbilder
* Geistbilder
3. Gott in der Verkündigung Jesu
4. Gotteslehre: die Rede von Gott in theologischen und philosophischen Kategorien
5. Analoge Rede von Gott - theologia negativa
6. Gottesbild und Menschenbild
7. Zur Aktualität der Gottesfrage - gegenwärtige Horizonte
8. Gotteserfahrung?
II. Gott im Horizont von Wissenschaft und Kultur - Zugänge
zur Gottesfrage
1. Existiert Gott? - Positionen des Atheismus
2. Gott und die Naturwissenschaften
3. Gottesbild und Psychologie
4. Gotteserfahrung im Lebenslauf - Pädagogik und Gottesbild
* Zur Gottesbeziehung in der Kindheit
* Zur Gottesfrage im Jugendalter
* Lebensgeschichte mit Gott im Erwachsenenalter
5. Das Gottesbild in der bildenden Kunst
6. Die Gottesfrage in der Literatur
7. Gott und die Musik
8. Gott im Film
III. Literatur, Medien, Veranstaltungsausschreibungen
Herausgeber: Erzbistum Köln, Hauptabteilung Bildung und Medien, Abteilung Erwachsenenbildung
Marzellenstr. 32, 50668 Köln
Erarbeitet von: Dr. Peter Scharr
Verantwortlich: Kurt Koddenberg
copyright: Hauptabteilung Bildung und Medien im Erzbistum Köln, 1994