In memoriam Gottfried Böhm (1920–2021). Das Rosen- und das Heilig-Geist-Fenster im Mariendom zu Velbert-Neviges
1966-1968, Antik-, Opalglas, Blei
Signatur: Im Rosenfenster, unten links: E.: G. BÖHM/A.: H.DERIX/KEVELAER/1968.
Wer das wohl bekannteste Bauwerk des Architekten und Bildhauers Gottfried Böhm, den Mariendom in Velbert-Neviges besucht, begegnet immer wieder dem Motiv der Rose. Sie ist seit der Antike ein Symbol für das Geheimnis des Göttlichen und wurde im Christentum als „rosa mystica“ zu einem Zeichen für Maria. In der Sakramentskapelle beherrscht die Rose durch ihre Leuchtkraft, Größe und Gestalt das linke winkelförmige Fenster, gleichsam als Wahrzeichen des Mariendoms. Sie wird hier auch als „Hardenberger Rose“ bezeichnet, denn sie findet sich auch auf dem berühmten Hardenberger Gnadenbild, das seit 1681 den Mittelpunkt der Wallfahrt in Neviges bildet. Der Ursprung der Rose liegt in einem breiten roten Band im obersten Bereich des Fensters, in der Zone des Göttlichen; darunter stellt eine lichtblaue Zone die Welt dar. Unter der Rose aber erstreckt sich ein breites, graues Band, das für diejenigen Menschen steht, die sündigen, sich also Gott verweigern und ihm fernstehen.
Das Rosenfenster ist auf das gegenüberliegende, ebenfalls winkelförmige Heilig-Geist-Fenster hingeordnet und besitzt eine dem Rosenfenster ähnliche Farbsymbolik. In einer roten Wolke kommt der Geist Gottes auf die Welt und steht für die Vollendung der Erlösung, die in Maria mit der Verkündigung und der Empfängnis begonnen hat. Die auch in diesem Fenster vorhandene graue untere Zone der Sünde ist hier schon deutlich reduziert. Die darunterliegende, in leuchtendem Rot gehaltene Darstellung der nunmehr geisterfüllten Erdkugel wird ergänzt durch die Häuser der Menschen, die sich von Gottes Geist ergreifen lassen.
Neben der üblichen Signatur enthalten beide Fenster in den oberen roten Bändern Inschriften, die auf den privaten Bereich Böhms verweisen. In der oberen linken Ecke des Rosenfensters findet sich die Abbildung einer geflügelten Frau (mit der Inschrift „GITTA HILF“), bei der es sich wohl um das damalige Kindermädchen der Familie Böhm handelt. Im Heilig-Geist-Fenster sind Böhms Eltern Dominikus und Maria, sowie sein Schwiegervater Georg Haggenmüller (mit den Inschriften GEORG/MARIA/DOMINIKUS) abgebildet. Die von Böhm entworfenen und in der Glaswerkstätte Hein Derix in Kevelaer angefertigten Fenster tauchen an sonnigen Tagen die graue, karge, schmucklose Sichtbetonarchitektur der Sakramentskapelle in ein vorwiegend rötliches Licht und schaffen dadurch jene Atmosphäre, die bis auf den heutigen Tag die Besucher fasziniert. Gleichzeitig werden sie durch die mit Inschriften versehenen Bilder von Menschen aus seiner nächsten Umgebung zu einem sehr persönlichen Denkmal des Künstlers und Menschen Gottfried Böhm.
Carsten Schmalstieg