"Ich werde Rosen regnen lassen über die Menschen." Das Reliquiar der hl. Theresia von Lisieux in Düsseldorf-Wersten
Reliquiar
Silber, Gold, Bergkristall, Turmalin, geschliffen, getrieben
Oranna Feiten, 1957
St. Maria Rosenkranz, Düsseldorf-Wersten
Im Querhaus von St. Maria Rosenkranz in Düsseldorf-Wersten verbirgt sich in einer rot ausgekleideten Wandnische hinter einem Bronzegitter mit repetitiven T-Formen das Reliquiar der Hl. Theresia von Lisieux.
Die Goldschmiedemeisterin Oranna Feiten aus Trier fertigte dieses 1957 aus einem querrechteckigen, mittig leicht taillierten Bergkristallblock mit abgerundeten Kanten. Innen ausgenommen und aufliegend geschlossen mit einem silbernen Deckel, den stilisierten Rosen aus filigranem Golddraht und Turmalinen zieren, birgt er die Reliquien der Heiligen.
Am 01. Oktober ist der Gedenktag der hl. Theresia vom Kinde Jesu und dem heiligen Antlitz, die auch unter dem Namen „kleine Theresia“ (im Gegensatz zur Großen, Teresa von Avila) bekannt ist. 1873 geboren, trat sie im Alter von 15 Jahren in den Karmel von Lisieux ein, um ein kontemplatives Leben zu führen. Sie verfolgte eigenständige theologische Studien und entwickelte ihre Lehre vom „kleinen Weg“, ein Weg der Liebe und Hingabe an Gott in Jesus. Diesen über alles zu lieben und in der Liebe zu den Menschen zu erfahren, das war der Kern ihrer Frömmigkeit, der sich besonders in den einfachen, alltäglichen Gesten und Dingen des Lebens äußerte. Nach ihrem frühen Tod im Jahr 1897 wurde sie 1925 von Papst Pius XI. heiliggesprochen und 1997 von Papst Johannes Paul II. zur Kirchenlehrerin erhoben.
Ihre bedingungslose Hingabe an Jesus Christus in der ihr gesamtes Leben aufging, findet sich auch in Gestalt und Materialität von Oranna Feitens Reliquiar umgesetzt.
Schon sehr früh fand Bergkristall als Symbol für die Stärke und Klarheit des Glaubens der Heiligen Verwendung in Reliquiaren und Ostensorien. Bevor sich die Technik des Kristallschliffs auch in Europa etablierte, gelangten geschnittene Bergkristalle aus dem islamischen Raum meist als Spolien in die hiesigen Kirchenschätze und an Goldschmiedearbeiten im Westen. Bis in unsere Zeit hat die Vorliebe für die transparente Varietät des Minerals Quarz und auch seine Übersetzung als Symbol Christi Bestand.
Der große Bergkristallblock des Theresien-Reliquiars fußt auf dieser Tradition. Er umschließt mit seiner kräftigen Wandung die fragile Reliquie. Sie ruht in seinem Inneren, gleichsam wird sie durch diesen hindurch sichtbar. Der Bergkristall als Symbol Christi ist eng verbunden mit dem Wirken der hl. Theresia von Lisieux. Bei ihrem Tod soll sie gesagt haben: „Ich werde im Himmel nicht untätig bleiben […]. Ja, ich werde Rosen regnen lassen über die Menschen.“ Auch diese finden wir auf dem leicht gespannten Silberdeckel des Reliquiars in Form von goldenen Filigranblättern und tropfenförmigen, tief rosafarbenen Turmalincabochons.
Silke Ingenhorst