Getauft im Namen des Herrn. Eine Taufkanne in Form eines Fisches aus St. Bruder Klaus in Köln-Mülheim
Silber getrieben
1960
Hanns Rheindorf
St. Bruder Klaus, Köln-Mülheim
Eine silberne Kanne in Form eines Fisches: unverkennbar sind Kopf, Flossen und Schwanz. Die Augen blicken dem Betrachter wach und aufmerksam entgegen, die Flossen richten den Kopf des Fisches gerade auf, der Schwanz ist in die Höhe gekrümmt als Griff. Kippt man die Kanne, so ergießt sich aus dem großen aufklappbaren Maul heraus das Wasser über den Täufling in die große flache Schale oder das Taufbecken hinein.
Das bildlich gestaltete Gerät ist nicht einfach Gebrauchsobjekt, sondern es weist zugleich figurativ auf das hin, worum es im liturgischen, performativen Akt des Taufens geht. Der Fisch steht symbolisch für Jona und Christus und somit für Untergang und Auferstehung. Im Übergießen mit dem Wasser, das sich im Bauch der Fischkanne befindet, wird der Täufling gleichsam hinabgetaucht und wieder emporgehoben. Der Akt der Taufe markiert so einen Neuanfang, ein Leben im Namen Jesu Christi; er gliedert ein in die Gemeinschaft der Christen, die Kirche. Der Fisch blickt ernst, er nimmt Haltung an.
In dieser Kanne ist dem Gestaltlosen eine Form gegeben, die gleich einem Erinnerungszeichen auf den existentiellen Bedeutungszusammenhang des Tauf-Sakraments verweist. Der steten Tauferinnerung wiederum dienen die mit Weihwasser gefüllten Becken, die sich im Eingang einer jeden Kirche befinden. Sie laden dazu ein, sich im Eintauchen der Hände und Ausführen des Kreuzzeichens auf Stirn, Brust und Schultern der eigenen Taufe immer wieder neu bewusst zu werden.
Anja Becker-Chouati