Ein Zinnrelief in der Kupfergasse. Zu einer Türgestaltung von Klaus Balke in der Wallfahrtskirche St. Maria in der Kupfergasse in Köln
Klaus Balke (1929-2022), Köln
Relief eines Wandtresors zur Bewahrung der Heiligen Öle
Zinnguss, 1963
Die barocke Wallfahrtskirche St. Maria in der Kupfergasse in der Kölner Innenstadt ist vor allem für das Gnadenbild der Schwarzen Madonna und für ihre, schon 1675 geweihte lauretanische Gnadenkapelle bekannt. Jeden Tag lädt sie eine Vielzahl von Betenden ein, um innezuhalten und eine Kerze anzuzünden.
Als Klosterkirche der unbeschuhten Karmelitinnen, Schwestern der heiligen Theresia von Avila, wurde die Kirche 1705/15 gebaut, und schloss die zuvor durch die Schwestern errichtete Kapelle auf dem erworbenen Grundstück an der Kupfergasse (heute: Schwalbengasse) mit ein. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Karmelitinnenkloster aufgehoben und 1803 zur Pfarrkirche ernannt. Wenig später, 1828 übernahmen Cellitinnen des hl. Augustinus das aufgehobene Kloster. Nach den verheerenden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg, insbesondere in der Nacht vom 30./31. Mai 1942, begannen unter Architekt Karl Band (1900-1995) die Wiederaufbauarbeiten an der Kirche, die zwischen 1961 und 1967 durchgeführt wurden.
Die Sakristei und der Kreuzgang an der Westseite der Kirche sind Neubauten, die aus der Zeit des Wiederaufbaus stammen. Der Kölner Künstler Klaus Balke (1929-2022) war damals an der liturgischen Einrichtung der Priestersakristei beteiligt und gestaltete den Dekor eines Wandtresors zur Aufnahme der Heiligen Öle (1963). Kurz danach (1964-67?) realisierte er zudem ein fünfseitiges Wandbecken aus Zinnblech, ein Lavabo (lat. lavabo = ich werde waschen), das der rituellen Händewaschung vor und während der Heiligen Messe dient.
Mit Klaus Balke begegnet uns ein weiteres Mal ein Absolvent der Kölner Werkschulen, der durch seine Ausbildung in den Fachgebieten Bildhauerei, Wandgestaltung und Goldschmiedekunst vielerlei Spuren in den Kirchen des Erzbistums Köln hinterlassen hat und als Zeitgenosse von Elmar Hillebrand und Theo Heiermann zu nennen ist. 1944 begann Balke zunächst eine dreijährige Goldschmiedelehre bei seiner Tante Elisabeth Treskow (1898-1992), einer für Köln und das Rheinland bedeutenden Goldschmiedemeisterin mit großer Reputation. Nach dieser Vorbildung wechselte er an die Kölner Werkschulen, an die Treskow 1948 als Leiterin der Gold- und Silberschmiedeklasse berufen wurde. Dort lernte er bei Joseph Jaekel (1907-1985) und Wilhelm Teuwen (1908-1967) und begann 1953 seine Selbstständigkeit in Köln-Poll. Balkes Tätigkeitsfeld erstreckte sich vor allem auf sakrale Bildhauerarbeiten (Skulpturen, Prinzipalstücke, Naturstein bzw. Metallarbeiten, vorrangig aus Zinn) und Wandbilder sowie vereinzelte Goldschmiedearbeiten.
Das Relief auf der mit rotem Seidenstoff bespannten Tresortür in St. Maria in der Kupfergasse ist ein Zinnguss, der vermutlich im Wachsausschmelzverfahren hergestellt und anschließend auf die Tür montiert wurde. Das Zinnrelief zeigt einen Baum mit hoher Blätterkrone und breitem Stamm, der im unteren Bereich zweigeteilt ist. Er steht, neben einem Krug bzw. einer Kanne, auf einem verjüngten Sockel mit Randprofilen. Auf der linken Seite des Sockels lehnt eine lange Sprossenleiter, die bis in die Baumkrone hineinragt.
Balke gestaltete hier die „Tür eines Gelasses für Heilige Öle“, zur Aufbewahrung der drei Heiligen Öle: Krankenöl, Chrisam und Katechumenenöl. Diese werden bei den christlichen Sakramenten, wie der Taufe, der Firmung, der Krankensalbung und weiteren Weiheritualen im katholischen Ritus, eingesetzt. Sie sind eng mit Ostern verbunden, denn sie werden in der Karwoche neu für das Kirchenjahr geweiht oder ihre Reste des vergangenen im Osterfeuer verbrannt. In der Regel werden die Öle in speziellen Gefäßen in der Sakristei aufbewahrt und nach Bedarf für den liturgischen Gebrauch abgefüllt.
Möglicherweise zeigt das Zinnrelief eine Ernte am Olivenbaum. Das Olivenöl dient als Grundlage für die heiligen Öle, die durch wertvolle Duftstoffe, wie Zitronenmelisse, Rosenöl oder Zimt, ergänzt werden. Im weiteren Sinne kann der Baum auch als Lebensbaum zu verstehen sein, der darauf verweist, dass die Heiligen Öle uns Christen ein Leben lang durch die gespendeten Sakramente begleiten.
Stefanie Schirrmeister