Mit Gebetsfahnen unsere Anliegen dem lebendigen Geist Gottes anvertrauen
Eine Anregung aus dem tibetischen Buddhismus aufnehmen
Wenn am 14. Mai 2020 Menschen aller Religionen, die Gott als den Schöpfer der Welt bekennen, gemeinsam für die Überwindung der Coronavirus-Pandemie beten, können wir uns gegenseitig von den verschiedenen Gebetstraditionen inspirieren lassen.
Im tibetischen Buddhismus ist es üblich, Gebete und Bitten auf Stoffe zu schreiben, die an Stangen oder an Leinen aufgereiht in den Wind gehängt werden. Diese Gebetsfahnen werden "Lung-Ta" genannt, "Pferde im Wind".
Die Bewegung der Fahnen im Wind bedeutet, dass auch das Gebet lebendig in Bewegung ist, dass die Natur, schließlich die ganze Schöpfung sich ihm anschließt und es mitträgt. Das Gebet wird so lange "gebetet", wie es vom Wind bewegt und hoffentlich weit getragen wird - im Himalaya oder anderswo: "Mögen dort, wo der Wind hinweht, der über diese Fahnen streicht, alle Lebenwesen von allem Übel und seinen Ursachen befreien."
Solch ein Gebetsverständnis kennen auch wir Christen. Wir zünden etwa in einem bestimmten Gebetsanliegen eine Kerze an und wissen unser Gebet so lange lebendig, wie die Kerze dafür brennt - auch wenn wir längst zurück am Arbeitsplatz oder wieder zu Hause sind.
Vorschlag für das Weltgebet der Religionen am 14. Mai 2020:
Bringen Sie Ihr Gebetsanliegen auf eine „Gebetsfahne“. Gestalten Sie allein oder in der Familie, in der Kita, mit FreundInnen, KollegInnen, in der Gemeinde oder in der Nachbarschaft eine oder mehrere Gebetsfahnen und hängen Sie sie an einen windigen Platz: im Garten, am Balkon, vor dem Fenster, am Kirchturm....
Material: Stoffstücke ca. 30 × 40 cm oder größer (zum Beispiel aus alten Bettlaken), Faserstifte, Band zum Aufhängen.
Meditation/Gebet:
- Denken Sie an Ihre eigene Betroffenheit im Rahmen von Corona/Covid19. Welche Herausforderungen mussten oder müssen sie bewältigen? Welches Leid, von dem Sie erfahren haben, hat Sie besonders berührt? Was bewegen Sie aktuell in Sachen Corona/Covid19 in ihrem Herzen?
Halten Sie (miteinander) einen Moment der Stille.
- Was möchten Sie Gott heute sagen? Worum möchten Sie ihn heute in Gemeinschaft mit der ganzen Welt bitten? Was möchten Sie in besonderer Weise Gottes Geist anvertrauen, der Ihr Gebet - so die Hoffnung - weit in die Welt hinausträgt?
Halten Sie (miteinander) einen Moment der Stille.
- Wir dürfen daran glauben, dass all unsere Gebete gut bei Gott, unserem Vater, aufgehoben sind. Die Gebetsfahnen eröffnen uns eine ganz besondere Möglichgkeit des (nahezu) "immerwährenden" Gebetes. Denn ordentlich festgebunden werden sie lange da sein und nicht nur in den Himmel, sondern auch in die Welt hineinsprechen.
- Schreiben oder malen/gestalten Sie in einer vom Gebet getragenen Atmosphäre, Ihr(e) Anliegen auf eine oder mehrere Gebetsfahnen.
Halten Sie (miteinander) einen weiteren Moment der Stille, wenn die Fahnen fertig sind. Gehen Sie in Gedanken dorthin, wohin Sie Ihr Gebet sehnen: zu Menschen, in Einrichtungen.
- Anschließend werden die Gebetsfahnen einander gezeigt (eventuell kurz erläutert) und an eine Leine geheftet (getackert/geklebt), die dann im Garten, auf dem Balkon, vor dem Fenster, am Kirchturm... aufgehängt wird.
- Beim Aufhängen sprechen alle, die das möchten, ihr Gebet laut aus.
Dazwischen je ein "Herr, erbarme dich" singen oder sprechen.
- Mit dem Vaterunser schließt das (gemeinsame) Gebet.
(Vera Krause & Dieter Tewes)