Bei seinem – abgekürzt Richtertag genannten – Jahresempfang blickt das Erzbischöfliche Offizialat Köln zurück auf seine Tätigkeit im vergangenen Jahr. Dabei erstattet der Offizial dem Erzbischof seinen auch schriftlichen Bericht. Die aktuellen Zahlen zu den Verfahren im Einzelnen werden dann freilich auch auf der Website des Offizialats veröffentlicht.
Rund zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Offizialats waren deshalb am Vormittag des 11.02.2025 im Maternushaus versammelt, um auch den Dank ihres Erzbischofs entgegen zu nehmen; darin einbezogen sind die Pensionäre, von denen diesmal vier Damen und Herren teilnehmen konnten. Wie immer dient der Richtertag aber auch einer Fortbildung.
I.
In seiner Ansprache blickte Offizial Dr. Peter Fabritz zunächst zurück auf die Jubiläumsfeier des Kölner Offizialats vom 16.01.2024: wo im Festvortrag von Prof. Rüdiger Althaus die Herausforderungen an eine Gerichtsbarkeit zur Pflege des innerkirchlichen Rechts benannt waren, die über das kirchliche Eherecht durchaus hinausgehen.
- Zu benennen sind die Strafverfahren, die trotz ihrer vergleichsweise nicht so großen Anzahl einen komplizierten und aufwendigen Teil der kirchlichen Rechtsprechung ausmachen. Hierbei gelten nun seit dem 08.12.2021 die päpstlich neugefassten Strafnormen.
- Zu benennen sind hierbei die Bemühungen zum Aufbau einer besonderen d.h. interdiözesanen Strafgerichtsbarkeit sowie überdies einer Disziplinar- und Verwaltungsgerichtsbarkeit. Deren Formen könnten teils wohl auch analog zur kirchlichen Arbeitsgerichtsbarkeit gebildet werden.
Zum Eherecht verwies der Offizial auf die neue päpstliche Rota-Ansprache: Darin hat Papst Franziskus bekräftigt, wie seine vor 10 Jahren verfügte Reform des Eheprozessrechts dem Wunsch einer pastoralen Konversion folgte, sodass die Ehegerichte in den Bistümern mehr bekannt bzw. erkannt werden sollten; die Ehegerichte bieten eine mögliche Entlastung für Menschen im kirchlichen Leben, die mit ihrer Ehe ein Scheitern erlebt haben.
Von daher bedauerte der Offizial die im vergangenen Jahr 2024 vergleichsweise gering gewordenen Antragszahlen: Denn bloß 30 Eheverfahren waren beim Offizialat eingeleitet worden (wobei zum Jahresende noch 55 Verfahren anhängig waren). Und er verwies auf die auch von Papst Franziskus bedauerte kulturelle Krise von Ehe und Gesellschaft, die mit einer Bindungsangst vieler Menschen einhergeht. Auch insofern bedarf es wohl einer geistlichen Vision für die Zukunft, stets im Blick auf die unentgeltliche Liebe Christi, durch die wir alle gerettet sind.
- Näherhin erinnerte der Offizial daran, dass die deutschen Bischöfe in ihrem Hirtenwort vom 23.01.2017 dazu ermutigt hatten, den Dienst der kirchlichen Ehegerichte in Anspruch zu nehmen, um eine neue Ehe nach Möglichkeit auch kirchlich zu schließen.
- Und der Offizial verwies auf den Unterschied zwischen einem alternativen Segen, wie er teils praktiziert wird, und einer kirchlichen Trauung, die bei einer zweiten Ehe letztlich einzig über ein Eheverfahren ermöglicht werden kann.
- Freilich verwies der Offizial auf das auch von seinem Amtsvorgänger betonte Bemühen, dass man ein kirchliches Eheverfahren „so zügig wie möglich und dabei so gründlich wie nötig durchführen“ soll.
Kardinal Woelki verband seinen Dank als Erzbischof mit seinem Wunsch, dass nicht zuletzt die seelsorglichen Kräfte des Bistums zu einer „Sensibilisierung“ beitragen, damit das Offizialat vermehrt aufgesucht wird. Freilich sprach der Erzbischof auch von seiner persönlichen Besorgnis und örtlich ersten Schritten, gleichsam durch Pflanzungen von neuer Kirchlichkeit ein geistliches und kirchliches Wachstum zu ermöglichen, das vom Neuen Testament her uns bleibend aufgegeben ist.
II.
Zur Fortbildung war es dem Offizial gelungen, Herrn Prof. Helge Thiemann von der Evangelischen Hochschule Bochum zu gewinnen: der im Anschluss an seinen Vortrag bei der Tagung der Kirchengerichte 2024 nun hier für einen kleineren Kreis über die Aussagepsychologie sprach und auf die Fragen aus dem Auditorium einging.
III.
Begonnen hatte das Offizialat seinen Richtertag mit der Heiligen Messe in der Kapelle des Maternushauses.
Abgeschlossen wurde der Richtertag mit einem gemeinsamen Mittagessen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer, für das die Küche des Maternushauses gut gesorgt hat.