a) Orte früherer Zeiten
Historisch waren es letztlich zwei zentrale Punkte, an denen das Kölner Offizialat seine Amtsräume hatte. Ursprünglich war es seit dem Mittelalter die Südseite des Domes und des früheren Domhofs, wo damals die Residenz der Kölner Bischöfe lag. In der Neuzeit war es das Gelände der auch heutigen bischöflichen Residenz im Bereich der Gereonstraße; zwischenzeitlich waren es hierbei – historisch gesehen: bloß – drei Jahrzehnte nördlich des Doms, wo das Erzbischöfliche Generalvikariat weiterhin ansässig ist.
Auf dem Gelände der heutigen Residenz hatte das Offizialat seinen Sitz seit dem 19. Jahrhundert: Denn ein an der Gereonstraße 12 gelegenes Palais hatte der Kölner Erzbischof vom Preußischen Staat als Wohnstätte genommen sowie als Amtssitz, nachdem 1821 das Erzbistum wiedererrichtet war. Hier kam das Offizialat als kirchliches Gericht hinzu, das 1848 wiedererrichtet wurde; es war mit 9 Amtsträgern ausgestattet und für "Disziplinar- und Ehesachen" zuständig, wie die Urkunde des Erzbischofs festlegte. Deshalb konnte das Kölner Offizialat 2008 ein 160jähriges Jubiläum begehen.
Auf dem hinteren Gelände des damaligen Palais, dort um die Straßenecke herum, wurde die erzbischöfliche Kurie ab 1865 ausgebaut, nämlich mit einem Gebäude in der schließlichen Eintrachtstraße 168/170; dabei hieß die Straße bis 1883 "Auf dem alten Graben". Direkt zum Gehweg hin befand sich das kuriale Gebäude ungefähr auf der Höhe, wo heute die Kirche des Priesterseminars steht.
Von der Eintrachtstraße zog das Offizialat im Jahr 1930 mit dem Generalvikariat zur Marzellenstraße 32, als das dortige Priesterseminar verlegt wurde in das ruhigere Bensberg, also in das heutige Kardinal-Schulte-Haus. Infolge des Kriegs wechselte das Offizialat verschiedentlich seinen Ort, nämlich in Köln in die Südstadt und teils nach Bonn. Im Januar 1950 kehrte das Offizialat auf die Marzellenstraße zurück, wo es zwei Dienstzimmer bekam. Im dortigen Gebäude hatte das Offizialat für seine Sitzungen das sogenannte Barockschlösschen als Versammlungsraum genutzt.
Wieder auf dem Gelände im Bereich der Gereonstraße, wo kriegsbedingt nichts übrig blieb von den kurialen Gebäuden des 19. Jahrhunderts, bezog das Offizialat im Oktober 1958 seine Diensträume, als in der Eintrachtstraße 164/166 das Erzbischöfliche Haus in Verbindung mit dem Priesterseminar errichtet war: Dabei amtierte das Offizialat zunächst in der Gereonstraße 2 in einem neuen Gebäude für das Erzbischöfliche Archiv und die Diözesanbibliothek (hier befindet sich heute das Archiv allein, seit die Diözesanbibliothek 1983 in das Maternushaus wechselte). In das Gebäude des Priesterseminars auf die Eintrachtstraße 166 wechselte das Offizialat im Dezember 1974; dort bekam es die von den Seminaristen nicht mehr genutzten Räume im zweiten und dritten Geschoss jenes Flügels zugewiesen, der zwischen der Seminarkirche und der Hauptpforte liegt. Nach Kardinal Frings umbenannt wurde der dortige Teil der Eintrachtstraße, also zwischen Gereonstraße und Victoriastraße, zum 21.06.1980; damit bekam das Gebäude des Seminars die Hausnummer 12.
- Wegen Renovierung im Priesterseminar war das Offizialat von Mai 1990 bis September 1991 ausgelagert, also für rund eineinhalb Jahre in ein Hotelgebäude auf der Komödienstraße 19, wo sich heute ein "Hostel" befindet. Aus den Erzählungen der älteren Kollegen stammt die Notiz, dass jemand einmal einen Brief an das Offizialat mit "Komödienstadel" adressierte.
Vor der Säkularisation, in der das alte Erzbistum unterging, hatten die Kölner Bischöfe zunehmend im Kölner Umland residiert. Dabei befand sich das "Officialgericht" seit Mitte der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in einem Neubau auf der Südseite des Domhofs, hier ziemlich genau an dem Ort, wo das heutige Kurienhaus mit seiner Kfz-Parkfläche liegt. Der damalige Neubau folgte dort dem unter Rainald von Dassel im 12. Jahrhundert errichteten Palast, der wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Der Palast des Rainald war wegen seiner großen Halle als "Saal" bezeichnet worden vom Volksmund.
- Die Funktion des Saals wurde seit dem 15. Jahrhundert, vermutlich wegen Brandschäden, übernommen vom später sogenannten Kölnischen Hof in der Trankgasse an der Nordseite des Domes, wo heute das Deichmann-Haus steht.
- Die "Geschichte des Erzbistums Köln" zeigt in Bd. II,1 auf S. 353 als Abb. 38 den alten Saal auf der Südseite des Domhofs, mit den Turmspitzen der Kirche Groß Sankt Martin im Hintergrund. Insofern trifft der dortige Text zur Abbildung nicht zu, dass dieses Gebäude "in der Trankgasse" lag. Hier ist mehr der Wikipedia mit ihren Belegen zu folgen.
- An den Saal erinnert in der Straße "Am Hof" noch der Name des mittelalterlichen Hauses "Saaleck", wo sich heute die Kölner Arthothek befindet.
Dass eine bzw. die "aula archiepiscopalis" die Gerichtsstätte war, sagt bereits das älteste überlieferte Statut des Kölner Offizialats; es stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Dabei hatte das Amt des Offizials an sich seinen Ursprung im 13. Jahrhundert, wo es durch einen päpstlichen Erlass umschrieben wurde; seit dieser Zeit lösten die Offiziale praktisch die Gerichtsbarkeit der Archidiakone ab. Und der früheste Beleg für einen Offizial in Köln stammt aus der Zeit um 1250. Es war damit gleichsam eine Rückkehr an den Ort seines mittelalterlichen Ursprungs, als das Offizialat 2021 in das Kurienhaus umzog.
b) Umzug an den heutigen Ort
Der Umzug des Kölner Offizialats in das Kurienhaus wurde in der zweiten Woche des Jahres 2021 bewerkstelligt. Das bisherige Mobiliar, das ganz überwiegend mitkam, und die Arbeitsmaterialen transportierte ein Umzugsunternehmen. Die etwa 500 Kartons mit den Materialien zu bepacken und zu entpacken, war freilich Sache der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des kirchlichen Gerichts einschließlich des Offizials.
- Das Erfordernis des Umzugs angekündigt hatte Kardinal Woelki bereits beim Jahresempfang des Offizialats im Februar 2019. Als im März des folgenden Jahres 2020 das Newsdesk des Erzbistums einen Wechsel des Offizialats zur Gereonstraße 16 bekannt machte, war allerdings klar, dass diese Nachricht keinesfalls zum tatsächlichen Betriebsbedarf des Offizialats passte. Es war noch abzuwarten, dass das Domradio Ende 2020 das Kurienhaus verlassen konnte; dorthin war das Domradio übergangsweise verlagert vom Domforum, das seinerseits saniert wurde.
In den neuen Räumen konnte die Mitarbeiterschaft unter der Führung ihres Offizials sich im Kurienhaus gut einrichten für ihre betrieblichen Zwecke. Nützlich war, dass das Offizialat für seine Besuchergespräche mehr als am vorherigen Ort Räume mit einem hinreichenden Maß an Volumen und Lüftung vorgefunden hat. So wurden die coronal bedingten Auflagen erfüllbar, die seit 2019 den Betrieb auch der kirchlichen Gerichtsbarkeit erschweren.
In den jetzigen Räumlichkeiten, die früher Wohnungen waren, stört es letztlich nicht, dass zwei schräge – schließlich mit Geländern gesicherte – Rampen die Rohre eines ehemaligen Badezimmers überbrücken durch einen Wanddurchbruch hindurch, oder dass vom Domradio noch die Stränge zahlreicher Datenkabel die Flure und Zimmer durchziehen in Deckenhöhe. Allerdings bieten vier Räume eine der schönsten Aussichten von Köln, nämlich auf die Südseite des Domes.