Rota-Ansprache 2021
Rota-Ansprache 2021
Einfühlsamkeit der Ehegerichtsbarkeit gefordert
In seiner Ansprache zur Eröffnung des Gerichtsjahres bei der Rota Romana hat
Papst Franziskus am 29. Januar den Blick auf das eheliche "bonum familiae" (Wohl der
Familie) gelenkt sowie auf das "Jahr der Familie Amoris laetitia".
- Denn kürzlich – am Fest der Heiligen Familie – hatte der Papst ein solches Jahr ausgerufen,
damit sein Schreiben "Amoris laetitia" über die Liebe in der Familie vertieft bedacht wird;
beginnen soll dieses Jahr des Nach-Denkens am fünften Jahrestag der Veröffentlichung des
Schreibens. der zugleich der Tag des hl. Joseph ist: nämlich am 19. März 2021 .
- Hinführend erinnert
Franziskus in seiner Ansprache, dass auch das eheliche "bonum familiae" von mangelndem
Glauben betroffen sein kann, dass es jedoch "weit über den Bezug auf die Nichtigkeitsgründe
hinausgeht". Und der Papst vermerkt, dass das "bonum familiae" auch mit einer Eheannullierung
"nicht völlig ausgelöscht" wird – herkömmlich gilt ja auch dass eine Annullierung die etwaigen
Kinder ehelich belässt.
- Näherhin spricht der Papst an, dass die Lebenslagen, die mit einer Eheannullierung einhergehen, nicht allein eine juristische Betrachtung erfordern: beispielhaft nennt er einen klagenden Mann, der mit neuer Frau keinen positiven Entscheid hat, oder eine nichtklagende Frau, die allein mit den Kindern von deren Vater getrennt lebt und auch nach positivem Entscheid weiter leidet. Angesichts eines Eindrucks, dass bei manchen Lebenslagen eine Antwort "manchmal sogar unmöglich" scheint, empfiehlt der Papst sein Schreiben als ein "nützliches Werkzeug".
Für die kirchliche Gerichtsbarkeit sowie für die pfarrliche und anderweitige Familienpastoral mahnt Franziskus an: "Die Phantasie der Nächstenliebe muss die dem Evangelium entsprechende Einfühlsamkeit gegenüber den Familientragödien fördern, deren Protagonisten nicht vergessen werden dürfen."
* * *
Überdies hat Papst Franziskus in seiner Ansprache dafür geworben, dass die Bischöfe übernehmen, was ihnen die päpstliche Eheprozessreform von 2015 ermöglicht: in einem verkürzten Prozess – freilich nach einer geeigneten Voruntersuchung, deren Dauer nicht benannt ist – das Richteramt persönlich auszuüben.
Dabei bedauerte der Papst, dass – in manchen Regionen – Bischöfe es an Mut fehlen lassen oder Widerstand erfahren beim verkürzten Prozess. Und Franziskus dankte Msgr. Pio Vito Pinto, der demnächst 80jährig aus dem Amt als Dekan der Rota ausscheiden wird, dass dieser mit der ihm eigenen Beharrlichkeit für den verkürzten Prozess eintrat.
* * *
Ein Bericht zur Rota-Ansprache findet sich in deutscher Sprache nicht allein bei der römischen Agentur "vaticannews". Berichte angeboten haben auch die kirchenbezogenen Agenturen "KNA" für Deutschland und "kathpress" für Österreich, wie Übernahmen bei "domradio.de" und "kath.net" zeigen. Bei "katholisch.de" hat die Ansprache 2021 bislang keine Erwähnung gefunden (Stand: 18.02.2021).
Für "ksta.de" aus dem nichtkirchlichen Bereich schien im Anschluss an die Agentur "afp" nicht der Inhalt wichtig, sondern einzig ein anderer Punkt: dass der Papst seinen Ischias einen ungebetenen Gast nannte, dessentwegen er die Ansprache im Sitzen hielt.