Jahresempfang 2023
Jahresempfang 2023
Tätigkeitsbericht für 2022 vorgelegt
Erstmals seit 2019 ergab es sich am 7. Februar 2023, dass Kardinal Rainer Maria Woelki des Jahres im Kreis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Offizialats den Bericht über deren Dienst im vergangenen Kalenderjahr entgegennahm. Zwanzig Personen waren es diesmal, darunter vier Nebenamtler und ein Pensionär, die hierzu mit ihrem Erzbischof im Maternushaus zusammenkamen.
Die Erhellung und Entscheidung, ob man als getrennter Ehepartner von seiner gescheiterten Ehe förmlich frei ist gegenüber der katholischen Kirche, wurde im vergangenen Jahr deutlich weniger nachgefragt als zuvor. Das bedauerte Offizial Dr. Peter Fabritz bei seiner Vorstellung der Zahlen. Immerhin lässt sich damit erhoffen, dass die übrigen Verfahren zügiger verlaufen. Jedes Verfahren erfordert allerdings einen sehr sorgsamen Umgang mit den Betroffenen. Der Offizial bekräftigte überdies das Bemühen, den tieferen Sinn der kirchlichen Eheverfahren aufzuzeigen – in persönlicher Begegnung und auch mit den pastoralen Gremien und Einrichtungen; zu fachlichem Austausch sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Offizialats gerne bereit.
Kardinal Woelki dankte sehr für die geleistete Arbeit. Zur Pflege des Kirchenrechts zeigte der Erzbischof sich bewusst, dass seine kuriale Verwaltung einer vermehrten kirchenrechtlichen Expertise aus eigener Kraft bedarf. Zudem erläuterte der Kardinal seine ernste Sorge, wie bei den gesellschaftlichen Veränderungen das kirchliche Aufbauen auszurichten ist, um einen katholischen Glauben wirklich zu ermöglichen.
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Seit 1996 gibt es beim Kölner Offizialat einen Jahresempfang mit dem Erzbischof: Die Idee hierzu hatte der damalige Offizial Dr. Günter Assenmacher bald nach seinem Amtsantritt als Leiter des kirchlichen Gerichts dem damaligen Erzbischof unterbreitet mit Hinweis auf die Eröffnung des Jahres bei der Rota Romana. Kardinal Joachim Meisner war gerne darauf eingegangen mit der Maßgabe, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keine lehrhafte Ansprache wie der Papst zu halten. Gesichtspunkte des eigenen Dienstes werden beim Kölner Jahresempfang allerdings durchaus vertieft, nämlich durch Beiträge und Vorträge aus dem eigenen Kreis.
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Beim diesjährigen Jahresempfang referierte Diözesanrichter Michael Rösner-Peters: "Das Kölner Offizialat und sein Ort. Anmerkungen zum Dienst des kirchlichen Gerichts". Gegenstand des Vortrags war zunächst ein Rückblick auf die Überlieferungen zu den historischen Orten des Offizialats, das seit 2021 in das Kurienhaus umgezogen ist, sowie ein Blick auf den heutigen Umfang von Aufgaben, Räumen und Personal. Daran angeschlossen wurden zwei Impulse für eine Vergewisserung im Verständnis des Offizialats.
- Die historischen Orte des Offizialats waren letztlich wohl zwei: Seit seiner erneuten Errichtung im 19. Jahrhundert befand sich das Offizialat zumeist auf dem Gelände der auch heutigen bischöflichen Residenz zwischen der Gereonstraße und der heutigen Victoriastraße. Gerade in neuerer Zeit wurde das Offizialat einzig ein "geistliches" Gericht; nach innerkirchlichem Recht entscheidet es auf Antrag zum Status eines Kirchenglieds. Seit dem 13. Jahrhundert, wo das Amt des Offizials seinen Anfang hatte, und bis zur Säkularisation hatte das Offizialat seinen Ort auf der südlichen Seite des Domhofs d.h. des heutigen Roncalliplatzes. Denn an dieser Stelle lag seit dem 12. Jahrhundert der bischöfliche Palast, wo das "Officialgericht" schließlich noch verblieb, seit das – einfachhin "Saal" genannte – Gebäude dieses Palasts im 17. Jahrhundert abgerissen wurde. Mit seinem Umzug im Jahr 2021 kam das Offizialat also ziemlich genau an den Ort, den es schon im Mittelalter hatte.
- Seine "Kundenprozesse" betreibt das Kölner Offizialat derzeit mit 17 hauptamtlichen Personen bzw. rund 14 "Mitarbeiterkapazitäten". Seit dem Umzug in das Kurienhaus umfassen seine Diensträume 13 Büros und zudem 2 Anhörungszimmer und 1 Besprechungszimmer (diese mit 100 Regalmetern Fachliteratur), 1 Geschäftszimmer (mit einer Räumlichkeit zur Akteneinsicht), 1 Wartezimmer, 1 Aktenraum, 1 Archivraum. Rund 300 Regalmeter bislang archivierter Akten, deren älteste erhaltene Stücke vom Beginn des 20. Jahrhunderts sind, hatte der damalige Offizial im Sommer 2020 mit Hilfe von vier Mitarbeitern zum Historischen Archiv des Erzbistums gebracht, bis zur Verfahrensnummer 14500.
- Der erste Impuls des Vortrags zielte darauf, dass das Offizialat eine kuriale Einrichtung ist, deren "Kundenprozesse" von einer höchst persönlichen Art sind. Denn die "Kunden" des Offizialats sind konkrete Menschen, die mit ihrer Ehe ein Scheitern erfahren haben; dabei möchten sie als Glied der Kirche förmlich freier sein, in aller Regel zugleich persönlich vor Gott, und so erhoffen sie einen kirchlichen Zuspruch. Dabei muss man sehr beachten, dass die getrennten Eheleute bildlich gesprochen stets ein Auswärtsspiel haben in den Verfahren des Offizialats, auch wenn sie – was durchaus ratsam ist – das Angebot eines orientierenden Vorgesprächs im Offizialat genutzt haben.
- Der zweite Impuls zielte darauf, das Offizialat näherhin als einen Ort mit kirchenrechtlicher Expertise bewusst zu machen: d.h. dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter es kennen, strukturiert-gleichförmig mit einem Regelwerk umzugehen in persönlicher Anschauung der betroffenen Menschen; eine solche Praxis vermindert Willkür und fördert Gerechtigkeit.
Insgesamt blickt das Kölner Offizialat inhaltlich auf eine offene Zukunft: sie hängt von demographischen Umständen ab; und sie hängt davon ab, wie das religiöse Klima sich entwickelt, wie ein- oder mehrdimensional in der Kirche ein angemessener Umgang mit Scheidung und Wiederheirat gesucht wird, und wie das Projekt der Bischofskonferenz für innerkirchliche Straf- und Verwaltungsverfahren verläuft. Das Offizialat blickt überdies räumlich auf eine offene Zukunft; denn das jetzige Kurienhaus soll einem Neubau weichen im Rahmen des Projekts der Historischen Mitte in der Stadt Köln.