Die polnischen Oberhirten schrieben im Jahr 1965 ihren deutschen Mitbrüdern einen Hirtenbrief, der Geschichte machte. Sie formulierten in deutscher Sprache: "Gewähren [wir] Vergebung und bitten um Vergebung." Der Brief liegt im Historischen Archiv des Erzbistums Köln und wurde nun anlässlich seiner ersten Reise nach Polen restauriert.
Das Stiftungszentrum des Erzbistums Köln förderte die Maßnahme. Der polnische Generalkonsul Jan Sobzcak (im Bild links) und der Leiter des Historischen Archivs, Dr. Ulrich Helbach (Bild rechts), trafen sich bei der Rückgabe des Briefes in Köln und tauschten sich über die historische Dimension des Hirtenschreibens aus.
Schuldzuweisungen durchbrochen
Die Kirchen hätten in Zeiten des Kalten Krieges ein Zeichen für "ungewöhnlichen Mut" gesetzt, schrieben zum 50. Jahrestag der Veröffentlichung des Hirtenbriefes auch die Präsidenten Deutschlands und Polens Joachim Gauck und Andrzej Duda. Die polnischen Bischöfe durchbrachen mit ihrem Schreiben die Schuldzuweisungen zwischen den vom Krieg zerrütteten Nationen und halfen damit, das Klima der Feindseligkeit zwischen Deutschen und Polen zu überwinden.
Der spätere Papst unterzeichnete Versöhnungsbrief
Gegen die Stimmung in der eigenen Gesellschaft, etwa sechs Millionen Polen ließen im Zweiten Weltkrieg ihr Leben, setzten die polnischen Bischöfe am Ende des Konzils auf Aussöhnung und Dialog mit ihren Amtsbrüdern und insbesondere den Deutschen, die im Westen lebten. Alle Bischöfe Polens unterschrieben damals das Dokument, an vierter Stelle der Kardinal von Krakau, Karol Wojtyla, der 13 Jahre später vom Balkon der päpstlichen Loggia rief: "Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Türen weit auf für Christus! Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme."